Erstmals seit acht Jahren kein Bundesligist im Halbfinale der Champions League. Tuchel kritisiert erneut Ansetzung des Hinspiels.

Monaco. Aus der Traum: Borussia Dortmund ist trotz „Einpeitscher“ Marc Bartra in einem vom Bombenanschlag auf den Teambus überschatteten Champions-League-Viertelfinale gegen AS Monaco gescheitert. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel unterlag in ihrem 100. Auftritt in der Königsklasse im Rückspiel im Fürstentum 1:3 (0:2), das Hinspiel hatte der BVB keine 24 Stunden nach dem Attentat 2:3 verloren. „Das war das unnötigste Spiel in der Champions-League-Geschichte“, kritisierte Tuchel erneut.

Damit steht erstmals seit acht Jahren kein Bundesligist im Kampf um Europas Fußball-Krone in der Runde der besten Vier. Dortmund hatte zuletzt 2013 das Halbfinale erreicht. Neben einer schwachen ersten Halbzeit waren Tuchels falsche Wahl beim Personal und System mitentscheidend für das Aus. Das Tor von Marco Reus (48.) war zu wenig. Monaco träumt derweil nach den Treffern der Stürmer Kylian Mbappé (3.), Radamel Falcao (17.) und Valère Germain (81.) vom zweiten Finaleinzug in der Champions League nach 2004.

Tuchel moniert kompliziertes BVB-Spiels

„Wir haben unser höchstes Niveau heute nicht erreicht. Ich habe viele technische Fehler von der ersten Sekunde an gesehen, viele Positionsfehler. Wenn du so viele Fehler machst, ist es schwer Sicherheit zu bekommen“, sagte Tuchel im ZDF: „Wir waren vorne zu kompliziert und hatten hinten keinen Mut, nachzurücken. Das hat in der Summe nicht gereicht.“ Bei Sky legte er nach: „Wir waren zu fehlerhaft im Pass- und Kombinationsspiel. Uns fehlte der Biss.“

Reus stimmte seinem Trainer zu: „Vor allem in den ersten 25 Minuten hatten wir keine Zuordnung bei den Flanken. Dann hatten wir vorne ein paar gefährliche Situationen. Wenn der Ball dann reingeht, läuft das Spiel vielleicht ein bisschen anders“. Zum Hinspiel und den Ereignissen rund um die Partie sagte der Nationalspieler: „Das macht eine Menge aus, natürlich ist das so. Aber wir hatten auch ganz normal die Chance weiterzukommen.“

Bartra spricht in Kabine zum BVB

Der achtmalige deutsche Meister hatte zur Unterstützung extra den bei dem Anschlag an Arm und Hand verletzten Bartra einfliegen lassen. Der Spanier richtete vor dem Anpfiff einige Worte an die Mannschaft. „Marc bekommt heute die letzte halbe Minute in der Kabine. Mal sehen, was er daraus macht“, verriet Tuchel vor dem Spiel. „Er hat uns gesagt, dass noch nichts verloren ist und wir kämpfen sollen“, sagte Reus über den Inhalt von Bartras Ansprache.

Seine Mannschaft hatte der Coach mit einigen Überraschungen auf den Rasen des Stade Louis II geschickt. Kapitän Marcel Schmelzer und Ousmane Dembélé saßen nur auf der Bank, für sie rückten der länger verletzte Erik Durm und Europameister Raphael Guerreiro in die in einem 3-4-2-1-System angeordnete Startformation. Kritik an der Aufstellung wollte Tuchel nicht gelten lassen. „Wir haben mit diesem System schon überragende Spiele, auch in der Champions League, gemacht.

Polizei hält BVB-Bus ohne Grund auf

Für Verärgerung bei Tuchel sorgte vor Spielbeginn das Verhalten der Polizei. Diese hinderte den BVB-Mannschaftsbus ohne Angaben von Gründen an der Abfahrt zum Stadion. „Wir wussten nicht, was los war. Diese Viertelstunde sorgt dafür, dass wir nicht an Fußball denken konnten, obwohl wir eigentlich gut auf das Spiel vorbereitet waren“, sagte Tuchel bei Sky.

Als die Begegnung mit fünfminütiger Verspätung begann, leisteten sich die Gäste in der Anfangsphase haarsträubende Fehler. Durm ließ Benjamin Mendy laufen, auch Lukasz Piszczek griff den Außenverteidiger nicht an. Dessen Schuss ließ Torhüter Roman Bürki vor die Füße von Mbappé prallen, der aus kurzer Distanz einschob. „Es war eine Fehlerkette bis zum Torwart“, analysierte Tuchel. Das erst 18 Jahre alte französische Wunderkind hatte schon im Hinspiel doppelt getroffen.

Nach dem Gegentor musste der BVB mindestens drei Treffer erzielen – und gegen die nicht immer sattelfeste Abwehr der Gastgeber ergaben sich Chancen. Reus scheiterte an Torhüter Danijel Subasic (10.), Nuri Sahin schlenzte einen Freistoß an den Innenpfosten (14.).

Dortmund defensiv hanebüchen

Doch gegen die offensivstarken Monegassen, die in der Liga in 32 Spielen bemerkenswerte 90 Tore erzielt haben, offenbarte auch die BVB-Defensive große Probleme. Beim zweiten Gegentreffer durch Falcao ließ Weltmeister Matthias Ginter den Star-Stürmer der Gastgeber unbedrängt einköpfen. Tuchel hatte genug gesehen und korrigierte nach 27 Minuten seine Aufstellung. Für den schwachen Durm kam Dembélé, das System wechselte in ein 4-2-3-1.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs kam Schmelzer für den bis dahin guten Sahin und der BVB zum Anschluss. Eine schöne Vorarbeit von Dembélé verwertete Reus. Dortmund bewies Moral und spielte beherzt nach vorne. Monaco blieb bei den Kontern aber stets gefährlich, Germain überwand 22 Sekunden nach seiner Einwechslung Bürki.