Hamburg. War es das für Bayer-Trainer Roger Schmidt? Werder atmet durch – und der HSV profitiert von einem neuen Rekord-Club.

Dank des späten Aufwachens von 1899 Hoffenheim im Spiel gegen Ingolstadt kann auch der Hamburger SV mit etwas weniger Druck in sein Heimspiel an diesem Sonntag gegen Hertha BSC Berlin (17.30 Uhr) gehen. Denn wenn die Ingolstädter ihre Führung über die Zeit gerettet hätten, wäre der HSV auf Platz 17 der Fußball-Bundesliga abgerutscht. Der Sonnabend wird für als einer der torreichsten in der Saison in die Geschichte eingehen. Dabei zeigten sich die Hoffenheimer und Borussia Dortmund besonders offensivstark. In Leverkusen dürfte nach dem 2:6 in Dortmund der Stuhl von Trainer Roger Schmidt noch weiter ins Wackeln kommen.

Dortmunds berauschende Generalprobe für Benfica

Borussia Dortmund ist für das knifflige Achtelfinale in der Champions League gegen Benfica Lissabon bestens gerüstet. Vier Tage vor dem Duell mit den Portugiesen, bei dem das 0:1 aus dem Hinspiel aufgeholt werden muss, feierte der Revierclub beim 6:2 (2:0) über Bayer Leverkusen eine berauschende Generalprobe. Dank der Tore von Ousmane Dembélé (6.), Pierre-Emerick Aubameyang (26./69.), Christian Pulisic (77.), André Schürrle (85./Foulelfmeter) und Raphael Guerreiro (90.+2) festigte das Team von Trainer Thomas Tuchel den dritten Tabellenplatz.

Aubameyang hatte sich den "Swoosh" seines privaten Sponsors Nike in die Frisur schneiden und färben lassen – was Ärger provozierte: Sportdirektor Michael Zorc sagte bei Sky: „Wenn ich das richtig interpretiere, dann ist das sein persönlicher Sponsor. Ich sehe das jetzt zum ersten Mal, das muss man nicht häufig wiederholen. Wir werden das besprechen.“

Dagegen geraten die Europapokal-Plätze für Leverkusen trotz der Treffer von Kevin Volland (48.) und Wendell (74.) in weite Ferne. Nach der dritten Pflichtspiel-Niederlage in Serie dürfte die Kritik an der Arbeit von Coach Roger Schmidt weiter zunehmen. Schmidt sagte: „Das ist auch eine Frage von Qualität. Gucken sie sich die Stürmer von Borussia Dortmund an. Die werden jedem großen Verein in Europa gerecht. Vielleicht könnte das auch eine Sturmreihe von Bayern München, Real Madrid oder Barcelona sein.“

Gladbach schlägt Schalke 4:2

Mit einem klaren Sieg hat Borussia Mönchengladbach erneut seine starke Form bestätigt. Das Team von Trainer Dieter Hecking feierte den vierten Pflichtspielerfolg in Serie. Vor 54.014 Zuschauern im Borussia-Park hatte Fabian Johnson mit einem Doppelpack (28./65. Minute) großen Anteil daran. Zwar glich Nabil Bentaleb per Foulelfmeter (38.) zwischenzeitlich aus, doch nach der Pause sorgten Oscar Wendt (67.) und Raffael (76.) für den klaren Sieg. Leon Goretzkas Treffer zum 2:4 (82.) kam zu spät. Bereits am Donnerstag treffen die beiden Clubs in der Europa League wieder aufeinander.

Sieg in Köln: Bayern enteilt RB Leipzig

Der FC Bayern München hat die Gunst der Stunde und den Patzer von Verfolger RB Leipzig genutzt. Nach dem 3:0 (1:0)-Erfolg beim 1. FC Köln wuchs der Vorsprung der Star-Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti an der Tabellenspitze auf sieben Punkte vor Leipzig an.

Kölns Yuya Osako, eingekeilt von Philipp Lahm und Javier Martinez
Kölns Yuya Osako, eingekeilt von Philipp Lahm und Javier Martinez © dpa | Federico Gambarini

Javi Martinez in der 25. Minute, Juan Bernat (48.) und Franck Ribéry (90.) beendeten mit ihren Treffern die tolle Serie der Gastgeber, die zuvor seit dem 10. April 2016 keine Heimbegegnung mehr verloren hatten.

Hoffenheim eilt von Rekord zu Rekord

Dank Doppel-Torschütze Adam Szalai und Joker Andrej Kramaric hält 1899 Hoffenheim Kurs auf die erste Europacup-Teilnahme der Clubgeschichte. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann tat sich beim 5:2 (1:1) gegen den FC Ingolstadt lange schwer, festigte am Ende aber den vierten Tabellenplatz. Trainer Julian Nagelsmann sagte: „Ab der 65. Minute haben wir guten Fußball gespielt. Das war dann auch der Schlüssel. Wenn wir so wie in den ersten 60 Minuten weitergespielt hätten, dann wäre es eng geworden.“

Hoffenheims Kevin Vogt und Ingolstadts Dario Lezcano kämpfen um den Ball
Hoffenheims Kevin Vogt und Ingolstadts Dario Lezcano kämpfen um den Ball © dpa | Uwe Anspach

Vor nur 23.028 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena trafen der künftige Bayern-Profi Sebastian Rudy (17. Minute), Szalai (62./77.), der eingewechselte Kramaric (79.) und der Ex-Ingolstädter Benjamin Hübner (88.) für die Kraichgauer. Es war das zwölfte Jokertor der Hoffenheimer in dieser Spielzeit – Ligabestwert. Almog Cohen war der zwischenzeitliche Ausgleich (38.) für die Oberbayern gelungen, die weiter auf dem vorletzten Rang liegen. Zudem erzielte TSG-Abwehrspieler Niklas Süle ein Eigentor (60.). Damit blieb Hoffenheim im zwölften Heimspiel hintereinander ungeschlagen - Vereinsrekord.

Gomez traf bei Jonkers Wolfsburger Einstand

Der Trainerwechsel hat sich für den VfL Wolfsburg noch nicht voll ausgezahlt. Mit dem 1:1 (1:1) beim FSV Mainz 05 gelang dem neuen Chefcoach Andries Jonker bei seinem Bundesliga-Debüt für den vom Abstieg bedrohten niedersächsischen Club nur ein Teilerfolg.

Mario Gomez feiert sein Tor
Mario Gomez feiert sein Tor © Bongarts/Getty Images | Alexander Scheuber

Mario Gomez (20. Minute) brachte die Gäste in Führung, die Jhon Cordoba (24.) ausgleichen konnte. Der 54-jährige Niederländer Jonker ist nach Dieter Hecking und Valérien Ismaël der dritte Trainer des VfL in dieser Saison. Mario Gomez traf nach 20 Minuten per Kopf nach einer Ecke. Das Ergebnis hielt aber nicht lange: Nach tollem Solo von Levin Öztunali schob Jhon Cordoba den Ball nur vier Minuten später ins leere Wolfsburger Tor. Wolfsburg bleibt mit nur 23 Punkten mitten drin im Abstiegskampf.

Werder gnadenlos gegen Torsten Frings

Werder Bremen hat Torsten Frings die Rückkehr ins Weserstadion vermiest. Der im September als Co-Trainer der Bremer beurlaubte Frings kassierte als Chefcoach des Bundesliga-Letzten Darmstadt 98 eine unglückliche 0:2 (0:0)-Niederlage.

Doppeltorschütze Max Kruse
Doppeltorschütze Max Kruse © dpa | Carmen Jaspersen

Während die Bremer durch den dritten Sieg in Serie erneut drei wichtige Zähler im Kampf gegen den Abstieg feierten, besteht für die auswärts weiter punktlosen Darmstädter trotz guter Leistung kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt. Werder siegte durch zwei Tore von Max Kruse per Foulelfmeter (75. Minute) und nach einem Konter (90.+2). Vor dem Spiel des Hamburger SV am Sonntag liegt Bremen fünf Punkte über dem Relegationsrang. Frings wurde vor seinem siebten Spiel als Erstliga-Chefcoach mit lautem Applaus von den Bremer Zuschauern begrüßt – und er winkte noch kurz vor dem Anpfiff lässig zurück.