Athen/Hamburg. Slowene setzt sich im ersten Wahlgang gegen van Praag durch. Platini kämpft und grinst zum Abschied. Grindel poltert wegen Beckenbauer.

Der neue Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) heißt Aleksander Ceferin. Der Slowene setzte sich am Mittwoch beim Uefa-Kongress in Athen im ersten Wahlgang mit 42:13 Stimmen aus den 55 Mitgliedsverbänden gegen seinen Herausforderer Michael van Praag aus den Niederlanden durch. Ceferin ist damit Nachfolger des gesperrten Ex-Präsidenten Michel Platini (Frankreich), der sich mit einer Rede noch einmal persönlich verabschieden durfte.

Die Uefa-Präsidenten seit 1954

1954 bis 1962

Ebbe Schwartz (Dänemark)

1962 bis 1972

Gustav Wiederkehr (Schweiz)

1972 bis 1973

Sandor Barcs (Ungarn/ad interim)

1973 bis 1983

Artemio Franchi (Italien)

1983 bis 1990

Jacques Georges (Frankreich)

1990 bis 2007

Lennart Johansson (Schweden)

2007 bis 2015

Michel Platini (Frankreich/seit 8. Oktober 2015 gesperrt)

ab 14.09.2016

Aleksandar Ceferin (Slowenien)

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Abendblatt.de hält Sie über den Uefa-Kongress auf dem Laufenden:

Grindel freut sich über klaren Sieg Ceferins

DFB-Boss Reinhard Grindel hat Ceferins Wahl ausdrücklich begrüßt. "Das ist ein so gutes Ergebnis, dass ich keinen Zweifel haben, dass Aleksander Ceferin wirklich die breite Unterstützung aller Nationalverbände hat, um seine Arbeit aufzunehmen", sagte Grindel.

Unterlegen: Michael van Praag
Unterlegen: Michael van Praag © dpa

"Ceferin wird natürlich an seinen Taten gemessen", sagte Grindel: "Ich freue mich über sein ganz klares Bekenntnis zur 'Good Governance', Compliance und Nachhaltigkeit."

Das deutliche Wahlergebnis zeige, "dass der Wunsch nach einer grundlegend neuen Dynamik von außerhalb des Uefa-Exekutivkomitees sehr breit vorhanden war", sagte Grindel weiter: "Es ist für den DFB wichtig, dass sich unsere Inhalte auch in seinem Programm wiederfinden." Zum neuen Uefa-Chef habe der Weltmeister-Verband ein "gutes, gewachsenes Verhältnis".

Ceferin gewinnt die Wahl

Aleksander Ceferin (M.) vor der Wahl in Athen
Aleksander Ceferin (M.) vor der Wahl in Athen © Reuters

Der Slowene Aleksander Ceferin hat die Wahl gewonnen und ist somit neuer Uefa-Präsident. Der 48-Jährige setzte sich iim ersten Wahlgang mit 42:13 Stimmen gegen Michael van Praag (68) durch. Ceferins Amtszeit läuft bis 2019.

"Ich bin kein Träumer, ich bin Pragmatiker", sagte Ceferin: "Wir sind die Wächter eines wunderschönen Spiels. Ich bin dankbar, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Das ist eine große Verantwortung." Er sei "kein Showman" und habe "keine Ego-Probleme", sagte der neue Uefa-Chef: "Ich bin in der Lage, Projekte umzusetzen, die die Uefa auf ein höheres Niveau bringen." Über den europäischen Fußball blase "der Wind des Wandels".

Der Milliarden-Verband habe "es mit dem Anfang einer neuen Epoche zu tun", sagte Ceferin: "Es geht nun um eine Ära der Stabilität. Es ist das Ende des Zeitalters der Privilegien. Ich bin ein Team-Player, der mit Leidenschaft arbeitet." Ganz oben auf der Agenda stehe die "gute Regierungsführung" und die "Transparenz", kündigte er an: "Wir sollten mit der Politik, mit den Intrigen aufhören. Der Fußball kommt an erster Stelle."

Italienerin rückt in Fifa-Council auf

Die Italienerin Evelina Christillin sitzt künftig für die Uefa im Council der Fifa. Die 60-Jährige wurde ohne Gegenkandidaten per Akklamation gewählt. In ihrer Laufbahn gehörte Christillin unter anderem von 2001 bis 2005 dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) an.

Platini will gegen Sperre vorgehen

Michel Platini will weiter gegen seine Sperre vorgehen. "Ich habe ein ruhiges Gewissen und bin überzeugt, keinen einzigen Fehler gemacht zu haben", sagte der 61-Jährige während seiner emotionalen Abschiedsrede: "Ich werde meinen Kampf vor den Gerichten fortsetzen."

Der frühere Weltstar ist seit Oktober 2015 gesperrt. Zuletzt bestätigte der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sanktion der Fifa-Ethikkommission im Grundsatz und verkürzte die Sperre auf nur noch vier Jahre, was Platini die Fortsetzung seiner Karriere dennoch unmöglich macht.

Au revoir: Michel Platini bei seiner Abschiedsrede beim Uefa-Kongress
Au revoir: Michel Platini bei seiner Abschiedsrede beim Uefa-Kongress © Reuters

"Es ist eine große Freude, und ich mache das mit großen Emotionen, hier zu Ihnen sprechen zu können", sagte Platini, der nur dank einer Ausnahmereglung der Ethikkommission in Griechenland sprechen durfte.

Um 9.01 Uhr betrat der Europameister von 1984 die Bühne des Kongresses mit einem Grinsen im Gesicht. "Sie werden diese wunderbare Mission ohne mich fortsetzen", sagte Platini mit viel Pathos in Richtung der Delegierten aus den 55 Uefa-Verbänden: "Ich sage Ihnen 'Danke' für die neun Jahre als Präsident. Wir haben gut gearbeitet. Ich bin stolz. Mein Mandat läuft heute ab. Ich wünsche dem neuen Präsidenten viel Erfolg auf dem Weg."

Auch denen, die ihn nicht unterstützt haben, dankte Platini: "Ich nehme es Ihnen nicht übel. Es ist nicht schlimm." Im Anschluss an Platinis Auftritt applaudierten die Uefa-Delegierten.

Grindel distanziert sich vom WM-Komitee

DFB-Chef Reinhard Grindel hat die versteckte Millionen-Zahlung an Franz Beckenbauer aus dem Budget der WM 2006 scharf kritisiert. „Es war bekannt, dass Franz Beckenbauer im Umfeld der WM 2006 als Werbeträger für Oddset tätig war. Es war uns bis Montagnachmittag nicht bekannt, dass er dafür die beachtliche Summe von 5,5 Millionen aus dem Topf für die Organisation der WM 2006 erhalten hat. Man kann vor diesem Hintergrund sicher nicht davon sprechen, dass seine Tätigkeit im OK ehrenamtlich war“, sagte Grindel am Rande des Uefa-Kongresses. Beckenbauer hatte stets betont, ehrenamtlich als WM-Cheforganisator zu arbeiten.

Grindel distanzierte sich erneut von den damals verantwortlichen DFB-Funktionären. „Für mich ist völlig unverständlich, warum die Mitglieder des damaligen Organisationskomitees diese These über einen so langen Zeitraum vertreten haben. Für mich ist dieser ärgerliche Vorgang ein neuerlicher Beleg, dass das WM-OK auf Abschottung gesetzt hat, dass dort keine Transparenz geherrscht und die Öffentlichkeit in Teilen auch getäuscht worden ist. Das verurteile ich.“

Am Dienstag war durch Medienberichte bekannt geworden, dass Beckenbauer den Betrag aus dem für die WM-Organisation gedachten Sponsorengeld von Oddset erhalten habe. Versteuert wurde die Zahlung durch den DFB erst vier Jahre nach der WM. Beckenbauer soll die Schuld im März 2011 beglichen haben. Eine Stellungnahme von Beckenbauer gab es bislang nicht.