BVB-Kapitän hat schlaflose Nächte. Herthas Trainer poltert gegen Reporter. Gündogan fehlt bei Feier vor der Fankurve. Starke ARD-Quote.

Auch im zweiten Halbfinale des DFB-Pokals ist die Überraschung ausgeblieben: Nach großen Tamtam im Vorfeld ist Gastgeber Hertha BSC am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund ohne Chance geblieben und musste nach einem 0:3 (0:1) im Duell der Fußball-Bundesligisten den Finaltraum im heimischen Olympiastadion platzen lassen. Stattdessen stehen sich am 21. Mai in Berlin zum vierten Mal die Dortmunder und Bayern München gegenüber. Die Tore für den BVB schossen Gonzalo Castro (21.), Marco Reus (75.) und Henrikh Mkhitaryan (83.).

Hertha gegen Dortmund

Berlins Genki Haraguchi und Dortmunds Gonzalo Castro kämpfen um den Ball
Berlins Genki Haraguchi und Dortmunds Gonzalo Castro kämpfen um den Ball © dpa | Annegret Hilse
Torwart Rune Jarstein, Mitchell Weiser und Niklas Stark klären gerade noch gegen Marcel Schmelzer
Torwart Rune Jarstein, Mitchell Weiser und Niklas Stark klären gerade noch gegen Marcel Schmelzer © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Dortmunds Adrian Ramos spielt den Ball
Dortmunds Adrian Ramos spielt den Ball © dpa | Annegret Hilse
Lukasz Piszczek und Genki Haraguchi im Duell
Lukasz Piszczek und Genki Haraguchi im Duell © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Salomon Kalou (r.) im Duell mit Mats Hummels
Salomon Kalou (r.) im Duell mit Mats Hummels © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Gonzalo Castro trifft zum 0:1
Gonzalo Castro trifft zum 0:1 © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Henrich Mchitarjan muss beim 0:3 nur noch den Fuß hinhalten
Henrich Mchitarjan muss beim 0:3 nur noch den Fuß hinhalten © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Salomon Kalou beisst in den Rasen
Salomon Kalou beisst in den Rasen © Bongarts/Getty Images | Boris Streubel
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Hummels plaudert aus dem Nähkästchen

Dortmunds Kapitän Mats Hummels hat nach der Partie äußerst freimütig über die Planung seiner persönlichen Zukunft gesprochen. "Ich habe mir ein Datum gesetzt. Das behalte ich aber für mich, weil ich befürchte, dass es nicht leicht wird, es einhalten zu können. Es ist eine sehr schwierige Entscheidung. Wenn ich sie irgendwann getroffen habe, dann werden alle verstehen, warum es so schwierig für mich ist. Das kostet mich seit einigen Wochen jede Nacht bestimmt eine halbe Stunde vor dem Einschlafen, weil mir das ganze Thema sehr nah geht. Ich kann es auch nicht ändern. Ich muss einfach schauen, was ich am Ende machen möchte.“, sagte Hummels bei "Sky".

Fühlt sich doch eigentlich ganz gut an: Hummels (2.v.l.) und Kollegen beim Feiern vor der Kurve
Fühlt sich doch eigentlich ganz gut an: Hummels (2.v.l.) und Kollegen beim Feiern vor der Kurve © Imago/Eibner

Der Einzug ins Endspiel hat für den 27-Jährigen enorme Bedeutung. "Hätten wir heute nicht das Finale erreicht, dann wäre aus einer sehr guten Saison eine enttäuschende geworden", sagte Hummels. "Jetzt stehen wir im Finale gegen Bayern. Wenn wir da eine gute Leistung abrufen, dann haben wir auf jeden Fall eine Chance. Das Aus in der Europa League tut immer noch weh. Mit dem Pokalsieg können wir aber sehr viel wieder gutmachen.“

Dortmund knackt in der ARD die Bayern

Das Livespiel Hertha gegen Dortmund hat der ARD den nächsten Saisonrekord für Übertragungen von Pokalspielen beschert. 9,09 Millionen Zuschauer bedeuteten für das Erste am Mittwoch den Tagessieg und einen Marktanteil (MA) von 29,6 Prozent.

Dadurch verbesserte die ARD ihren erst tags zuvor beim ersten Halbfinale zwischen Bayern München und Werder Bremen aufgestellten Saisonbestwert von 8,94 Millionen Zuschauern (MA: 28,7 Prozent) um 150.000 Zuschauer. Mehr Fans als die diesjährigen Vorschlussrundenspiele lockte bei ARD-Pokalübertragungen zuletzt im Vorjahr das Endspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Dortmund (3:1) vor die Bildschirme.

Hertha-Fans störten Dortmunder Nachtruhe

Noch mehr Ärger zwischen Berlin und Dortmund - und den gab es schon vor der Partie: Vor dem Halbfinale hatten Anhänger von Hertha BSC den gegnerischen Tross um die Nachtruhe gebracht. Aussagen des BVB zufolge zündeten Berliner Fans vor dem Dortmunder Hotel in der Nacht Böller und veranstalteten Autokorsos mit Hupkonzerten. "Wir sind zweimal aus dem Schlaf geschreckt", sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel in der ARD.

Nach dem souveränen 3:0-Erfolg war der Ärger der Gäste aber verflogen. "Wir haben die richtige Antwort gegeben", sagte Gonzalo Castro. Dortmund trifft im Pokalfinale am 21. Mai in Berlin auf Bayern München.

Tuchel drückt schon jetzt auf die Bremse

Thomas Tuchel zeigte sich nach Dortmunds Einzug ins Endspiel äußerst erleichtert. Der Coach weigerte sich jedoch, nur im Falle eines Finalsieges und somit eines Titelgewinns von einer gelungenen Saison zu sprechen. "Die Finalteilnahme ist sehr wichtig, das war auch unser Anspruch, ganz klar", sagte der Coach. "Aber ich bin nicht bereit, unser Saisonfazit davon abhängig zu machen, ob wir das Endspiel gewinnen", so Tuchel.

Der BVB-Chefcoach will seine Mannschaft vor dem Spiel gegen die Bayern so vorbereiten, dass "wir sie schlagen können und wir alles dafür geben, unser bestes Spiel zu machen." Allerdings müsse seine Mannschaft auch anerkennen, "dass in dem Finale einer verlieren wird, und dass auch wir das sein können."

Trotz starker Leistungen droht den Borussen eine Saison ohne Titel. In der Europa League sind die Westfalen in der vergangenen Woche denkbar knapp durch die 3:4-Rückspiel-Niederlage beim FC Liverpool ausgeschieden. In der Meisterschaft besteht angesichts von sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern München bei noch vier Spielen nur noch eine theoretische Chance. Im Pokalfinale ist die Titelchance noch am größten, allerdings stehen auch dort die Bayern im Weg.

Dardai poltert gegen Interviewer

Thomas Wagner hatte es nach dem Spiel nicht leicht. Als der "Sky"-Reporter von Pal Dardai wissen wollte, ob seine Mannschaft gegen Dortmund möglicherweise zu defensiv ausgerichtet gewesen sei, polterte der Hertha-Trainer drauf los: "Sorry, es gibt ein Limit. Wir spielen und geben alles, aber wir müssen jetzt nicht alles kaputtreden. Wenn Sie eine bessere Idee haben, dann nehme ich sehr gerne Unterricht von Ihnen. Kommen Sie zur Hertha und geben Sie uns eine bessere Lösung. Ein bisschen mehr Respekt bitte. Bitte stellen Sie bessere Fragen, sonst brauchen wir nicht diskutieren. Stellen Sie andere Fragen und dann werde ich vernünftig antworten. Ich verstehe Sie nicht mehr langsam. Meine Jungs haben gut gearbeitet und sind ans Limit gegangen. Sie können das an den Werten sehen. Jeder Spieler ist viel gelaufen. Wenn Sie das nicht gesehen haben, dann haben wir ein Problem."

Watzke ist sauer auf Dardai

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat nach Spiel verärgert auf die Ankündigung von Herthas Trainer Pal Dardai reagiert, sich von seiner möglichen Prämie für das Erreichen des Finals eine neue Uhr zu kaufen. "Als ich heute morgen gelesen habe, dass der gegnerische Trainer schon darüber philosophiert hat, welche Uhr er sich kauft, da wusste ich schon, dass wir heute eine gute Chance haben", wetterte der BVB-Boss nach dem Triumph der Dortmunder.

Watzke (l.) beim Halbfinale im Stadion neben Dortmunds Ligapräsident Reinhard Rauball und Innenminister Thomas de Maizière
Watzke (l.) beim Halbfinale im Stadion neben Dortmunds Ligapräsident Reinhard Rauball und Innenminister Thomas de Maizière © Witters

Watzke stichelte weiter gegen Dardai. "Ich schicke ihm jetzt eine BVB-Uhr, dann hat er noch ein Andenken an den Abend. Ich habe das als total deplatziert und respektlos empfunden", schimpfte der Geschäftsführer. Dardai hatte vor dem Halbfinale der "Bild"-Zeitung gesagt, dass er sich nach seinem ersten Bundesliga-Tor für die Hertha eine "richtige Uhr" gekauft hatte, die er heute noch trägt. Von der möglichen Final-Prämie würde er sich eine "etwas exklusivere und noch schönere Uhr" kaufen, so der Ungar.

Gündogan feierte nicht mit

Die Feierarie hatte schon fast etwas von Finalsieg: Nach dem Spiel zelebrierten die BVB-Profis ihren Erfolg ausgiebig vor der Dortmunder Fankurve. Doch einer fehlte vor den Augen der mehr als 10.000 aus dem Westen mitgereisten Anhänger - Ilkay Gündogan. Weshalb der möglicherweise vor einem Wechsel zu Manchester City stehende deutsche Nationalspieler sich nicht wie seine Mannschaftskollegen auf den Weg zum Gästeblock machte, ist nicht bekannt. Gegen die Hertha war Gündogan erst in der 77. Minute ins Spiel gekommen.

Statistik

Berlin: Jarstein - Weiser, Niklas Stark, Brooks, Plattenhardt - Skjelbred, Lustenberger - Kalou, Hegeler (62. Baumjohann), Haraguchi (65. Schieber) - Ibisevic. - Trainer: Dardai

Dortmund: Bürki - Piszczek, Hummels, Sven Bender - Weigl, Castro (77. Gündogan) - Mchitarjan, Schmelzer (84. Durm) - Kagawa, Reus - Ramos. - Trainer: Tuchel

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

Tore: 0:1 Castro (21.), 0:2 Reus (75.), 0:3 Mchitarjan (83.)

Zuschauer: 76.233 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Plattenhardt - Castro