Turin/London/Hamburg. Italiener bewerten Münchner Treffer als “irregulär“. Matthäus kanzelt Juventus ab, Vidal dankt den Tifosi. Schutzmaßnahmen für Kimmich.

Wie eine Woche zuvor der VfL Wolfsburg (3:2-Sieg nach 3:0-Führung bei KAA Gent) hat auch der FC Bayern München im Achtelfinale der Champions League eine noch bessere Ausgangsposition für das Rückspiel verspielt.

Der deutsche Fußball-Rekordmeister kam im Hinspiel am Dienstagabend bei Juventus Turin trotz 2:0-Führung am Ende nicht über ein 2:2 (1:0) hinaus.

Dabei sah es vor 41.332 Zuschauern in der ausverkauften Juventus Arena lange so aus, als könnte die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola tatsächlich erfolgreich ihr Heil in der Offensive suchen, um die Verlegenheitsabwehr zu entlasten.

Doch die Tore durch Thomas Müller (43.) und Arjen Robben (54.) wurden, begünstigt durch Fehler des 21 Jahre alten Aushilfsinnenverteidigers Joshua Kimmich, von Paulo Dybala (63.) und Stefano Sturaro (76.) egalisiert.

Im zweiten Dienstagsspiel setzte sich Titelverteidiger FC Barcelona mit 2:0 (0:0) bei Mesut Özils Arsenal London durch und steht somit bereits mit einem Bein im Viertelfinale. Beide Tore schoss Lionel Messi (71./84., Foulelfmeter).

Bayern verspielen den Sieg in Turin

Draxler zum ersten: In der 44. Minute kam Wolfsburg zur verdienten Führung
Draxler zum ersten: In der 44. Minute kam Wolfsburg zur verdienten Führung © imago/Belga | imago sportfotodienst
Draxler zum zweiten: In der zweiten Halbzeit lupft er elegant zum 2:0 ein
Draxler zum zweiten: In der zweiten Halbzeit lupft er elegant zum 2:0 ein © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Draxler zum dritten: Nach Spielende ist ihm die Erleichterung anzusehen, dass es trotz zweier Gegentore kurz vor Schluss gereicht hatte
Draxler zum dritten: Nach Spielende ist ihm die Erleichterung anzusehen, dass es trotz zweier Gegentore kurz vor Schluss gereicht hatte © dpa | Marius Becker
Noch zwei Torschützen: Der Genter Kums im Zweikampf mit Max Kruse
Noch zwei Torschützen: Der Genter Kums im Zweikampf mit Max Kruse © imago/Eibner | imago sportfotodienst
89. So viele Tore hat Ronaldo - Stand Mittwoch - in der Champions League bisher geschossen
89. So viele Tore hat Ronaldo - Stand Mittwoch - in der Champions League bisher geschossen © REUTERS | ALESSANDRO BIANCHI
Jesé (r.) hat noch nicht ganz so viele auf der Uhr, freuen darf er sich über das von ihm erzielte Tor zum Endstand von 2:0 trotzdem
Jesé (r.) hat noch nicht ganz so viele auf der Uhr, freuen darf er sich über das von ihm erzielte Tor zum Endstand von 2:0 trotzdem © REUTERS | TONY GENTILE
39. Minute: Courtois muss nach Freistoß hinter sich greifen, Paris Saint Germain geht in Führung
39. Minute: Courtois muss nach Freistoß hinter sich greifen, Paris Saint Germain geht in Führung © imago/Sportimage | imago sportfotodienst
Torschütze Zlatan Ibrahimovic jubelt
Torschütze Zlatan Ibrahimovic jubelt © dpa | Yoan Valat
Doch nicht lange: Wenige Minuten später, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gleicht Chelseas John Obi Mikel (l.) aus
Doch nicht lange: Wenige Minuten später, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gleicht Chelseas John Obi Mikel (l.) aus © imago/BPI | imago sportfotodienst
In der 78. Minute gelingt Cavani (r.) das Tor zum Endstand von 2:1 für Paris. Das Rückspiel in London findet am 9. März statt
In der 78. Minute gelingt Cavani (r.) das Tor zum Endstand von 2:1 für Paris. Das Rückspiel in London findet am 9. März statt © REUTERS | Gonzalo Fuentes
Das zweite Spiel des Abends - Benfica Lissabon gegen Zenit St. Petersburg - wäre beinahe, trotz großem körperlichen Einsatz...
Das zweite Spiel des Abends - Benfica Lissabon gegen Zenit St. Petersburg - wäre beinahe, trotz großem körperlichen Einsatz... © REUTERS | RAFAEL MARCHANTE
... auf beiden Seiten...
... auf beiden Seiten... © dpa | Jose Sena Goulao
Doch in der 90+1. Minute gelang Jonas doch noch ein Tor für Benfica. Das Rückspiel in St. Petersburg läuft ebenfalls am 9. März
Doch in der 90+1. Minute gelang Jonas doch noch ein Tor für Benfica. Das Rückspiel in St. Petersburg läuft ebenfalls am 9. März © dpa | Manuel De Almeida
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Abendblatt.de hält Sie über die Champions League auf dem Laufenden:

Fünf Bayern-Ultras festgenommen

15.56 Uhr: Vor dem Spiel in Turin sind fünf Münchner Ultras festgenommen worden (siehe auch Meldung von 13.38 Uhr). Die Mitglieder der Gruppe "Schickeria" sollen versucht haben, die Sperren beim Stadioneingang zu durchbrechen, berichtete die Polizei. Dabei wurden einige Stewards und fünf Polizisten verletzt. Gegen die Hooligans wurde ein Stadionverbot verhängt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Starke flankiert Kimmich am Flughafen

14.55 Uhr: Der Bayern-Tross ist wieder in München gelandet. Am Flughafen Franz Josef Strauß passierte unter anderem Joshua Kimmich das Terminal an der Seite von Ersatztorhüter Tom Starke.

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Vidal bedankt sich bei den Juve-Fans

14.05 Uhr: Für Arturo Vidal war das Spiel bei seinem Ex-Arbeitgeber eine emotionale Angelegenheit. Entsprechend gerührt zeigte sich der selbsternannte "Krieger" über den warmen Emfpang der Juventus-Fans, für den sich Bayerns Mittelfeldspieler artig bedankte. "Ein Tag voller Emotionen. Danke an alle Jeúventinos, ich liebe euch dafür", schrieb Vidal bei Twitter in Spanisch und Italienisch und ergänzte: "Wir sehen uns am 16. März." Dann steigt in München das Rückspiel.

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Ärger um Sicherheitskontrollen in Turin

13.38 Uhr: Vor dem Spiel in Turin haben strenge Sicherheitskontrollen bei den Bayern-Fans für Ärger gesorgt. Zahlreiche Anhänger schafften es Augenzeugen-Berichten zufolge erst etwa 25 Minuten nach Anpfiff auf die Tribünen des Juventus Stadiums. Nach Aussage des Fanbeauftragten des FC Bayern, Raimond Aumann, waren die umfangreichen Sicherheitskontrollen in Turin der Grund dafür. Fans berichteten von peniblen Ausweiskontrollen und Durchsuchungen.

Eine Juve-Sprecherin erklärte am Mittwoch auf Anfrage, es seien die üblichen, für eine Champions-League-Partie vorgesehenen Kontrollen durchgeführt worden. Für die Umsetzung seien aber Polizei und Sicherheitskräfte zuständig. In italienischen Stadien gelten generell strenge Sicherheitsvorkehrungen. So sind etwa die Tickets in der Regel personalisiert und beim Betreten des Stadions muss ein Ausweis gezeigt werden. Auch beim Königsklassen-Duell zwischen AS Rom und Real Madrid vergangene Woche gab es Berichte über lange Wartezeiten.

Vor einigen Jahren hat die italienische Regierung zudem die Fankarte eingeführt, mit der der Zutritt zu Auswärtsspielen streng geregelt wird. Die Fans in Italien protestieren deshalb immer wieder gegen die strengen Vorschriften. In dieser Saison demonstrieren etwa die Anhänger von Lazio Rom und AS Rom mit einem Teilboykott der Heimspiele der beiden Clubs gegen neue Sicherheitsvorkehrungen.

Matthäus kanzelt Juventus ab

13.19 Uhr: Lothar Matthäus glaubt an ein Weiterkommen seines Ex-Clubs. „Bayern München hat die Qualität, gegen Juventus zu Hause den Sack zuzumachen. Mit ihren starken Offensivspielern werden sie die Tore schießen, die sie brauchen, um die nächste Runde zu erreichen“, sagte der TV-Experte bei Sky Sport News HD: „Was Bayern München in Turin 70 Minuten lang gezeigt hat, war absolute Weltklasse. Was Juventus Turin speziell in der ersten Halbzeit gespielt hat, war eines Champions, was Juve für mich ist, nicht würdig. Die Defensivmängel, die der FC Bayern ganz sicher hat, hätte Juventus von Anfang an ausnutzen müssen.“

Müller erklärt Fehlschuss aus erster Hälfte

11.43 Uhr: Dieses Malheur konnte sich Thomas Müller selbst nicht richtig erklären. „Ich dachte, jetzt scheppert's“, sagte der Bayern-Torjäger zu jener Szene, in der er frei vor dem Tor den Ball nicht richtig getroffen hatte. Es war das eigentlich sichere 1:0. „Der Ball kommt quer und ich brauche ihn nur noch reinzuschießen“, schilderte Müller. Doch der Pass kam leicht in seinen Rücken, und der Weltmeister war der Ansicht, das Tor nicht mit einem Kontakt machen zu können. Die Ballannahme und der Abschluss gingen prompt schief, nichts war es mit dem frühen Jubel. Müller: „Aus der Situation muss ein Tor passieren.“

Verunsichern ließ sich der Nationalspieler jedoch nicht. Sein zweiter Versuch in der 43. Minute, als er wieder völlig frei zum Abschluss kam, war drin. Eiskalt. Technisch einwandfrei. „Ich hatte mich nicht lange geärgert“, berichtete Müller. „Weiter geht's“, habe er sich nach dem kuriosen Fehlversuch auf dem Platz gesagt. Mit seinem schon sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb belohnte sich Müller.

Tuttosport wittert Verschwörung

11.13 Uhr: So sah die italienische Presse das Spiel zwischen Juventus Turin und dem FC Bayern München:

Italiens Presse zu Juve vs. Bayern

Tuttosport

Auf geht's Juve, du schaffst das! Aufholjagd gegen den Schiedsrichter und Tiki-Taka. Dybala und Sturaro antworten auf die irregulären Tore von Müller und Robben, nachdem ein Handelfmeter gegen Vidal nicht gegeben wurde. Aber Bayern ist am 16. März in München nicht unschlagbar. Nach drei Jahren ringen die Bianconeri Bayern zu Boden: Sie sind menschlich, im Rückspiel braucht es jetzt ein Tor mehr oder ein 3:3.

Gazzetta dello Sport

Juve, was für Löwen! Beeindruckende Bayern in Turin, aber es geht 2:2 aus. Die Deutschen dominieren 55 Minuten, es treffen Müller und Robben. Dybala und Sturaro machen das unglaubliche Unentschieden perfekt. Aber am 16. März in München braucht es eine weitere Heldentat. Ein monströses Bayern dominiert und macht zwei Tore, aber Juve kommt zurück. Das Finale im vergangenen Jahr war für Juve kein Zufall. Nicht alle schaffen es, gegen diese phänomenalen Bayern zu bestehen.

Corriere dello Sport

Eisernes Juve, Aufholjagd gegen Bayern. Juve, du bist stärker als Pep und der Schiedsrichter. Bis zum Schluss, die alte Dame glaubt daran.

La Stampa

Zu viel Bayern, aber Juve streift die Heldentat. Auf Augenhöhe: Juve leidet eine Stunde gegen Bayern, holt dann zwei Tore auf und hält das Rennen um die nächste Runde offen.

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Mertesacker "ruinierte ordentliche Leistung"

Duell mit Größenunterschieden: Mertesacker (r.) gegen Messi
Duell mit Größenunterschieden: Mertesacker (r.) gegen Messi © Imago/BPI

9.22 Uhr: Per Mertesacker weiß nach Arsenals 0:2 gegen Barcelona um die Schwere der Aufgabe im Achtelfinal-Rückspiel. „Es ist für uns jetzt hart“, räumte der deutsche Weltmeister am späten Dienstagabend ein. „Wir hätten mindestens ein Tor schießen müssen. Wir hatten einen Sieg daher nicht verdient, betonte der Verteidiger. Den „Gunners“ droht das sechste Achtelfinal-Aus in der Champions League nacheinander. Das Rückspiel findet im Stadion Camp Nou am 16. März statt.

„Es ist frustrierend“, meinte Torwart Petr Cech, der in den letzten 20 Minuten der Partie zweimal von Lionel Messi überwunden worden war. Dem zweiten Messi-Treffer, einem Strafstoß, war ein Fehler von Mertesacker vorausgegangen. „Er ruinierte sich eine ordentliche Leistung“, schrieb der britische „Telegraph“ über den deutschen Kapitän des Premier-League-Teams.

Rummenigge neckt Jubilar Lahm

9.15 Uhr: Weltmeister Philipp Lahm hat als zweiter deutscher Fußballer die Marke von 100 Spielen in der Champions League geknackt. Den 32 Jahre alten Münchner Kapitän trennen nun nur noch drei Einsätze von der Bestmarke des langjährigen Bayern-Torhüters Oliver Kahn (103 Spiele). Rekordspieler der Königsklasse ist der spanische Schlussmann Iker Casillas mit 156 Partien.

Kapitän Lahm machte in Turin sein 100. Spiel in der Königsklasse
Kapitän Lahm machte in Turin sein 100. Spiel in der Königsklasse © Imago/Ulmer

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge gratulierte Lahm beim Bankett des deutschen Rekordmeisters zum Jubiläum im Achtelfinal-Hinspiel. Er wies aber auch darauf hin, dass dem Defensivspieler noch kein Tor in der Königsklasse geglückt ist. Mit null Toren in 100 Spielen ist Lahm seit Dienstagabend alleiniger Rekordhalter unter den Feldspielern. „Es wird Zeit, dass du da nachziehst“, sagte Rummenigge und fügte launisch mit dem Hinweis auf zwei Teamkollegen hinzu: „Du hast jetzt am Tisch um dich herum Thomas Müller und Robert Lewandowski. Vielleicht lässt du dir erzählen, wie man das macht.“

Deutsche mit den meisten Champions-League-Spielen:

Oliver Kahn

103  Spiele für den FC Bayern

Philipp Lahm

100 Spiele für VfB Stuttgart, FC Bayern

Bastian Schweinsteiger

95 Spiele für FC Bayern, Manchester United

Michael Ballack

93 Spiele für Kaiserslautern, Leverkusen, FC Bayern, Chelsea

Manuel Neuer

77 Spiele für Schalke, FC Bayern

Thomas Müller

75 Spiele für FC Bayern

Mehmet Scholl

70 Spiele für FC Bayern

Jens Lehmann

67 Spiele für Dortmund, Arsenal, Stuttgart

Jörg Butt

62 Spiele für HSV, Leverkusen, FC Bayern

Mesut Özil

60 Spiele für Schalke, Bremen, Real Madrid, Arsenal

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Guardiola: "Taktisch wahnsinnig gut"

9.05 Uhr: Das sagte Bayerns Trainer Pep Guardiola bei Sky...

... zum Spiel: „Ich bin mit der Leistung zufrieden. Wir haben nicht nur 60 sondern 90 Minuten wahnsinnig gut gespielt. Aber das ist Fußball, wir müssen das Spiel und nicht nur das Ergebnis analysieren. Natürlich ist es besser zu gewinnen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Juve italienischer Meister ist und im Champions-League-Finale stand. Ich muss meiner Mannschaft ein großes taktisches Kompliment machen. Natürlich wollten wir gewinnen, aber das ist Fußball.“

Muss nach diesem Spielverlauf erneut umdenken: Bayern-Trainer Pep Guardiola
Muss nach diesem Spielverlauf erneut umdenken: Bayern-Trainer Pep Guardiola © Imago/Ulmer

... zur Leistung von Joshua Kimmich: „Seine Leistung war perfekt.“

... zur Ausgangslage für das Rückspiel: „Es wird sehr schwer. Es ist eine italienische Mannschaft, die eine große Mentalität hat und auf den richtigen Moment wartet. Natürlich kämpfen wir in drei Wochen um den Einzug ins Viertelfinale.“

... zum taktischen Unterschied zwischen Juve und dem FCB: „Wir Trainer haben der Welt heute mit großer Intensität und Charakter unsere Spielweise gezeigt. Juventus Turin mag die Verteidigung im kleinen Raum und den Angriff im großen Raum. Ich mag dagegen die Verteidigung im großen Raum und den Angriff im kleinen Raum. Das ist der Unterschied.“

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Alle stützen Pechvogel Kimmich

Zwei, die mit dem Abend in der Juventus Arena nicht zufrieden sein können: Torhüter Manuel Neuer (hinten) musste zweimal hinter sich greifen, Aushilfsverteidiger Joshua Kimmich begünstigte durch Fehler die Gegentreffer
Zwei, die mit dem Abend in der Juventus Arena nicht zufrieden sein können: Torhüter Manuel Neuer (hinten) musste zweimal hinter sich greifen, Aushilfsverteidiger Joshua Kimmich begünstigte durch Fehler die Gegentreffer © Imago/Ulmer

8.56 Uhr: Böse mochte Joshua Kimmich keiner sein. Manuel Neuer schwang sich in den Katakomben des Juventus-Stadions mit besonderer Leidenschaft zum Anwalt des jungen Kollegen auf, der beim ärgerlichen 2:2 an beiden Gegentoren der Turiner einen gehörigen Anteil hatte. Der Nationaltorhüter plädierte auf mildernde Umstände für den Youngster und forderte die Journalisten sogar ausdrücklich zu einem rücksichtsvollen Urteil und Umgang mit dem gerade 21 Jahre alten Aushilfsinnenverteidiger auf.

„Ich erwarte mir von euch, dass ihr da bei einem jungen Spieler ein bisschen zurückhaltend bleibt“, sagte Neuer, der den nach seinem sechsten Champions-League-Einsatz sprachlosen Kimmich auch später beim Bankett am Tisch der deutschen Weltmeister als Sitznachbar in seine Obhut nahm. „Es ist nicht ein Spieler, der die Schuld trägt für die Gegentore“, erklärte Neuer. Vor dem 1:2 von Dybala konnte Kimmich den Ball nicht klären, beim Ausgleich von Sturaro kam er zu spät. Zwei höchst unglückliche Aktionen.

Weiß er selber, ne? Joshua Kimmich patzte in Turin doppelt
Weiß er selber, ne? Joshua Kimmich patzte in Turin doppelt © Imago/Ulmer

Von Arjen Robben hatte Kimmich unmittelbar nach dem Abpfiff ersten Zuspruch erhalten. „Ich habe Josh sofort nach dem Spiel gesagt, dass er seinen Job für die Mannschaft supergut macht.“ Wie Neuer war der erfahrene Holländer der Meinung, einem Azubi wie Kimmich Fehler zuzugestehen. „Bei seinem Alter kann man nur Respekt haben und positiv sein“, betonte Robben.

Der gelernte Mittelfeldspieler Kimmich hatte den schwierigen Job des verletzten Weltmeisters Jérôme Boateng im Abwehrzentrum bis zum ersten Gegentor erstaunlich abgeklärt erledigt. Solange Bayern das Spiel dominiert hatte, solange konnte auch Kimmich seine Stärken in der Spieleröffnung ausspielen. Defensiv kam er kaum in Bedrängnis. Von 100 Pässen kamen 93 zum eigenen Mann, eine Topquote. In der ersten Hälfte überlupfte Kimmich sogar einmal frech Juve-Star Paul Pogba. Kapitän Philipp Lahm bescheinigte nach seinem 100. Königsklassenspiel dem Youngster einen „guten Job“.

Pep Guardiola schwärmte sogar von seinem kleinen Liebling. „Seine Leistung war perfekt“, sagte der Bayern-Trainer mit dem bekannten Hang zu Übertreibungen. Guardiola meinte die gesamten 90 Minuten. Tatsächlich zahlte Kimmich in Turin internationales Lehrgeld, umwerfen muss ihn die Teilschuld an den Gegentoren aber keinesfalls. „Wir müssen ihn da jetzt nicht groß aufbauen“, versicherte Neuer. Der weltmeisterliche Zuspruch tat seinem Tischnachbarn dennoch gut.

Messi erzielt 10.000 Barça-Tor

8.42 Uhr: Die Ehre des 10.000. Tores des FC Barcelona in einem offiziellen Wettbewerb blieb Lionel Messi vorbehalten. Mit seinem zweiten Treffer per Foulelfmeter kurz vor Schluss in London sorgte der Argentinier für die Jubiläums-Marke. Wie der katalanische Verein ausrechnete, ergibt das in 4375 Spielen einen Durchschnittswert von 2,28 Treffern.

Lionel Messi nach seinem ersten Streich
Lionel Messi nach seinem ersten Streich © Imago/BPI

Auf das Konto von Messi gehen von den 10.000 Barça-Toren allein 441. Auf Platz zwei der ewigen Torschützenliste der Katalanen liegt César Rodríguez mit 232 Toren. Der erste Treffer in einem Pflichtspiel war George Girvan am 20. Januar 1901 in einem Vorgänger-Wettbewerb der katalanischen Meisterschaft gelungen. Die 5000er-Marke knackte der FC Barcelona fast 70 Jahre später durch einen Treffer von Carles Rexach am 13. Dezember 1970. Für die nächsten 5000 brauchte der Verein nun gut 45 Jahre.

Gemischte Gefühle bei den Bayern

8.28 Uhr: Nach dem spontanen Ärger über den vergebenen Sieg schlug Karl-Heinz Rummenigge in seiner Rede beim Mitternachtsbankett des FC Bayern betont positive Töne an. „Ich glaube, wir sollten nicht den Fehler machen und mit diesem Ergebnis hadern, auch wenn wir zwischenzeitlich 2:0 geführt haben“, sagte der Vorstandschef kurz nach Mitternacht, rund anderthalb Stunden nach dem 2:2 bei Juve.

Der verrückte Spielverlauf sorgt dafür, dass die Champions-League-Kraftprobe zwischen dem deutschen und dem italienischen Meister in der entscheidenden zweiten Partie in drei Wochen in München spannend bleibt. Allerdings mit Vorteilen für den Gastgeber. „Das ist ein sehr, sehr gutes Ergebnis, das uns die Tür für die Qualifikation zum Viertelfinale sehr, sehr offen hält“, erklärte Rummenigge: „Ich bin optimistisch, dass die Mannschaft mit unserem Trainergespann das in drei Wochen vollziehen wird.“

Karl-Heinz Rummenigge auf der Tribüne der Juventus Arena
Karl-Heinz Rummenigge auf der Tribüne der Juventus Arena © Imago/Ulmer

Die 90 Minuten im Juventus Stadium haben Lust auf mehr gemacht. „Ich denke, es war eines der besten Champions-League-Achtelfinales, die ich je miterlebt habe“, urteilte Rummenigge. Die eine Stunde lang absolut dominant auftretenden Bayern führten durch Müller und Robben verdient mit 2:0. Dann kippte die Begegnung plötzlich, die Defensivprobleme wurden plötzlich sichtbar, Dybala und Sturaro brachten Juve zurück ins Spiel. Das ärgerte die Bayern-Stars. „Man fährt mit einem mulmigen Gefühl nach Hause“, haderte Nationaltorhüter Manuel Neuer im Stadion eben doch mit einem Spielausgang, der nicht nötig gewesen war.

Am 16. März reicht in der Münchner Arena trotzdem schon ein 0:0 oder 1:1 zum Weiterkommen. Darum sei man jetzt auch Favorit, erklärte Kapitän Philipp Lahm nach seinem 100. Champions-League-Spiel. „Wir spielen daheim, und wir wissen, was wir da leisten können“, sagte Lahm. „Und wir müssen festhalten, wie wir Fußball gespielt haben. Unser Plan ist vor allem in der ersten Halbzeit gut aufgegangen.“ Torschütze Robben hatte auch schon vor der Heimreise am Mittwoch den Plan fürs Weiterkommen im eigenen Stadion parat: „Wir müssen so spielen wie die ersten 60 Minuten - nur 30 Minuten länger.“

Enrique traute sich nicht zu wechseln

8.10 Uhr: Trainer Luis Enrique gönnt seinen Profis vom FC Barcelona nach dem Auswärtssieg beiArsenal zwei freie Tage. Das Team um den deutschen Torwart Marc-André ter Stegen muss erst an diesem Freitag wieder zum Training antreten.

Konnte seine perfekte Aufstellung wohl selbst kaum glauben: Barça-Coach Luis Enrique
Konnte seine perfekte Aufstellung wohl selbst kaum glauben: Barça-Coach Luis Enrique © Imago/BPI

Mit den beiden Toren in London hat Luis Enriques Mannschaft den Grundstein fürs Erreichen des Viertelfinales gelegt. „Einige Sachen liefen so gut, dass ich mich nicht getraut habe zu wechseln“, kommentierte Luis Enrique die Tatsache, dass er seine Startelf bis zum Abpfiff unverändert auf dem Platz ließ.

„Es war ein sehr gutes Ergebnis für uns gegen ein großartiges Team, mit einigen wirklich guten Spielern“, befand Torschütze Messi. Der Titelverteidiger sei noch nicht durch, aber zwei Auswärtstore aufzuholen, sei nicht einfach, sagte Messi. Dem Gegner aus London droht damit das sechste Achtefinal-Aus in der Meisterklasse nacheinander.

Statistiken

Juventus Turin - Bayern München 2:2 (0:1)

Turin: Buffon - Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra - Khedira (69. Sturaro), Marchisio (46. Hernanes) - Cuadrado, Pogba - Mandzukic, Dybala (75. Morata). - Trainer: Allegri

München: Neuer - Lahm, Kimmich, Alaba, Bernat (74. Benatia) - Vidal - Thomas Müller, Thiago - Robben, Costa (84. Ribery) - Lewandowski. - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)

Tore: 0:1 Thomas Müller (43.), 0:2 Robben (55.), 1:2 Dybala (63.), 2:2 Sturaro (76.)

Zuschauer: 41.332

Gelbe Karten: Morata - Costa, Lewandowski, Vidal

FC Arsenal - FC Barcelona 0:2 (0:0)

Arsenal: Cech - Bellerin, Mertesacker, Koscielny, Monreal - Ramsey, Coquelin (82. Flamini) - Oxlade-Chamberlain (50. Walcott), Özil, Sanchez - Giroud (73. Welbeck). - Trainer: Wenger

Barcelona: ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano, Alba - Busquets - Rakitic, Iniesta - Messi, Suarez, Neymar. - Trainer: Enrique

Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)

Tore: 0:1 Messi (71.), 0:2 Messi (84., Foulelfmeter)

Zuschauer: 59.889

Gelbe Karten: Monreal (2) - Pique (3)