Hannover. Große Spannung vor dem Quali-Showdown. Hakan Calhanoglu spricht das aus, was eigentlich auch die Niederländer von sich denken.

Eines seiner Ziele hat Michel Platini erreicht. Der derzeit suspendierte Präsident der Europäischen Fußball Union (Uefa) wollte mit der Aufstockung der EM-Endrunde von 16 auf 24 Mannschaften das Turnier für kleinere Verbände öffnen und die Qualifikationsspiele interessanter machen. Doch die Kleinen ärgerten die Großen mehr als erwartet. Die EM-Aussicht „Albanien statt Niederlande“ dürfte nicht jedem Uefa-Funktionär gefallen. Sie könnte jedoch am Dienstagabend nach Abschluss der Gruppenspiele Realität sein.

Während in den Niederlanden die Hoffnungen auf den Relegationsplatz gegen null tendieren, jubelte ganz Albanien am Montag über eine Fotomontage in den sozialen Netzwerken. Das Bild zeigt den Eiffelturm, an dem die überdimensionierte albanische Nationalfahne weht. „Ein unmöglicher Traum wird wahr“, erklärte Regierungschef Edi Rama nach dem 3:0-Sieg in Armenien, mit dem das Balkan-Land am Sonntagabend erstmals das Ticket für eine EM-Endrunde löste.

Gleich vier Fußballzwerge feiern EM-Premiere

Sie sind wieder wer: Ungarn, Vize-Weltmeister von 1954, nimmt erstmals seit der EM 1972 wieder an einem großen Kontinentalturnier teil
Sie sind wieder wer: Ungarn, Vize-Weltmeister von 1954, nimmt erstmals seit der EM 1972 wieder an einem großen Kontinentalturnier teil © Reuters
Aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurden die Magyaren durch den deutschen Trainer Bernd Storck (2.v.r.)
Aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurden die Magyaren durch den deutschen Trainer Bernd Storck (2.v.r.) © Getty Images
Volksfest in Tirana: In Albaniens Hauptstadt feierten Tausende Fußballfans die erstmalige Teilnahme ihres Landes an einem großen Turnier
Volksfest in Tirana: In Albaniens Hauptstadt feierten Tausende Fußballfans die erstmalige Teilnahme ihres Landes an einem großen Turnier © dpa
Vater des albanischen Erfolges ist mit Nationaltrainer Giovanni De Biasi ein Italiener
Vater des albanischen Erfolges ist mit Nationaltrainer Giovanni De Biasi ein Italiener © dpa
Die Fans werden wohl südländische Stimmung nach Frankreich transportieren
Die Fans werden wohl südländische Stimmung nach Frankreich transportieren © dpa
Wie nach einem ganz großen Titel: Die Waliser posierten nach der erfolgreichen EM-Qualifikation im bosnischen Zenica fürs spontane Gruppenbild
Wie nach einem ganz großen Titel: Die Waliser posierten nach der erfolgreichen EM-Qualifikation im bosnischen Zenica fürs spontane Gruppenbild © dpa
Superstar Gareth Bale (Real Madrid, 2.v.l.) & Co ließen ihren Trainer Chris Coleman hochleben
Superstar Gareth Bale (Real Madrid, 2.v.l.) & Co ließen ihren Trainer Chris Coleman hochleben © Reuters
Die treuen walisischen Fans - hier nach Schlusspfiff in Bosnien - werden ihr Land bei der ersten großen Turnierteilnahme nach der WM 1958 sicher lautstark unterstützen
Die treuen walisischen Fans - hier nach Schlusspfiff in Bosnien - werden ihr Land bei der ersten großen Turnierteilnahme nach der WM 1958 sicher lautstark unterstützen © Getty Images
Absoluter Höhenflug: Auch Nordirland und sein Trainer Michael O'Neill feiern im nächsten Jahr EM-Premiere
Absoluter Höhenflug: Auch Nordirland und sein Trainer Michael O'Neill feiern im nächsten Jahr EM-Premiere © Witters
Stimmgewaltig, wie es sich für Fans von der Insel gehört: Die Anhänger der Nordiren nach dem 3:1-Sieg gegen Griechenland
Stimmgewaltig, wie es sich für Fans von der Insel gehört: Die Anhänger der Nordiren nach dem 3:1-Sieg gegen Griechenland © Witters
Daumen hoch: O'Neill nach dem letzten Schritt. Bislang war Nordirland lediglich bei einer WM vertreten
Daumen hoch: O'Neill nach dem letzten Schritt. Bislang war Nordirland lediglich bei einer WM vertreten © Witters
Fußballzwerg Island löste sein EM-Ticket bereits am drittletzten Gruppenspieltag - mit einem 0:0 im Laugardalsvollur-Stadion gegen Kasachstan
Fußballzwerg Island löste sein EM-Ticket bereits am drittletzten Gruppenspieltag - mit einem 0:0 im Laugardalsvollur-Stadion gegen Kasachstan © Picture Alliance/dpa
Zuvor hatten die Insulaner sogar die Fußballmacht Niederlande auswärts mit 1:0 besiegt
Zuvor hatten die Insulaner sogar die Fußballmacht Niederlande auswärts mit 1:0 besiegt © Witters
Trainiert werden die Isländer von einem alten Schweden: Lars Lagerback
Trainiert werden die Isländer von einem alten Schweden: Lars Lagerback © Getty Images
Er öffnete das Tor zur EM-Premiere: Slowakeis Superstar Marek Hamsik, hier nach seinem Treffer zum 1:0 beim entscheidenden 3:0-Sieg in Luxemburg
Er öffnete das Tor zur EM-Premiere: Slowakeis Superstar Marek Hamsik, hier nach seinem Treffer zum 1:0 beim entscheidenden 3:0-Sieg in Luxemburg © dpa
Die Fahrt nach Frankreich ist für die kleine Republik der größte Erfolg nach der WM-Teilnahme 2010
Die Fahrt nach Frankreich ist für die kleine Republik der größte Erfolg nach der WM-Teilnahme 2010 © dpa
Trainer Ján Kozák wollte den Coup erst einmal mit einer Partie Golf genießen
Trainer Ján Kozák wollte den Coup erst einmal mit einer Partie Golf genießen © dpa
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Bondscoach Blind kurz vor dem Aus

Albanien ist nach Island, Nordirland und Wales bereits der vierte Debütant, der nächstes Jahr in Frankreich dabei sein wird. Dort wollen die Neulinge die Schwergewichte wie bisher ärgern. Die Skipetaren schickten Ex-Europameister Dänemark in die Relegation, die Nordiren und die Waliser ließen die WM-Teilnehmer Griechenland und Bosnien-Herzegowina hinter sich und die Isländer brachten mit ihren zwei Sensationssiegen den WM-Dritten Niederlande in größte Not.

„Das ist undenkbar“, lautete der Tenor im Nachbarland vor dem Dienstag-Heimspiel gegen Tschechien. Oranje muss ohne den verletzten Arjen Robben gewinnen und dazu auf eine Niederlage der Türkei gegen Island hoffen. Der umstrittene Trainer Danny Blind hat zwei Torhüter nachnominiert, sein Posten wackelt.

Fußball-Legende Johan Cruyff forderte strukturelle Änderungen beim Verband. „Ein Fußballbund ohne Direktor ist und bleibt ein Witz“, sagte der frühere WM-Zweite. Der niederländische Einzelhandel sieht für die EM schwarz und kalkuliert mit mehr als 50 Millionen Verlust im nächsten Sommer.

Calhanoglu denkt an die Ankara-Opfer

Die Partie zwischen der Türkei und Island in Konya wird überschattet durch das Attentat in Ankara mit fast 100 Toten. „Der Schmerz ist groß“, sagte Leverkusens Profi Hakan Calhanoglu. Sportlich setzt er voll auf Sieg. „Frankreich ohne die Türkei ist nicht vorstellbar“, erklärte Calhanoglu.

Hinter dem brisanten Zweikampf um Platz drei in der Gruppe A verblassen die anderen Entscheidungen am letzten Spieltag. Norwegen (19 Punkte) und Kroatien (17) kämpfen in der Gruppe H in einem Fernduell um Platz zwei. Die Kroaten haben auf Malta die leichtere Aufgabe zu lösen. Die Norweger müssen in Italien gewinnen, um ganz sicher zu gehen. Bei Punktgleichheit hat Kroatien die Nase vorn.

Belgien könnte die neue Nummer eins werden

In der Gruppe B hoffen in Bosnien-Herzegowina (14), Israel (13) und Zypern (12) noch drei Teams auf den dritten Rang und die Relegation. Die vier Partien werden am Sonntag ausgelost. Die Bosnier treten im direkten Duell auf Zypern an. Die Israelis gelten in Belgien als Außenseiter, zumal die „Roten Teufel“ mit einem Sieg die Nummer eins der Weltrangliste werden können.

Das kleine Wales kommt derzeit aus dem Feiern nicht heraus. Gegen das noch kleinere Andorra geht am Dienstag die nächste feucht-fröhliche Party ab. Nach dem umjubelten Einzug des Rugby-Teams in das WM-Viertelfinale gehört der Abend im Cardiff City Stadium ganz allein Gareth Bale und seinen kickenden Kollegen.