Osnabrück/Hamburg. Beim Spiel Osnabrück gegen Münster stürmte ein Profi in Zivil auf den Platz, um sich für ein lange zurückliegendes Foul zu rächen.

Der VfL Osnabrück kommt in dieser Spielzeit offenbar nur schwer aus den negativen Schlagzeilen. Anderthalb Monate nach dem wegen eines Feuerzeugwurfs auf den Schiedsrichter abgebrochenen Pokalspiels gegen RB Leipzig kam es nun im Drittliga-Derby der Niedersachsen gegen Preußen Münster zu einem Eklat.

Unmittelbar, nachdem Angreifer Halil Savran dem VfL am Mittwochabend gegen den Rivalen mit seinem Ausgleichstreffer zum 2:2 in der Nachspielzeit wenigstens noch einen Punkt beschert hatte, stürmte Osnabrücks Tom Merkens auf den Platz und geradewegs auf Münsters Amaury Bischoff zu.

Späte Rache für ein früheres Foul?

Merkens, der für das Spiel nicht im Kader der Lila-Weißen gestanden hatte, baute sich wie zuvor schon Savran vor Bischoff auf und streckte den Franko-Portugiesen schließlich zu Boden. Weil dann Spieler beider Teams aufgebracht zum Ort des Vorfalls stürmten, pfiff der Rostocker Schiedsrichter Bastian Dankert die Begegnung direkt ab.

Hier geht es zum Video mit der Szene

Mit der Tätlichkeit, die Dankert im Spielberichtsbogen festhielt, wollte sich Merkens offenbar für ein lange zurückliegendes Foul rächen. Bischoff hatte am 1. März 2014 den Osnabrücker so schwer gefoult, dass sich der heute 25-Jährige einen Knöchelbruch zuzog und nach mehreren Komplikationen im operierten Gelenk um seine weitere sportliche Zukunft bangt.

Bischoff fordert Entschuldigung

Zwar hatte sich Bischoff für die Verletzung seines Gegenspielers mehrfach entschuldigt, doch vergessen konnte Merkens den Vorfall offenbar nicht. Er selbst gab an, dass er eigentlich nur mit Torschütze Savran jubeln wollte. Bischoff entgegnete: „Er hat mich geschubst. Das Video wird alles zeigen. Mehr will ich dazu nicht sagen.“ Beide wurden später am Abend noch von der Polizei zur Aussage gebeten.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, will Bischoff zwar von einer Privatanzeige gegen Merkens verzichten. Eine Entschuldigung verlangt der Kreativspieler aber dennoch von seinem Kontrahenten - "so wie ich es vor zwei Jahren mehrfach bei ihm getan habe".

VfL-Verantwortliche verärgert

Verärgert über die Szene zeigte sich der VfL Osnabrück. „Spieler, die nicht im Kader stehen, haben auf dem Platz nichts verloren“, schimpfte VfL-Trainer Joe Enochs. Präsident Hermann Queckenstedt bat zudem bei Bischoff um Entschuldigung.

"Auch wenn es eine Vorgeschichte gibt. So etwas wie heute darf es auf keinen Fall geben", sagte der Funktionär: "Ich habe dem Spieler Bischoff mein großes Bedauern zum Ausdruck gebracht."

Schiedsrichter Dankert sagte: "Ich habe unmittelbar nach Abpfiff eine mir unbekannte Person auf den Rasen laufen und den Spieler Bischoff umstoßen sehen", sagte Dankert: "Genauso habe ich es auch aufgeschrieben."

Osnabrück droht erneute Strafe

Das brisante Duell Osnabrück gegen Münster hatte in der Vergangenheit wiederholt Ausschreitungen unter den Anhängern hervorgerufen. Daher waren für die Neuauflage am Mittwoch nur knapp 10.000 Zuschauer zugelassen, Gästefans mussten komplett zuhause bleiben.

Im Internet wird die Fehde unter den Anhängern derweil verbal weitergeführt - wobei auch VfL-Fans über die Aktion ihres Spielers den Kopf schütteln. "Merkens ... warum??? So viel Stress um den vfl und jetzt das..... echt blöde , mach das woanders aber nicht auf dem Platz", schrieb ein Nutzer stellvertretend auf der Facebookseite der Osnabrücker.

Die Osnabrücker müssen nun erneut mit einer Strafe rechnen. Nach dem Spielabbruch gegen Leipzig muss der VfL zwei Drittligaspiele fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten.