Mit dem Klassiker Bayern gegen HSV startet die Fußball-Bundesliga am Freitag in ihre 53. Saison. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

1. Drin oder nicht drin?
Erstmals kommt in dieser Saison die Hawk-Eye-Technologie mit 14 Kameras zum Einsatz, um Phantomtore wie die von Stefan Kießling in Hoffenheim oder Thomas Helmer in München für alle Zeiten zu verhindern. Wenn der Ball die Torlinie in vollem Umfang überschritten hat, wird auf der Uhr des Schiedsrichters „goal“ angezeigt, gleichzeitig gibt es ein akustisches Signal in seinem Headset. Die Zuschauer können die strittige Szene danach auf der Videowand verfolgen. Pro Saison und Verein kostet das System rund 135.000 Euro.

2 .Wer sind die grauen Mäuse?

Gibt es nicht. Keinesfalls. Sagt der Pay-TV-Sender Sky, der alle Spiele der Ersten und Zweiten Liga live überträgt. Alle Vereine seien interessant, eben weil es ja um das Gesamtpaket geht. Das stimmt so natürlich nicht, das räumen Sky-Kommentatoren inoffiziell auch ein. Und natürlich war dem Münchner Sender ein Stein vom Herzen gefallen, als der HSV die Klasse gehalten hatte. Hinweise auf die Popularität der Vereine gibt eine Übersicht der durchschnittlichen Zuschauerzahl unter den rund vier Millionen Sky-Abonnenten bei Einzelspielen der vergangenen Saison. Da führten die Bayern mit 730.000 Zuschauern vor Dortmund (630.000). Schlusslicht Freiburg wollten 210.000 Fans sehen. Der HSV belegt in dieser Tabelle mit 460.000 Zusehern trotz seiner miserablen Saison immerhin Platz fünf, klar vor Vizemeister VfL Wolfsburg (360.000) und auch Bayer Leverkusen (320.000).

3. Wie viele Schuhe verschleißen die Profis pro Saison?

Das ist ganz verschieden. Es gibt Spieler, die zwei Paare in drei Monaten abnutzen, und es gibt welche, die pro Quartal zwölf Paare durchlatschen. Die Farbenvielfalt ist mittlerweile quasi unendlich, Schuhe können individuell „konfiguriert“ werden. Für die Vertragsspieler einer bestimmten Marke gibt es in der Regel aber nur eine Farbe pro Quartal. Der klassische Stollenschuh hat weitgehend ausgedient. Der Trend geht zu einer Mixed-Sohle, hauptsächlich Verteidiger und Torhüter hängen teilweise noch an den alten Stollen, an die Ewald Lienens Oberschenkel so schlechte Erinnerungen hat.

4. Rotz und Wasser – warum spucken Fußballer?

Weil sie Tiere sind. Tatsächlich. Jedenfalls unbewusst im Wettkampf. Sie markieren ihr Revier. Außerdem dient das Spucken dem Frustabbau, um negative Gedanken zu stoppen, wenn Aktionen nicht gelungen sind. Sportmedizinisch ist es so, dass Fußballer bei voller Anstrengung mit der Nasenatmung nicht mehr auskommen. Sie schalten auf Mundatmung um. Die Luft fängt an, durch den Mund zu zirkulieren. Auf ihrem Weg trocknet sie die Schleimhäute zusätzlich aus. Als Folge beginnt sich der restliche Speichel im Mund in Schleim zu transformieren. Der Speichel wird visköser, trockener, er klebt eher an Zunge und Gaumen. Er muss raus.

5. Wer hat das Größte (Stadion)?

Immer noch Borussia Dortmund. 81.359 Zuschauer fasst der Fußballtempel im Westfalenpark mit seiner berüchtigten „Gelben Wand“. 75.000 Fans können in München die Erfolge der Bayern bejubeln, das sind 351 mehr, als ins Berliner Olympiastadion passen. Die kleinste Bundesligaarena steht in dieser Saison in Ingolstadt, wo nur 15.800 Zuschauer Platz finden.

6. Wer hat den Größten (Platz)?

Nach dem Abstieg des SC Freiburg ist der Shortie unter den Bundesligastadien nicht mehr erstklassig. Nur 100 Meter lang ist dort das Spielfeld, 4,5 Meter kürzer als international vorgeschrieben. Außerdem beträgt das Gefälle zwischen beiden Toren 98 Zentimeter, das nun eben von Zweitligisten überwunden werden muss. In der Bundesliga haben fast alle Stadien das international empfohlene Maß von 105 mal 68 Metern. So ist es auch beim HSV. Den meisten Auslauf für die Spieler bietet der FC Schalke 04 (118 x 79) vor Borussia Dortmund (115 x 75) und Borussia Mönchengladbach (111 x 72).

7. Ja wie heißt das Stadion denn jetzt?

Den härtesten Job im deutschen Fernsehen haben die Kommentatoren vom Pay-TV-Sender Sky: Sie müssen in den Übertragungen immer den offiziellen Namen der Bundesliga-Arenen nennen. Dies ist angesichts der zahlreichen Wechsel gar nicht einfach. Das Volksparkstadion hatte zwischendurch drei Sponsorennamen, aber auch anderswo wird gerne mal gewechselt. Sogar das erst 2009 eröffnete Stadion in Augsburg hat schon den vierten Namen. In Hannover und Stuttgart gab es bereits zwei Umbenennungen. Lediglich in Berlin, Mönchengladbach und Bremen kommen die Spielstätten unverändert ohne Sponsorenbezeichnung aus.

8. Worauf sollen die Schiedsrichter in dieser Saison besonders achten?

Strafraumvergehen. Das war der Schwerpunkt in den Lehrgängen vor der Saison, erzählt der Hamburger Schiedsrichter Patrick Ittrich. Die Unparteiischen werden verstärkt auf Halten, Ziehen, Um-sich-Schlagen achten, ebenso auf „Schwalben“ und andere Simulationen. Neue Regelauslegungen gegenüber dem Vorjahr gibt es nicht. Auch nicht bei einem Handspiel. Maßgabe für ein Vergehen bleibt, ob eine Absicht vorliegt.

9. Wie viele Gegner hatte der HSV bereits in der Bundesliga?

52. So viele Vereine haben neben dem Gründungsmitglied seit der ersten Saison 1963/64 der höchsten deutschen Spielklasse mehr oder weniger lange angehört. Im FC Ingolstadt kommt nun der 54. Club hinzu. Von den jüngsten vier Neulingen sind übrigens Greuther Fürth (2012/13) und der SC Paderborn (2014/15) gleich wieder abgestiegen, der FC Augsburg und 1899 Hoffenheim halten sich dagegen seit ihrem Aufstieg (2011 bzw. 2008). Die meisten Partien (bisher 102) bestritt der HSV gegen Werder Bremen. Die erste war am 24. August 1963 ein 1:1 bei Preußen Münster. Mit 2623 Punkten nach 1764 Spielen liegt der HSV übrigens in der ewigen Bundesligatabelle (gewertet mit der Drei-Punkte-Regel) hinter Bayern München (3355) und Bremen (2646) auf Platz drei, gefolgt vom VfB Stuttgart (2542) und Borussia Dortmund (2533).

10. Na, welcher Verein hat in der vergangenen Saison wohl am meisten Geld eingenommen?

Natürlich die Bayern. 267.149.146 Euro flossen durch den Spielbetrieb Bundesliga, Pokal, Champions League, Fernsehgelder, Sponsoren und Transfers auf die Konten des deutschen Rekordmeisters. Dortmund musste sich als Zweiter mit rund 85 Millionen weniger begnügen. Erstaunlich: Nach den Berechnungen von „Fußball-Geld.de“ war der HSV auf Platz sieben auch nach dem zweiten Relegationsjahr noch immer mit 92.974.134 Millionen Euro dabei. Ärmster Schlucker, natürlich: Der SC Paderborn (29.836.986 Millionen Euro Einnahmen).

11. Immer nur Bier – warum wird in Stadien eigentlich kein Wein ausgeschenkt?

Weil es nicht erlaubt ist. Die Obergrenze für den Alkoholgehalt bei Bundesligaspielen liegt zwischen vier und fünf Vol-%. Also Bier, Bier und Bier. Dann Cola, Brause, Wasser. Und was wird am meisten gegessen? Würstchen, Würstchen, Currywurst. Dann der Rest: Pommes frites. Döner, Pizzaecken. In Hamburg übrigens werden bundesweit die meisten Fischbrötchen zum Spiel verputzt, in Nürnberg „Drei im Weckla“ und Brez’n in München.

12. Wie groß ist der Körperfettanteil eines Bundesliga-Profis?
Je nach Messmethode liegt der Wert um die zehn Prozent. Top-Athleten kommen auf sieben Prozent, wer auf mehr als zwölf Prozent kommt, wird gemeinhin dem „Fettclub“ zugerechnet. Ein durchschnittlich sportlicher Mann Mitte 20 liegt bei etwa 16 bis 18 Prozent Körperfettanteil.

13. Welcher Verein hat kein Maskottchen?

Vom Drachen (Ingolstadt) bis zum Elch (Hoffenheim) ist fast alles dabei. Die Vereine der Ersten Fußball-Bundesliga lassen ein fast komplettes Stoff-Bestiarium als Maskottchen vor den Spielen Stimmung machen, auf Kindergeburtstagen kuscheln und die Umsätze im Fanshop erhöhen. Nur der FC Augsburg, Darmstadt 98 und Werder Bremen verzichten auf die tierischen Glücksbringer. Bremen hat seine Möwe „Werdi“ vor über zehn Jahren abgeschafft. Die Fans verbanden mit dem Tier eher dessen unappetitliche Lösung von oben als Glück auf dem Spielfeld.

14. Wer muss seinen Titel als unfairster Spieler der Saison verteidigen?

Nein, kein Verteidiger, liebe Leser, sondern Offensivmann Raul Bobadilla vom FC Augsburg leistete sich in der vergangenen Saison 83 Foulspiele. Auf den Plätzen danach: Mittelfeldspieler Granit Xhaka (79, Gladbach) und mit Stefan Kießling (77, Leverkusen) ein weitere Stürmer. Den unrühmlichen Titel der unfairsten Mannschaft sicherte sich übrigens der HSV (599).

15. Womit spielen die Profis?

Der Einheitsball „Torfabrik“ wird von Adidas geliefert, schon in der sechsten Saison in Folge. Über die Oberfläche des offiziellen Spielballs winden sich „Diamantenbänder“ in erhabenem Schwarz-Rot-Gold. Er hat einen Umfang von 69 Zentimetern, und Leder kennt er nur noch aus Erzählungen seiner alten Vettern in den Sportmuseen. Die synthetische Oberfläche ist nahtlos verklebt, absolut symmetrisch. Hightech zum Gegentreten, das in der Matchversion 129,95 Euro kostet. Das Spielgerät basiert auch in seiner neuesten Auflage auf der Technologie des WM-Spielballs Brazuca. Jeder Verein der Bundesliga und der Zweiten Liga bekommt 250 Sommerbälle und 50 Winterbälle (in Orange) plus zehn Ballnetze geliefert.

16. Wo wird auf dem so haltbaren Hybridrasen gespielt?

Nur bei den absoluten Topclubs! Bayern München, dem VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim – und ab der kommenden Saison natürlich auch beim HSV.

17. Woher kommen die meisten Ausländer?

Die meisten ausländischen Spieler aus der Fußball-Bundesliga kommen aus dem deutschsprachigen Raum. Erstaunliche 21 Schweizer stehen hierzulande unter Vertrag, dicht gefolgt von den Brasilianern, die mit 20 Mann vertreten sind. Zudem spielen 17 Österreicher in der deutschen Eliteliga. Auf den Plätzen vier und fünf sind Japan mit zwölf und Polen mit elf Spielern.

18. Wer ist der älteste, wer der jüngste Spieler?

Den ältesten Spieler im Kader der 18 Bundesligaclubs hat der FC Augsburg. Dort steht der 38-jährige (geboren am 4. Juni 1977) Torwart Alexander Manninger unter Vertrag, der mittlerweile in seine 22. Profisaison geht. Ältester Feldspieler ist der Kroate Ivica Olic vom HSV, der am 14. September 1979 geboren wurde. Das ist aber gar nichts gegen den Allzeit-Methusalem der Bundesliga: Klaus Fichtel absolvierte am 21. Mai 1988 im Trikot von Schalke 04 mit 43 Jahren, sechs Monaten und drei Tagen seinen letzten Einsatz in der Beletage des deutschen Fußballs

Den jüngsten Spieler hat jetzt Aufsteiger SV Darmstadt 08 unter Vertrag. Der defensive Mittelfeldspieler Nick Volk darf zwar noch nicht wählen oder Auto fahren, aber mit seinen 17 Jahren (geboren am 12. November 1997) als Fußballprofi auflaufen. Den Jugendrekord des Dortmunders Nuri Sahin vom 6. August 2005 (16 Jahre und 335 Tagen) wird er nicht brechen.