Beim 3:0 der deutschen Fußball-Nationalelf gegen Malta überzeugte der HSV-Profi - auch Piotr Trochowski zeigte sich verbessert.

Aachen. Egal was am 1. Juni, dem Meldeschluss für die WM-Kader, auch passiert, diesen Tag kann Dennis Aogo niemand mehr nehmen. Noch vor einem Jahr war ein Einsatz in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft reine Utopie, gestern Abend durfte der HSV-Profi zum Start der WM-Vorbereitung das erste Mal im DFB-Trikot auflaufen - und Werbung in eigener Sache betreiben. Beim 3:0 gegen Malta überzeugte der Debütant mit einem insgesamt couragiert-selbstbewussten Auftritt und leitete mit einer schönen Flanke zum 1:0 von Cacau (16.) auch den Sieg ein. Das gelungene Zuspiel soll, wenn es nach Aogo geht, eine Vorlage für Bundestrainer Joachim Löw gewesen sein, ihn in den 23 Mann starken Kader für Südafrika zu berufen.

"Ich bin froh, noch auf dem WM -Zug aufgesprungen zu sein. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, ich bin stolz, dass ich sagen kann, deutscher Nationalspieler zu sein", jubelte der 20-Jährige und gestand: "Ich war wirklich nervös, mir fiel es sehr schwer, das abzuschütteln."

Überzeugen beim lockeren Einspielen vor dem Start des einwöchigen Trainingslagers zur Regeneration auf Sizilien konnte aber vor allem in der ersten Halbzeit auch Piotr Trochowski, der von Löw im rechten Mittelfeld aufgeboten worden war. Es schien fast, als sei mit der anderen Farbe des Trikots auch der ganze Frust vom 25-Jährigen abgefallen. Trochowski dribbelte, suchte den Abschluss und war Initiator einiger gelungener Offensivaktionen. Zwar konnte der Weltranglisten-154. natürlich nicht als wirklicher Maßstab gelten, aber wie für Aogo war es auch für Trochowski enorm wichtig, einen gelungenen Auftritt hinzulegen, schließlich droht ihm angesichts der gewaltigen Konkurrenz im deutschen Mittelfeld (Kroos, Podolski, Müller, Özil, Marin) ebenfalls die Streichung.

Eine wichtige Rolle bei der Frage, welche HSV-Spieler den Sprung zur WM schaffen, dürfte der Genesungsverlauf bei Marcell Jansen spielen. "Bei ihm setzen wir die höchste Belastung an, er wird am meisten arbeiten", kündigte Löw am Rande des Spiels an. Der HSV-Profi geht zweieinhalb Monate nach seinem Syndesmosebandriss sehr optimistisch an die Aufgabe. "Mein Heilungsprozess verläuft sehr gut", sagte Jansen. Auf Sizilien will der 24-Jährige in erster Linie Laufeinheiten absolvieren und dann in Südtirol (21. Mai bis 2. Juni) voll ins Mannschaftstraining einsteigen.

Gespannt sein dürfen Aogo, Jansen und auch Jerome Boateng, ob Löw bei der WM mit Philipp Lahm auf der rechten Seite plant. Der Bundestrainer bevorzugte für den Bayern-Profi früher immer die linke Seite, doch die gelungenen Auftritte Lahms bei den Münchnern auf rechts haben ihn neu nachdenken lassen.

Dass Boateng auch auf der linken Abwehrseite hervorragende Spiele abliefern kann, bewies er zum Beispiel in München, als er beim HSV-Spiel gegen die Bayern Arjen Robben sehr gut im Griff hatte. So könnte es zu der ungewöhnlichen Situation kommen, dass sich gleich drei Spieler eines Vereins um die gleiche Position in der Nationalmannschaft bewerben. Ein Hinweis darauf war die 79. Minute, als Aogo für - genau - Boateng vom Platz musste.

Warum das alles erwähnt werden darf? Weil das Spiel arm an Höhepunkten war. Ohne zwölf (die Bremer und Bayern-Spieler sowie Michael Ballack fehlten) vermissten die 27 000 Zuschauer im Aachener Tivoli häufig die Kreativität im Offensivspiel des Teams um Ersatzkapitän Arne Friedrich. Dazu gesellte sich die mangelhafte Chancenverwertung (Kießling!). Auch die Defensive agierte zuweilen fahrlässig.

Doch als Cacau (58.) und Scicluna (61.) per Eigentor auch für ein ansehnlicheres Ergebnis sorgten, verblassten diese Unzulänglichkeiten. Freuen durften sich auch Mats Hummels und Kevin Großkreutz (Dortmund) sowie Stefan Reinartz (Leverkusen), die nur für das Malta-Spiel nominiert worden waren und wie Aogo zu ihren Premierenauftritten kamen. Es waren Löws Neulinge Nummer 35 bis 38.

Deutschland: Neuer - Beck (57. Träsch), Friedrich (72. Westermann), Tasci (46. Hummels), Aogo (79. Boateng) - Trochowski, Khedira (72. Reinartz), Kroos (57. Großkreutz) - Cacau, Kießling, Podolski. Tore: 1:0 Cacau (16.), 2:0 Cacau (58.), 3:0 Scicluna (61., Eigentor). Zuschauer: 27000 (ausverkauft).