Der Manager des bei einem Autounfall getöteten Wolfsburger Jungprofis Junior Malanda sah seinen Schützling schlechtem Einfluss ausgesetzt. Auch den Vereinen gibt er eine Mitschuld an zweifelhaften Verkehrsverhalten.

Kapstadt. Die Fußball-Profis des VfL Wolfsburg erhalten während ihres Trainingslagers in Südafrika professionelle Hilfe von einem erfahrenen Sportpsychologen. Der Bundesligaclub hat nach dem Unfalltod von Junior Malanda den seit vielen Jahren im Spitzensport tätigen Psychotherapeuten Andreas Marlovits mit nach Kapstadt genommen. Er soll dort die insgesamt 25 Spieler betreuen, die nach der Todesnachricht am vorigen Sonnabend völlig geschockt waren und sich laut Manager Klaus Allofs in einem „fürchterlichen Zustand“ befanden.

Malandas Manager Peter Smeets sieht indes seinen Schützling als „Opfer seiner falschen Freunde“. Der belgischen Zeitung „Het Laatste Nieuws“ (Dienstag) berichtete er, dass der Wagen des Jungprofis in dem halben Jahr vor dem Unfall am Sonnabend auf der A2 zehnmal mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 Stundenkilometern geblitzt worden sei – dabei habe Malanda „fast nie“ am Steuer gesessen. „Das Problem liegt vor allem bei den Vereinen“, meinte Smeets. „Sie schauen weg oder wagen es nicht, streng zu sein, aus Angst, dass ihr Spitzentalent sich etwas anderes sucht.“

In Südafrika bemühen sich die Club-Verantwortlichen und Spieler, wieder in den Alltag zurückzukehren. „Es ist notwendig, dass man in so einer Situation professionell begleitet wird“, erklärte Allofs. Er stellte den neuen Mitarbeiter im Wolfsburger Team-Hotel in Kapstadt vor. „Wir wollen das nicht verstecken und sind offensiv mit dem Thema umgegangen“, fügte der Geschäftsführer hinzu. Marlovits selbst soll im Hintergrund arbeiten, darf allerdings auch während der Übungseinheiten mit den Profis sprechen. Marlovits bleibt zunächst bis zum Ende des Trainingslagers am nächsten Sonntag bei der Mannschaft, danach wolle man sehen, wie es weitergeht.

Fall anders gelagert als bei Robert Enke

Laut Allofs sind sowohl Einzel- als auch Gruppen-Gespräche der Spieler mit dem Psychologen vorgesehen. „Trauerarbeit verläuft bei 25 Menschen nicht parallel“, erklärte der VfL-Manager und frühere Nationalspieler. Sportwissenschaftler Marlovits, der auch Theologie studiert hat, hat Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Sportlern. Er begleitete nach dem Suizid von Nationaltorwart Robert Enke im November 2009 das Team des niedersächsischen Bundesliga-Nachbarn Hannover 96 und arbeitete später auch als Sportpsychologe beim 1. FC Köln. Eine ähnliche Situation wie damals im Fall Robert Enke sehe Marlovits in Wolfsburg nicht, verriet Allofs: „Er schätzt es vollkommen anders ein.“

Psychologie-Professor Markus Raab von der Deutschen Sporthochschule in Köln betonte, dass in einem solchen Fall die individuelle Betreuung genauso wichtig sei wie die Gruppenbetreuung. „Es besteht hier eine gewisse Ansteckungsgefahr. Wenn einer nervös wird, die Sache nicht verarbeiten kann, dann kann sich das in einer Mannschaft auf andere auswirken“, sagte Raab. „Dann kann das zu einer Negativspirale führen.“

Schweigeminute für Malanda im Training

Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking, die bei der ersten Trainingseinheit im Athlone-Stadion mit einer Schweigeminute ihrem gestorbenen Mitspieler gedacht hatte, bereitete sich am Dienstag mit einer Doppel-Schicht auf das erste Testspiel gegen Ajax Cape Town an diesem Mittwoch (18 Uhr) vor. Der Einsatz von Torwart Diego Benaglio ist dabei fraglich. Der Schweizer fehlte ebenso wie Co-Trainer Dirk Bremser wegen eines grippalen Infekts.

Mindestens drei Wochen müssen die Wolfsburger auf Josuha Guilavogui verzichten. Der französische Mittelfeldspieler, der am Sonntagabend nicht mit nach Kapstadt geflogen, soll am Mittwoch in Berlin wegen anhaltender Leisten-Beschwerden operiert werden.

Eine besonders enge Freundschaft zu Junior Malanda hatten sein belgischer Landsmann Kevin de Bruyne und der Franzose Josuha Guilavogui gepflegt.

LONDON, ENGLAND - JANUARY 13:  Romelu Lukaku of Everton celebrates as he scores their second goal as Adrian and Aaron Cresswell of West Ham United look dejected during the FA Cup Third Round Replay match between West Ham United and Everton at Boleyn Ground on January 13, 2015 in London, England.  (Photo by Julian Finney/Getty Images)
LONDON, ENGLAND - JANUARY 13: Romelu Lukaku of Everton celebrates as he scores their second goal as Adrian and Aaron Cresswell of West Ham United look dejected during the FA Cup Third Round Replay match between West Ham United and Everton at Boleyn Ground on January 13, 2015 in London, England. (Photo by Julian Finney/Getty Images) © Getty Images

„Es ist so merkwürdig, wenn du deinen Freund morgens noch gehört hast und dann nachmittags solche Nachrichten erfährst. Ich habe einen großen Freund verloren. Ruhe in Frieden, du wirst immer bei uns sein“, hatte Mittelfeldstar de Bruyne nach Malandas Tod getwittert.

Mit einer besonderen Geste gedachte der belgische Nationalspieler Romelu Lukaku am Dienstagabend seines verstorbenen Landsmannes. Nach seinem Treffer zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung für Everton in der 3. Runde des englischen FA-Cups grüßte der Stürmer in Richtung Himmel.