Im Herbst vergangenen Jahres erzielte Stefan Kießling das Phantomtor von Sinsheim. Am Mittwoch kehrte der Angreifer von Bayer Leverkusen an jenen denkwürdigen Ort zurück. Hier geht‘s zum Liveticker.

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Sinsheim. Ohne Stefan Kießling würde es die Anfang Dezember beschlossene Torlinientechnik für die Spiele der Bundesliga ab der kommenden Saison wohl nicht geben. Am 18. Oktober 2013 traf der Angreifer von Bayer Leverkusen beim 2:1-Erfolg bei 1899 Hoffenheim per Phantomtor, als der Ball nach Kopfball des Blondschopfes durch ein Loch im Netz von der Seite ins Tor rollte.

Der 30-Jährige trat mit seinem Treffer eine Lawine los, wenngleich die Torlinientechnik im ersten Anlauf auf der Vollversammlung des Ligaverbandes für die Ligen 1 und 2 im März durchfiel. Erst neun Monate später gab es für das Fußball-Oberhaus und das „Hawkeye“ grünes Licht von den Erstligaklubs (15:3).

Das ominöse „Tor“ hat das Leben Kießlings auf jeden Fall beeinflusst. Der Franke musste sich anschließend Anfeindungen und Beschimpfungen gefallen lassen, sodass er seine Facebookseite schließen musste. „Das Phantomtor war der schlimmste Treffer meines Lebens“, bekannte der Ex-Nationalspieler. Dass dem als echter Sportsmann bekannten Bayer-Stürmer unterstellt wurde, er habe genau mitbekommen, dass der Ball nicht auf reguläre Art und Weise hinter die Torlinie gelangt war, hat Kießling schwer getroffen.

Dass ihn die Fans am Mittwochabend bei der Rückkehr nach Sinsheim mit einem Pfeifkonzert und neuerlichen Unmutsbekundungen empfangen würden, war für 1899-Coach Markus Gisdol im Vorfeld indes kein Thema: „Unsere Fans sind immer korrekt aufgetreten. Ich denke nicht, dass da etwas Besonderes zu erwarten ist.“ Kießling hat jenes denkwürdige Abendspiel in Sinsheim aber nicht vergessen. Kießling selbst spricht selbst nicht mehr über jene Vorkommnisse.

Die Reaktion der Öffentlichkeit hat ihn jedoch nachdenklich gestimmt. Dass ihm ein CDU-Politiker sogar einen doppelten Beinbruch wünschte, all dies hat bei Kieß Spuren hinterlassen. Zumal die Reaktionen natürlich auch an seiner Familie nagten. „Ich habe sogar Briefe nach Hause bekommen“, sagte er einst dem Express. Auf die Nachfrage, es sich dabei auch um Morddrohungen gehandelt habe, wich der Bayer-Torjäger aus: „Sagen wir es einmal so: Es war grenzwertig.“

Die Torlinientechnik wird auf jeden Fall irgendwie immer mit Kießlings Namen in Verbindung gebracht. Es war allerdings eine schwere Geburt, ehe sich die klare Mehrheit der Bundesligisten für technische Hilfsmittel am 4. Dezember entschied. Vielleicht ist es sogar erst der erste Schritt, denn auch die Einführung des Videobeweises ist nicht gänzlich vom Tisch. Allerdings müsste diese Revolution von den Regelhütern des International Football Association Board (IFAB) des Weltverbandes erst genehmigt werden.

„Das ist keine Frage der Technik, sondern, ob so etwas in Zukunft überhaupt erlaubt wird. Bisher ist dies von den Statuten untersagt. Das Regelboard IFAB wird Anfang des Jahres entscheiden, ob der Pilotversuch in den Niederlanden weitergeführt wird. Dann spricht auch nichts dagegen, dass wir in Deutschland einen Piloten starten, wenn die Weichen gestellt sind“, betonte unlängst Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), bei Sky.