Ein Kommentar von Henrik Jacobs

Was haben Ahrensburg, Bad Oldesloe und Itzehoe gemeinsam? Die Kleinstädte aus der Metropolregion Hamburg sind mit jeweils rund 30.000 Einwohnern in etwa so groß wie der Staat Gibraltar. Doch während sich die Fußballclubs Hagen Ahrensburg, VfL Oldesloe oder der FC Itzehoe in der sechsten bzw. siebten Liga messen, spielt Gibraltar an diesem Freitag vor einem Millionenpublikum gegen Weltmeister Deutschland. Muss das sein? Und dann auch noch zur besten Sendezeit? Natürlich stellt sich in Zeiten überdehnter Spielpläne die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Qualifikationsspiele. Drei Spiele, null Punkte, 0:17 Tore lautet die bisherige Bilanz des Fußballzwerges, der erstmals an einer EM-Qualifikation teilnimmt. Wie sollen sich die Weltmeister Thomas Müller, Mario Götze oder Lukas Podolski für so ein Spiel motivieren?

Die Antwort ist einfach: Die Motivation dürfte kaum größer sein. Selten ist die Chance so groß, sich in den ewigen Rekordranglisten zu verbessern. Nur noch ein Tor braucht Podolski, um den alleinigen dritten Platz der DFB-Rekordtorjäger einzunehmen. Vor den Legenden Jürgen Klinsmann und Rudi Völler. Dass Podolski rund 32 Prozent seiner 47 Länderspieltore gegen Teams wie San Marino, Liechtenstein oder Luxemburg geschossen hat, mag er nicht gerne hören. Um seine Statistik weiter aufzubessern und seinen Frust des Bankdrückerdaseins beim FC Arsenal abzubauen, dürfte Gibraltar aber gerade recht kommen. Finden auch die anderen DFB-Kicker eine ähnliche Motivation, ist sogar der Rekordsieg von 1912 (16:0 gegen Russland) drin. Wenn das nicht Ansporn genug ist.