Eine Glosse von Florian Heil

Brasilianische Fußballprofis sind ja bekannt für ihre Gelassenheit, vor allem wenn es darum geht, nach dem Sommerurlaub in der Heimat zu Saisonbeginn wieder pünktlich auf der Matte zu stehen. Komm ich heut nicht, komm ich morgen – nur blöd, wenn man wie beim legendären WM-Halbfinale gegen die Deutschen gleich siebenmal zu spät kommt. Da kam Brasiliens neuer Nationaltrainer Carlos Dunga, geprägt durch seine Zeit beim VfB Stuttgart, jetzt auf die Idee, der Deutschen liebste Beschäftigung einfach mal auf die Seleção zu übertragen: Regeln aufstellen. Ein 16-Punkte-Verhaltenskodex soll seinen Schützlingen zu mehr Disziplin verhelfen. Ohrringe, Basecaps und Flipflops sind für Brasiliens Fußball-Nationalspieler bei Zusammenkünften der Auswahl künftig tabu. Die Spieler sollen Anzüge tragen und bei gemeinsamen Mahlzeiten sitzen bleiben, bis der Kapitän aufsteht. Religiöse und politische Äußerungen sind unerwünscht, genau wie iPads und Handys.

Brasilianer ohne Havaianas? Ohne Brilli im Ohr? Kein Caipirinha mehr, bevor Neymar aufgegessen hat? Da könnten die Spieler eigentlich gleich auswandern und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, dann gewännen sie vielleicht auch mal wieder einen Titel. Und diese Maßnahmen sind ja auch nur die Spitze des Zuckerhutes: Bei der WM im eigenen Land hatte Dungas Vorgänger Luiz Felipe Scolari bereits ein „Akrobatik-Sex“-Verbot erlassen. Vielleicht hätte er sich da lieber an seinem belgischen Kollegen Marc Wilmots ein Beispiel nehmen sollen, der seinen Kickern Frauenbesuch nur im Falle des Finaleinzugs gestattet hätte.