RB Leipzig und der VfL Bochum wollen mit einem Sieg Anschluss an die Spitzenplätze der 2. Bundesliga halten. Dabei könnte die wirtschaftliche Diskrepanz zwischen den beiden Vereinen kaum größer sein. Hier geht‘s zum Liveticker.

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Bochum. Finanznot, Ärger mit den Frauen - und das alles ausgerechnet vor dem schweren Gang zum ungeliebten „Fußball-Konstrukt“ RB Leipzig: Peter Neururer hatte in seiner langen Trainerkarriere schon mal bessere Laune. Der Coach des Zweitligisten VfL Bochum nimmt unter erschwerten Bedingungen die Vorbereitungen auf das Auswärtsspiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) in Angriff.

Wie die Mannschaft mit dem Druck umgehen wird, möglicherweise für den Erhalt oder den Untergang eines Traditionsklubs mitverantwortlich zu sein, „das werden wir in den kommenden Wochen und Monaten sehen“, sagte Neururer im Interview: „Sie sind Profis und stehen in der Pflicht, ihr Leistungsoptimum abzurufen. Voraussetzung dafür ist die pünktliche Zahlung der Gehälter. Das ist in Bochum gewährleistet.“ So weit, so mäßig.

Doch die Zahlen, die der neue Finanzvorstand Wilken Engelbracht am Montag auf der Jahreshauptversammlung präsentierte, sind alarmierend. Der VfL, der im fünften Jahr in der 2. Liga spielt, verzeichnete im Geschäftsjahr 2013/14 bei einem Umsatz von 27,2 Millionen Euro einen Fehlbetrag in Höhe von 633.000 Euro - obwohl er eigentlich dringend die Konsolidierung fortsetzen wollte. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro.

„Dieser Verein ist komplett auf Kante genäht“, sagte Engelbracht. Er gab zu, dass die Banken dem VfL derzeit keine Kredite gewährten: „Wir stellen alles auf den Prüfstand. Einiges haben wir schon realisiert, einiges wird noch folgen.“

Die umstrittene Schließung der Frauen-Abteilung, die den VfL finanziell entlasten sollte, ihm aber stattdessen einen veritablen Shitstorm einbrockte, sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Der entsprechende Vorstandsbeschluss wurde am Montag wegen des öffentlichen Drucks ausgesetzt. Die VfL-Mädchen und -Frauen hatten mit zahlreichen Protestaktionen dazu beigetragen.

Dass nun ausgerechnet der schwere Gang zu Red Bull Leipzig ansteht, dem Klub, mit dem Neururer so gar nichts anfangen kann, spannt die Nerven weiter an. „Ich bleibe dabei, dass ich einiges, was da in Leipzig möglich ist, zum Kotzen finde. Diese Meinung habe ich ja auch nicht exklusiv“, sagte Neururer. Er hob aber hervor, dass seine Hauptkritik die Institutionen treffe, die ein „Fußball-Konstrukt“ wie das in Leipzig überhaupt möglich mache.

Zu intensiveren Sticheleien gegen den Emporkömmling fehlt Neururer offenbar derzeit die Laune, er bleibt für seine Verhältnisse zurückhaltend: „Für uns ist es ein Anreiz, als kleiner finanzieller Underdog bei den ach so reichen Leipzigern die Möglichkeit zu haben, drei Punkte einzufahren.“

Der Optimismus ist beim 59-Jährigen trotz aller Widrigkeiten unverwüstlich wie eh und je. Sein Team sei sportlich auf dem besten Wege, sagte Neururer, „wieder Pluspunkte einzufahren, die - neben Einsparmaßnahmen - notwendig sind, um den VfL Bochum auf Dauer wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: in die erste Liga.“

Die Aufstellungen:

Leipzig: 1 Coltorti – 39 Teigl, 8 Sebastian, 33 Compper, 3 Jung – 25 Hierländer, 6 Khedira, 31 Demme – 24 Kaiser – 9 Poulsen, 11 Frahn. – Trainer: Zorniger

Bochum: 1 Luthe – 21 Celozzi, 19 Fabian, 6 Simunek, 3 Holthaus – 8 Losilla, 18 Latza – 10 Tasaka, 7 Terrazzino – 9 Sestak, 22 Terodde. – Trainer: Neururer

Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen)

Zuschauer: 30.000

Tore: 1:0 Holthaus (6., Eigentor), 2:0 Frahn (33.)