Der FC Bayern München verblüfft mit dem 7:1 beim AS Rom die Fußballwelt und wird von Papst Franziskus empfangen

Rom. Als Papst Franziskus Spieler und Trainer von Bayern München am Mittwochvormittag auch noch darum bat, für ihn zu beten, fand eine außergewöhnliche Rom-Reise ihren bemerkenswerten Abschluss. Mit dem beeindruckenden Sieg und dem Zuspruch des Heiligen Vaters trat der deutsche Fußball-Rekordmeister nach einer etwa 25 Minuten dauernden Privataudienz im Vatikan glücklich und tief beeindruckt den Heimflug aus der Ewigen Stadt an.

Mit dem spektakulären 7:1 (5:0) im Gruppenspiel der Champions League bei AS Rom und dem anschließenden Besuch beim Oberhaupt der katholischen Kirche hatten die Münchner gleich zwei bemerkenswerte Akzente gesetzt: Zu ihrem Besuch beim Papst hatten sie einen Fußball mitgebracht, der symbolisch für ein Freundschaftsspiel steht, aus dessen Einnahmen eine Million Euro ausdrücklich direkt an Franziskus gehen. Er soll sie persönlich zu karitativen Zwecken einsetzen.

„Dies ist ein spezieller Tag für uns alle. So etwas erlebt man ja nicht gerade oft“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Die Spieler erschienen in Anzügen zu dem Termin, den der FC Bayern in der vergangenen Woche bekannt gegeben hatte. „Ich glaube, fußballerisch brauchen wir uns im Moment nicht zu beschweren, und da konnte uns der Papst nicht wirklich helfen. Aber es war ein besonderes Ereignis für uns alle“, betonte Lahm. Ein Papstbesuch sei „ein Moment, den man sein Leben lang nicht vergisst“, erklärte Torwart Manuel Neuer. Clubchef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: „Wir verlangen nicht, dass uns der Papst einen besonderen Segen gibt, dass wir in der Zukunft unbesiegbar sind. Das wäre vermessen.“

Angesichts der aktuellen Form des einsamen Bundesliga-Tabellenführers ist dies auch gar nicht nötig. Rummenigge platzte beim obligatorischen Mitternachts-Bankett im noblen Hotel Parco dei Principe fast vor Stolz, als er unter dem Applaus von rund 500 Edelfans eine Lobeshymne auf Trainer Pep Guardiola und die Mannschaft anstimmte. Der Bayern-Boss schwärmte im Sala Farnese von einem „geschichtsträchtigen und großen Ereignis, über das wir uns in zehn Jahren noch unterhalten“.

Gleichzeitig lobte Rummenigge die Mannschaft für deren „Seriosität“. Früher hätte nach so einem Sieg „Partystimmung geherrscht“, aber diesmal: nichts dergleichen. Er habe „keine Arroganz, keine Häme“ gesehen, berichtete Rummenigge von seinem Kabinenbesuch im Olympiastadion. Vielmehr würden sich alle schon wieder konzentrieren – auf das Spitzenspiel in der Liga gegen den Tabellenzweiten Mönchengladbach. „Das zeichnet die Mannschaft und den Trainer aus“, betonte Rummenigge.

Von Euphorie war vor einem heißen Herbst in der Tat nichts zu spüren, auch wenn der überragende Arjen Robben nach „der Katastrophe für Rom“ von „Wahnsinn“ und von „Fußball zum Genießen“ sprach. „Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Im Moment gibt es nichts zu klagen – aber die Saison ist noch lang“, warnte Manuel Neuer. Und Robben ergänzte nach dem auswärts einmaligen Torfestival der Bayern: „Wir müssen ruhig bleiben, die Preise werden erst im Mai verteilt.“

Der Niederländer mit zwei Treffern (9./30.), Mario Götze (23.), Robert Lewandowski (25.), Thomas Müller (36./Handelfmeter), Franck Ribéry (78.) und Xherdan Shaqiri (80.) hatten den Tabellenzweiten der Serie A vor 62.292 staunenden Zuschauern in alle Einzelteile zerlegt und die Ambitionen der Bayern auf alle Titel nachhaltig untermauert. Dass die Münchner als Erster der Gruppe E ins Achtelfinale der Königsklasse einziehen, daran zweifelt vor dem Rückspiel gegen die Roma am 5. November keiner mehr.

Vielmehr muss der Konkurrenz Angst und Bange werden, wenn Robben sagt, „dass es immer noch Dinge gibt, die wir verbessern können“. Dabei haben die Bayern jetzt schon die Philosophie von Guardiola immer besser verinnerlicht. „Der Trainer hat uns super vorbereitet. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten“, sagte Weltmeister Thomas Müller.

Selbst der Perfektionist Pep Guardiola hatte bis auf 20 Minuten in der zweiten Halbzeit, „in denen wir schlecht gespielt haben“ und in denen auch der Gegentreffer durch Gervinho fiel (66.), wenig zu mäkeln: „Wir waren aggressiv, haben gute Entscheidungen getroffen.“ Der Spanier dachte aber schon wieder weiter: „Das war ein Unfall von Rom. Im Rückspiel wird das nicht mehr so laufen.“

Die Kritik am Versagen der eigenen Mannschaft war in Rom außerhalb des Vatikans erwartungsgemäß erbarmungslos. „Noch nie hatte eine italienische Mannschaft bei einem Heimspiel auf derart demütigende Weise in der CL-Geschichte verloren“, schreibt der „Corriere dello Sport“. Bei „La Repubblica“ heißt es: „AS Rom erlebt einen Albtraum und eine historische Demütigung gegen die außerirdischen Bayern.“

Dem Papst aus Argentinien allerdings, ein großer Fußballfan und Mitglied des Clubs Atletico San Lorenzo de Almagro, hat gefallen, was er gesehen hat. „Sie haben gestern ein wunderschönes Spiel abgeliefert“, sagte Franziskus und bedankte sich bei der Münchner Delegation zum Abschied auf Deutsch mit den Worten: „Vielen Dank für Ihren Besuch. Beten Sie für mich, ich brauche es.“