Ein Kommentar von Andreas Hardt

Reykjavik ist nicht dabei, ebenso wie Maribor und Gibraltar. Aber das kann ja noch kommen. Europa ist groß, die EM ist für alle da. Sagt Uefa-Präsident Michel Platini und pflegt damit seine vielen kleinen Freunde und Wähler im Verband.

Jetzt wissen wir also, wie die Europameisterschaft 2020 aussehen wird. An 13 verschiedenen Austragungsorten wird gespielt. Es gibt Vorrundenpartien in Baku (Aserbeidschan) und Bilbao (Spanien). Das sind 4.308,07 km Luftlinie und 5.514,10 km auf dem Landweg. Gute Reise, liebe Fans.

Was Platini als pan-europäisches Fußballfest verkauft, ist letztlich die Konsequenz aus der ständigen Aufblähung des Wettbewerbs. Es gibt natürlich seit 1990 deutlich mehr Nationen auf dem Kontinent. Damit mehr Wettbewerb – und mehr Einnahmemöglichkeiten für die Uefa.

Ab 2016 dürfen deshalb 24 Mannschaften an der Endrunde in Frankreich teilnehmen. Ein solches Turnier können in Europa nur ganz wenige große Nationen organisatorisch und logistisch stemmen.

Deutschland ist eines davon. Der Verzicht des DFB auf eine Bewerbung für das Finale 2020 war deshalb ein geschickter Schachzug, um sich das ganze EM-Turnier vier Jahre später zu sichern. Die Chancen stehen glänzend.

Das dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Aussichten einer deutschen Olympiabewerbung für dieses Jahr deutlich schmälert, dürfte den DFB nur am Rande interessieren.

Und die meisten „Sport“-Fans in der Fußball-Monokultur Deutschland wahrscheinlich gar nicht.