Gäbe es im Fußball eine Wahl zum Interview des Jahres, Thomas Hitzlsperger, 32, hätte den Titel jetzt schon sicher. Kein anderes Gespräch sorgte für so viel Wirbel wie das Outing des ehemaligen Nationalspielers im Januar. Sogar die Kanzlerin lobte sein Bekenntnis zur Homosexualität.

Dabei ist der Fußballer, aufgewachsen in einem kleinen Dorf bei München, der personelle Gegenentwurf zu Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, seit Jahr und Tag geübt im Doppelpass mit dem Boulevard. Hitzlsperger zog immer eine klare Grenze zwischen Job und Privatsphäre, engagierte sich lieber bei Aktionen gegen Rassismus und Antisemitismus. Sein Outing bereitete er über Monate vor, engagierte eigens eine Medienagentur. Die vielen Einladungen zu Talkshows sagte er allesamt ab, tauchte stattdessen in Nordamerika ab.

„Was ich zu diesem Thema zu sagen hatte, habe ich gesagt“, sagt Hitzlsperger mit allem Recht. Denn noch nie wurde so intensiv über Homophobie im deutschen Sport diskutiert. Also kann er sich auf seine zweite Karriere konzentrieren. Als Journalist schreibt er für das Fußballmagazin „11 Freunde“ über seine einstigen Kollegen. Viele davon wird er am 7. September wiedersehen, wenn er beim „Tag der Legenden“ am Millerntor auflaufen wird.