Fußballfans machen mit der Kampagne „Nein zu Red Bull“ gegen den Aufsteiger mobil

Hamburg. Es klang fast wie eine Drohung, als Dietrich Mateschitz kürzlich nach einem möglichen Gewinn der deutschen Meisterschaft mit RB Leipzig gefragt wurde. „Irgendwann wird es so weit sein“, sagte Mateschitz, der milliardenschwere Chef des Brauseherstellers Red Bull. Der Österreicher, 70 Jahre alt, macht keinen Hehl daraus, wo er den Zweitliga-Aufsteiger in einigen Jahren sehen will: an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Bisher hat es der Club in die Zweite Bundesliga geschafft.

Den Fans vieler Vereine machen die Aussagen des Unternehmers zunehmend Sorgen. Sie fürchten mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der Traditionsvereine durch den zunehmenden Einzug der Mäzene in den Profifußball. Alleine 12,5 Millionen Euro investierte RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick in der laufenden Transferperiode für neue Spieler. Ein Novum in der Zweiten Liga.

„Das Beispiel Red Bull kann maßgeblich für die zukünftige Entwicklung des Fußballs in Deutschland werden“, sagt Sandra Schwedler vom Bündnis „ProFans“. Die Initiative unterstützt die bundesweite Kampagne „Nein zu Red Bull“. Die Unterstützer kritisieren die Marketingmaschinerie von Red Bull, die unter dem Decknamen „RasenBallsport Leipzig“ laufe. „Die 50+1-Regel ist bis zur Unkenntlichkeit verbogen. Liga, Fans und Vereine müssen sich fragen, ob man zu einer Konzernliga werden will oder nicht“, sagt Schwedler.

Die 50+1-Regel ist ein Paragraph in den Statuten der Deutschen Fußball-Liga. Sie verhindert, dass Kapitalanleger in Fußballvereinen, die als Kapitalgesellschaft ausgegliedert wurden, eine Stimmenmehrheit übernehmen. Gleichzeitig ist es aber erlaubt, dass sich die Mehrheit des Kapitals im Besitz privater Investoren befindet.

So besitzt SAP-Gründer Dietmar Hopp an Bundesligist TSG Hoffenheim zwar nur ein Stimmrecht von 49 Prozent, das Kapital des Vereins stammt aber zu 96 Prozent von Hopp. Ähnlich sieht es bei RB Leipzig aus. Die Kritiker werfen diesen Clubs vor, die DFL-Statuten gezielt zu unterlaufen.

Am Sonntag planen Fans des Zweitligisten TSV 1860 München einen Protestzug gegen das Modell Red Bull vor dem Heimspiel gegen Leipzig. Wogegen die Fans genau protestieren, ist jedoch unklar. Denn 1860 München bekommt sein Kapital zu 60 Prozent von Investor Hasan Ismaik aus Jordanien. Der Protest drückt aber die Stimmung in Fußball-Deutschland aus: Red Bull ist bei den Fans unerwünscht. Weitere Protestaktionen dürften folgen. RB Leipzig wollte sich dazu auf Anfrage des Abendblatts nicht äußern.