Der ehemalige Mainzer Trainer wird wie auch die DFB-Angestellten Frank Wormuth und Marcus Sorg immer wieder als Nachfolger von Hansi Flick als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw gehandelt.

Berlin. Thomas Tuchel wird auf keinen Fall Co-Trainer von Fußball-Nationalcoach Joachim Löw. „Ich kann definitiv ausschließen, dass Thomas Tuchel Nachfolger von Hansi Flick wird, dies stand auch niemals zur Debatte“, sagte Tuchels Sprecher Felix Ahns dem Sender Sky Sport News HD am Dienstag. „Im Übrigen hat es diesbezüglich auch keine Gespräche zwischen dem DFB und Thomas Tuchel gegeben.“ Ahns bestätigte der Nachrichtenagentur dpa diese Aussagen.

Tuchel war beim Bundesligisten FSV Mainz 05 trotz noch gültigem Vertrag bis zum Ende Juni 2015 nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison zurückgetreten. Was Tuchels Zukunft betreffe, rechne er kurzfristig mit keiner Entscheidung, betonte der Sprecher des 40-Jährigen. Ein sogenanntes Sabbatjahr sei möglich.

Tuchel galt zumindest in der Öffentlichkeit als möglicher Kandidat für den Assistenz-Posten von Löw. Der bisherige Amtsinhaber Flick wird beim Deutschen Fußball-Bund neuer Sportdirektor. Als Anwärter gilt auch U 19-Nationalcoach Marcus Sorg, der mit seiner Mannschaft im Finale der EM in Ungarn steht.

DFB-Chefausbilder Frank Wormuth wiederum hatte am Montag erklärt, dass eine Zukunft als Assistent von Löw für ihn „aktuell“ kein Thema sei. „Es ist alles geschrieben und gesagt, meinte der 53-Jährige nach der Präsentation seiner WM-Analyse beim Kongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) in Mannheim.

In diesem Rahmen bescheinigte Wormuth Bundestrainer Löw noch einmal einen „riesengroßen Anteil“ am WM-Triumph. Der frühere Zweitliga-Profi des SC Freiburg ist ein Vertrauter Löws, U 20-Nationaltrainer und leitet seit 2008 die Trainerausbildung beim DFB. 1998/99 war er Co-Trainer von Löw bei Fenerbahce Istanbul.

Laut Wormuth könnten Bundesliga-Trainer einiges aus der Endrunde in Brasilien lernen. „Die Trainer sollten künftig alle Systeme aus dem Effeff beherrschen und gegebenenfalls die Grundordnung verändern können“, sagte Wormuth. Bei der Kaderzusammenstellung müssten die Chefcoaches angesichts dieser Anforderungen noch besser aufpassen. Als vorbildlich für taktische Variabilität nannte Wormuth ausgerechnet Tuchel - derzeit vereinslos.

„Argentinien war zu Messi-lastig“

Acht Trainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatten unter Wormuths Regie vom WM-Achtelfinale an die Spiele und Mannschaften in Brasilien analysiert. Wormuth und sein Kollege Bernd Stöber zeigten die Ergebnisse den über 1000 Kongress-Teilnehmern in einem 80-minütigen Vortrag. Die Erfolgsgeheimnisse des deutschen Weltmeister-Teams sind nach Ansicht von Wormuth und seiner Kollegen: Kompaktheit, taktische Variationsbreite, zielorientierter Kombinationsfußball mit Einzelaktionen, ein WM-Kader von großer Qualität, ein hoch professioneller Funktionsstab – sowie Teamgeist und Siegermentalität.

Für Wormuth ist Deutschland – „völlig objektiv gesagt“ – verdienter Weltmeister. „Die deutsche Nationalmannschaft war die kompletteste Mannschaft“, sagte er. „Die Argentinier waren eine absolute Einheit und sind richtig deutsch gestanden, aber sie waren zu Messi-lastig.“

Das Tiki-Taka-System der Spanier, die in der Vorrunde kläglich gescheitert waren, sei tot. Wenn auch nur in der Form des Ex-Weltmeisters: „Keiner spielt mehr Tiki-Taka – außer Deutschland, aber zielorientierter.“ Deutschland habe das taktische Konzept Kompaktheit angewandt, Argentinien das der Sicherheit, die Niederlande das der Systemveränderung. Und das mit 1:7 im Halbfinale an der DFB-Auswahl gescheiterte Brasilien „das Konzept Neymar, Neymar“.

Auch Finke und Schäfer lauschten

Wormuth machte auch deutlich, dass es nicht mehr das eine Spielsystem für eine Mannschaft gebe, sondern in der Regel ein offensives und ein defensives – das auch je nach Gegner abgewandelt wird. „Es geht um den Raum, der bespielt werden kann, und um Überzahl“, erklärte er. So habe Deutschland von der Achtelfinal-Partie gegen Algerien an defensiv mit einem 4-4-2 agiert und offensiv mit einem 4-1-2-3.

Stöber nannte die Auffälligkeiten des Endrundenturniers in Brasilien: Das schnelle Umschalten auf Angriff sei ein Erfolgsgarant, ebenso wie Standardsituationen. Hier können die Trainer in allen Ligen wohl nachbessern: 30 Prozent der Treffer bei der WM seien durch oder nach Standards gefallen – aber kein Chefcoach trainiere bisher 30 Prozent der Zeit Freistöße und Eckbälle.

Auch wenn mit Mario Götze eine „falsche 9“ das entscheidende Tor im Endspiel erzielt habe, betonte Wormuth: „Eine Konsequenz aus der WM ist auch, dass der Stoßstürmer bevorzugt wird.“ Außerdem habe es überdurchschnittlich viele Jokertore gegeben – 31 von insgesamt 171 Treffern. „Leistungsmäßig hat sich der Weltfußball weiter verdichtet“, sagte Stöber. Dem Vortrag lauschten auch ehemalige Bundesliga-Trainer wie Markus Babbel sowie Nationaltrainer wie Volker Finke von WM-Teilnehmer Kamerun und Winfried Schäfer von Jamaika.