Diese TV-Kritik könnte schon nach einem Satz zu Ende sein: Was für ein wunderbarer Abend! Und das nicht nur, weil die deutsche Mannschaft ein tolles Spiel gezeigt und gewonnen hat, die Kanzlerin hinreißend Beifall gepatscht hat, sondern weil auch alles andere perfekt war.

Das ging schon mit dem privaten Stadion los. Bei uns zu Hause hängen keine Deutschland-Flaggen aus dem Fenster, der Rückspiegel des Autos ist schwarz und nicht rot-gold, und Mützen und Schals tragen wir im Winter. Doch ganz ohne weltmeisterliches Design ist es auch bei uns nicht geblieben.

Vor ein paar Tagen wurde ein Brazuca gekauft, ein WM-Ball in Miniformat, der nun zwischen Küche, Wohn- oder Schlafzimmer umherrollt und immer mal wieder einen kleinen, vorfreudigen Tritt bekommt. Auf der Fensterbank ist das Sommermärchen Blue Goal des Lichtkünstlers Michael Batz seit Tagen im Einsatz und leuchtete zum Anpfiff, obwohl es wegen des Tageslichts nicht nötig war.

Das Beste aber an diesem Fußball-Abend: Gottlob war es Gottlob, der kommentierte. Keine Spielchen mit Namen, ist klar. Aber diesmal muss es sein. Die Alternative, Tom Bartels, wegen seines Temperaments bei uns zu Hause seit Südafrika nur „Vuvuzela“ genannt, kommentierte nicht. Es reicht zu wissen, dass er fürs Endspiel nominiert ist. Ach, warum bleibt er nicht beim Skispringen und quält seine Zuschauer dort mit Monologen über stabile Flugsysteme, Fallwinde, wahlweise von vorn, seitlich oder von hinten, und Problemen mit dem Ausfallschritt beim Telemark? Aber genug kritisiert. Jeder hat ja seine Lieblingskommentatoren.

Und meine waren alle im Einsatz. der Grimme-Preis-gekrönte Gerhard Delling, Mehmet Scholl, der schlitzohrige Sprücheklopfer, der die liebevollste Beschreibung für den dreifachen Torschützen Thomas Müller geliefert hat: „die wilde 13“, und der die Vorlagen seines Partners Matthias Opdenhövel perfekt verwandelte. Und schließlich Gottlob, der emotional war, wenn es sein musste, und eine Stimme hat, die zeigt, dass so ein gut tönendes Organ eine der Grundvoraussetzungen für diesen Beruf sein sollte. Schland!

Martina Goy, Chefreporterin Hamburger Abendblatt