Die Verletzung am Sprunggelenk war einfach zu schwer: Dortmund-Star Marco Reus fährt nicht mit zur WM nach Brasilien. Nachrücker Shkodran Mustafi freut sich auf Teilnahme.

Mainz. Hiobsbotschaft für die deutsche Nationalmannschaft: Marco Reus fällt für die WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) aus. Der Offensivspieler von Borussia Dortmund erlitt im Länderspiel am Freitagabend in Mainz gegen Armenien (6:1) einen Teilriss der vorderen Syndesmose oberhalb des linken Sprunggelenks. Bundestrainer Joachim Löw nominierte für Reus Abwehrspieler Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua nach. Dies teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Sonnabend mit.

Jetzt äußerte sich der Pechvogel selbst zu seinem WM-Aus: „Ich weiß wirklich nicht, wie ich das in Worten ausdrücken soll, was ich gerade empfinde. Ein Traum ist von einer zur anderen Sekunde geplatzt“, sagte der 25-Jährige der „Bild“-Zeitung. „Ich muss jetzt aber auch nach vorne schauen, meine Reha ganz professionell angehen, denn es muss weitergehen. Ich komme noch stärker zurück, als ich war. Meine beste Wünsche gelten jetzt der Mannschaft und dem ganzen Team, dass sie unser Ziel auch ohne mich erreichen.“

Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann zeigte sich geschockt via Twitter: „Wenn Reus ausfällt, wird's eng für unsere Jungs. Nicht zu ersetzen.“ Auch der englische WM-Torschützenkönig von 1986, Gary Lineker, kann das WM-Aus von Reus nicht fassen. „Another one bites the Brazilian dust. Seit wann passieren denn auch den Deutschen solche Dinge?“, verkündete der 53-Jährige über seinen Twitter-Account.

Ballack fiel 2010 mit der gleichen Verletzung aus


Der langjährige Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack kann die Niedergeschlagenheit bei Marco Reus, der aufgrund eines Syndesmoserisses die Teilnahme an der WM in Brasilien verpasst, nachempfinden. „Ich weiß, wie Marco sich jetzt fühlt. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Vor der WM 2010 in Südafrika hat es mich getroffen. Du bist vollkommen down, fertig. Die Tage danach sind die schlimmsten“, schrieb der einstige Capitano, der die WM 2010 wegen eines Syndesmose- und Innenbandriss verpasste, in seiner WM-Kolumne im Kölner Express.

Der Ausfall von Reus ist ein herber Rückschlag in den Planungen von Bundestrainer Joachim Löw. Der Mittelfeldspieler galt als einer der großen Hoffnungsträger in der DFB-Auswahl und als zentrale Figur im Offensivkonzept von Löw. „Für ihn und für uns ist dies extrem bedauerlich. Marco war super drauf, er hat im Trainingslager und in den beiden Spielen gegen Kamerun und Armenien einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, hat vor Spielfreude gesprüht. In unseren Überlegungen für Brasilien hat er eine zentrale Rolle gespielt“, sagte Löw.

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Reus war gegen Armenien in der 44. Minute bei einem Zweikampf mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben und umgeknickt. Er musste in die Kabine getragen werden. Bei einer anschließenden Kernspin-Untersuchung in einem Mainzer Krankenhaus bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Reus wird in Dortmund konservativ behandelt werden. Der 25-Jährige wird voraussichtlich erst in sechs bis sieben Wochen wieder ins Training einsteigen können.

Neuer weiterhin nicht einsatzfähig


Im Trainingslager in Südtirol war bereits Lars Bender verletzt abgereist. Auch Torwart Manuel Neuer ist wegen seiner Schulterverletzung noch nicht wieder einsatzfähig. Immerhin konnte Löw am Freitag erstmals wieder die längere Zeit verletzten Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose einsetzen.

Der 22 Jahre alte Mustafi von Sampdoria Genau ist im Gegensatz zu Reus Abwehrspieler. Er gehörte bereits dem erweiterten WM-Aufgebot an, war aber am Montag von Löw wie auch Kevin Volland und Marcel Schmelzer für den 23er-Kader zunächst gestrichen worden.

„Es ging uns nicht darum, Marco Reus eins zu eins zu ersetzen. Unsere Qualität auf der Position hinter den Spitzen ist sehr hoch, hier haben wir mit Lukas Podolski, André Schürrle, Mario Götze, Thomas Müller, Mesut Özil, Julian Draxler und Toni Kroos genügend Alternativen“, erklärte Joachim Löw, „deswegen haben wir uns für eine weitere Option für den Defensivbereich entschieden. Shkodran hat uns im Trainingslager überzeugt, er ist fit, wir haben Vertrauen in ihn. Wir wissen, dass wir uns auf ihn zu 100 Prozent verlassen können.“

Mustafi: „Freue mich, dass ich dabei sein kann“


Mustafi ist am Telefon von seiner Nachnominierung für die WM überrascht worden. „Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, da hat mich der Bundestrainer angerufen“, sagte der 22-Jährige. „Es tut mir sehr leid für Marco, aber ich freue mich natürlich, dass ich dabei sein kann“, sagte Mustafi.

Mustafi hatte eigentlich schon andere Pläne geschmiedet: „Ich hatte einen Ibiza-Urlaub mit Freunden geplant, den aber noch nicht gebucht. Das ist jetzt schöner. In Brasilien war ich noch nie.“ Angesprochen auf seine WM-Ziele meinte der Nachwuchskicker: „Damit habe ich mich noch nicht genau beschäftigt. Ich muss das erst mal alles realisieren. Wenn ich eine ruhige Minute habe, werde ich über neue Ziele nachdenken.“