Ein Kommentar von Florian Heil

Einem zu rasanten Aufstieg folgt oft ein noch rasanterer Fall. Das gilt für alle Lebensbereiche, doch im Hamburger Amateurfußball hat diese Weisheit bereits eine lange Tradition. Aktuell steht der VfL 93 nur eine Woche nach seinem Durchmarsch von der Bezirksliga in die Oberliga Hamburg vor einem Scherbenhaufen. Das mit viel Geld und Ex-Profis zusammengestellte Team verliert seinen gesamten Trainerstab, darunter auch „Macher“ Olaf Ohrt. Die Konsequenz: Kein Geld mehr da, die Spieler können gehen. Sollte der VfL seinen Startplatz in der höchsten Hamburger Spielklasse dennoch einnehmen, droht dem Club ein ähnliches Schicksal wie dem Landesligisten Rahlstedter SC in dieser Saison: Nachdem das gesamte Team den Verein mangels Kapital verlassen hatte, stieg der Club mit der aufgerückten zweiten Mannschaft als sportlich nicht konkurrenzfähiger Tabellenletzter sang- und klanglos ab. Auch Oberligist Germania Schnelsen verlor in der Hinrunde viele Spieler, da das liebe Geld knapp wurde.

Dass Amateurfußballer ihr Hobby überhaupt bezahlt bekommen, ist – mal abgesehen von einem Ausgleich der Aufwendungen – für viele Außenstehende seit jeher unverständlich. Und das Vereinsleben fördert es sicherlich nicht, wenn sich eine „Söldnermentalität“ einnistet, die einen stetigen Clubwechsel zur Folge hat. Wobei die Vereine hier eher an den Pranger zu stellen sind als die Spieler – wer will es ihnen verübeln, angebotenes Geld anzunehmen. Doch wo einst nur sportliche Argumente über Auf- und Abstieg entschieden, sind es heutzutage immer öfter finanzielle. Eine bedenkliche Entwicklung.