Vor dem Achtelfinalhinspiel der Champions League wurden BVB-Anhänger durch russische Hooligans angegriffen. Selbst Borussias Mannschaftsarzt sprang ein und half. Auch Profi Sokratis ist angeschlagen.

Sankt Petersburg/Dortmund/Düsseldorf. Etliche Anhänger von Borussia Dortmund mussten den Auswärtssieg im Achtelfinalhinspiel der Champions League bei Zenit St. Petersburg (4:2) teuer bezahlen.

Denn vor dem Spiel wurden am Dienstag mehrere BVB-Fans bei Übergriffen russischer Hooligans verletzt. „Einige mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Ich selbst habe zwei versorgt. Bei einem musste ich einen Nasenbeinbruch richten“, sagte Dortmunds Mannschaftsarzt Markus Braun am Mittwoch.

Über soziale Netzwerke hatten sich die nach St. Petersburg mitgereisten Dortmunder Fans gegenseitig gewarnt und von zahlreichen Übergriffen berichtet. Einen genauen Überblick, wie viele Dortmunder Fans in St. Petersburg insgesamt verletzt wurden, hatte Braun nicht.

Der Dortmunder Fanbeauftragte Jens Volke sprach bei „Ruhrnachrichten.de“ von „50 bis 60 Übergriffen“. Späher seien durch Kneipen gelaufen, um BVB-Anhänger ausfindig zu machen. „Diese Leute waren nur auf Schlägerei aus. Aber letztlich ist es wohl noch glimpflich abgelaufen“, sagte Volke. Bei einer Person bestehe jedoch der Verdacht auf einen Jochbeinbruch.

Sokratis ist der nächste Verletzte

Auch unter den Dortmunder Profis gibt es derweil einen neuen Verletzten - mal wieder. Innenverteidiger Sokratis zog sich seine Blessur allerdings auf dem Platz zu. „Ich habe Probleme am rechten Fuß. Ich habe keine Ahnung, ob es geht. Wir werden es morgen probieren“, sagte der Grieche nach der Rückkehr des BVB.

Ob Sokratis den Dortmundern für das Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg am Sonnabend (15.30 Uhr) zur Verfügung steht, ist äußerst fraglich. Damit bleibt die personelle Situation vor allem in der zentralen Defensive für BVB-Trainer Jürgen Klopp angespannt.

Ein Comeback von Nationalspieler Mats Hummels (Fußverletzung) gegen den Club ist eher unwahrscheinlich, Neven Subotic (Kreuzbandriss) fehlt sowieso. Nicht angeschlagen sind derzeit nur die Innenverteidiger Manuel Friedrich und Nachwuchsmann Marian Sarr. Umstellungen auf dieser Position sind nach dem Ausfall von Sven Bender ebenfalls schwieriger geworden.

Lewandowski schreibt Vereinsgeschichte

Dennoch hatte Klopp nach dem Auftritt seines Teams in Russland Grund zum Schwärmen - vor allem Dank Stürmer Robert Lewandowski, der die Tür zum erneuten Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse mit seinem Doppelpack zur rechten Zeit weit aufgestoßen hatte.

Lewandowski selbst hob anschließend allerdings warnend den Zeigefinger. „Ich hoffe, es waren nicht meine letzten Tore, denn wir haben immerhin noch ein Rückspiel vor uns“, sagte der Torjäger mit einem verschmitzten Lächeln.

Dass er mit seinen Europacup-Toren Nummer 17 und 18 zum wichtigen 3:1 und 4:2 (61./71.) für den BVB den Schweizer Stephane Chapuisat (16) abgelöst hatte, interessierte den künftigen Münchner nur am Rande.

„Ich will immer Tore schießen, egal in welchem Wettbewerb“, betonte er. Gesagt getan. Doch mit jedem Treffer unterstreicht der 25-Jährige seinen Stellenwert und lässt bei den BVB-Fans die Sorge um einen adäquaten Nachfolger in der kommenden Saison wachsen.

Watzke reagiert erleichtert

Es ist nicht bekannt, ob Klub-Boss Hans-Joachim Watzke bereits in Gedanken die Uefa-Prämie von 3,9 Millionen Euro für den Einzug ins Viertelfinale für einen Lewandowski-Ersatz verplant hat, aber das Ergebnis nahm ihm nach dem blamablen 0:3 drei Tage zuvor in Hamburg zunächst eine große Last von den Schultern.

„Ich bin erleichtert. Es ging wieder in die richtige Richtung. Wenn wir wieder in Viertelfinale einziehen könnten, würde das für Nachhaltigkeit sprechen“, äußerte Watzke.

Für den 54-Jährigen könnte sich auszahlen, auf Einhaltung des im Sommer endenden Vertrages von Lewandowski bestanden und somit auf eine Ablösesumme verzichtet zu haben. „Robert ist für uns sehr wichtig, nicht nur durch seine Tore, sondern er ist auch wahnsinnig präsent“, unterstrich Kapitän Sebastian Kehl.

Klopp tritt auf Euphoriebremse

Nach Lewandowskis insgesamt 50. Europacup-Spiel schwärmte Klopp: „Lewi war stark, richtig stark.“ Aber auch der BVB-Coach ließ keine Gelegenheit aus, um die Euphorie nach dem klaren Auswärtssieg zu dämpfen. „Die Chance auf ein Weiterkommen sind weiterhin 50 Prozent. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen, mehr ist nicht passiert.“

Es sei gut gewesen, dass Lewandowski immer eine Antwort parat hatte, wenn St. Petersburg der Anschlusstreffer gelungen war, ergänzte Sportdirektor Michael Zorc. „Über seine Leistung brauchen wir gar nicht zu reden, die ist schon die ganze Saison richtig gut.“ Immerhin stehen für Lewandowski in der laufenden Spielzeit neben den sechs Treffern in der Königsklasse 14 Bundesliga-Tore in der Statistik.

Bevor Lewandowski die Partie endgültig entschied, brachten die Blitztore von Henrich Mchitarjan (4.) und Marco Reus (5.) den BVB frühzeitig wieder in die Erfolgsspur. Die Defensivarbeit sei der Schlüssel zum Spiel gewesen, betonte Klopp. „Wir hatten viele Ballgewinne, dass wir sie dann auch noch reinschießen, kommt leider nicht so oft vor, heute schon“, resümierte er und wollte sich die Leistung seiner Mannschaft gegen einen enttäuschenden Gegner ohne Spielpraxis aufgrund der Winterpause auch nicht kleinreden lassen. „Wir haben das Gefühl, uns den Sieg hart erarbeitet zu haben.“ Und damit war die Schmach von Hamburg endgültig abgehakt.