Der Ex-Nationalspieler hat als erster prominenter deutscher Fußballer seine Homosexualität öffentlich gemacht. Der 31-Jährige wolle „die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen“.

Hamburg/Berlin. Der frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat seine Homosexualität öffentlich gemacht. „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte“, sagte Hitzlsperger der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Er habe das Gefühl, dass jetzt, nach dem Ende seiner Karriere, ein guter Moment dafür gekommen sei. Der ehemalige Spieler des VfB Stuttgart und des VfL Wolfsburg ist der erste prominente deutsche Fußballer, der sein Schwulsein thematisiert.

Das Bewusstsein, homosexuell zu sein, sei „ein langwieriger und schwieriger Prozess“ gewesen, sagte der 31 Jahre alte frühere Profi. Hitzlsperger ist seit 2008 Kolumnist für „Zeit online“. Zwischen 2004 und 2010 absolvierte er 52 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft. „Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte“, sagte Hitzlsperger.

Positive Reaktionen im Netz

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) nahm Hitzlspergers öffentliches Coming-out positiv auf. „Das ist ein sehr ermutigendes Zeichen, insbesondere für junge schwule Fußballer, dass sie sich zu ihrer Identität bekennen können und kein Versteckspiel führen müssen“, sagte stellvertretend Jörg Steinert, der Geschäftsführer vom LSVD Berlin-Brandenburg.

Steinerts Landesverband widmet sich im LSVD traditionell besonders dem Thema Homophobie im Fußball. Steinert betonte, es gehe darum, dass sich junge Männer in einem oft als schwulenfeindlich empfundenen Umfeld wohlfühlen könnten und nicht verstellen oder gar lügen müssten.

Auch im Internet erhielt Hitzlsperger große Unterstützung. „@YilmazGulum“ schrieb bei Twitter: „Wenn FIFA & UEFA wirklich ein Zeichen setzen wollen, sollten sie Hitzlsperger einen Ehrenpreis für den mutigsten Fußballer des Jahres geben!“ Nutzer „@kingsize66“ kürte Hitzlsperger selbst zum „Fußballer des Jahres“. Auch Ex-Profi Hans Sarpei (Schalke 04) zollte seinem früheren Kollegen „Respekt“.

Lukas Podolski bezeichnete Hitzlspergers den Schritt seines ehemaligen Kollegen in der Nationalelf als „wichtiges Zeichen“. Dies sei eine „mutige und richtige Entscheidung“, twitterte Podolski. „Respekt, Thomas Hitzlsperger.“ Podolski und Hitzlsperger hatten zusammen unter anderem bei der WM 2006 in Deutschland in der Nationalmannschaft gespielt.

Beck lobt Hitzlspergers Mut

Als einer der ersten Politiker lobte der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck Hitzlsperger für sein Outing. „Ich habe großen Respekt“, sagte Beck, der selbst einer der ersten bekennenden Schwulen im Bundestag war, am Mittwoch in Berlin. Im männlichen Profi-Fußball sei Homosexualität leider immer noch ein Tabu. „Ich hoffe, dass Hitzlspergers mutiger Schritt dazu beiträgt, dass dieses Tabu endlich fällt. Es ist jetzt Aufgabe des DFB, aktiven Spielern Mut zu machen!“ Schade sei allerdings, dass das Outing erst nach Beendigung von Hitzlspergers aktiver Karriere möglich gewesen sei.

Hitzlsperger hatte Anfang September 2013 sein Karriereende bekanntgegeben. Der ehemalige Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart spielte zuletzt beim FC Everton in der englischen Premier League. Homosexualität werde im Fußball „schlicht ignoriert“, sagte er. Bis heute kenne er keinen Fußballer persönlich, der das zu seinem Thema gemacht habe.