Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Madrid oder Mailand, Hauptsache Italien. Sagte Andreas Möller und schuf einen Fußball-Klassiker. Ein paar bosnische Fans könnten jetzt hinzufügen: Litauen oder Lettland, Hauptsache Brasilien.

Tatsächlich wollten die Bosnier ihr Team beim entscheidenden Qualifikationsspiel für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 leibhaftig unterstützen. Doch statt im Spielort Kaunas in Litauen trafen sie im benachbarten Lettland ein. Erst als sie in Riga nach dem Stadion fragten, flog der Irrtum auf. Zähneknirschend mussten sich die gestrandeten Fans das 1:0, den größten Tag in der Geschichte ihrer Nationalelf, in einer lettischen Kneipe im Fernsehen anschauen. Litauen oder Lettland, auf Englisch Lithuania oder Latvia, da kann man schon mal durcheinanderkommen, wenn man vom Balkan ins Baltikum fahren muss.

Das haben wir nun von der Vielstaaterei. Wie überschaubar war doch die Landkarte vor zweieinhalb Jahrzehnten, als es in Europa 14 Staaten weniger gab. Die Teilnehmer am Eurovision Song Contest können ein Lied davon singen…

Dabei können die bosnischen Fußballfans noch dankbar sein. Zwischen Riga und Kaunas liegen nicht einmal 300 Kilometer. Ein Brandenburger, der seine Freundin im australischen Sommer besuchen wollte, landete stattdessen im verschneiten Sidney im amerikanischen Montana. Hier machte ein falscher Buchstabe fast 14.000 Kilometer aus.

Manchmal vereitelt die Aussprache eine Reise. Eine Urlauberin wollte ins portugiesische Porto fliegen, erhielt aber wegen ihres sächsischen Idioms ein Ticket nach Bordeaux.