Leihstürmer Lasogga trifft beim knappen, aber hochverdienten 1:0 im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth. Am Ende mussten die Hanseaten aber noch einmal zittern.

Hamburg. In den vergangenen Wochen hatte der HSV seinen Anhängern wahrlich wenig Grund zur Freude bereitet. Nur vier Punkte nach sechs Bundesliga-Spielen, die Trainerentlassung von Thorsten Fink, Querelen um aussortierte Spieler, die Dauerschelte von Investor Klaus-Michael Kühne und und und. Nach dem 0:2 im Nordderby gegen Bremen, als das völlig verunsicherte HSV-Team Fußball der schlimmeren Art darbot, drohte in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen den SpVgg Fürth der nächste Tiefschlag vor der Präsentation des neuen Trainers Bert van Marwijk (siehe Bericht links). Doch der in seinen Leistungen so wechselhafte HSV zeigte sein freundliches Gesicht und erarbeitete sich einen 1:0-Erfolg. Das Tor des Abends erzielte Pierre-Michel Lasogga. „Es war eine große Erleichterung für mich, dass ich nach den vergebenen Chancen doch noch getroffen habe“, sagte der von Hertha BSC ausgeliehene Stürmer, der das erste Mal in der Startformation gestanden hatte.

Bis der Einzug ins Achtelfinale (gespielt wird am 3. Dezember) perfekt war, mussten die nur 26.842 Zuschauer allerdings viel Geduld aufbringen. Zwar präsentierte sich das Team von Interimstrainer Rodolfo Cardoso von Beginn an lebhafter, dynamischer und williger, ohne allerdings in der ersten Hälfte den Weg ins Tor des früheren HSV-Keepers Wolfgang Hesl zu finden. Positiv zu vermerken war allerdings, dass sich die Hamburger etliche gute Möglichkeiten erspielen konnten. Bereits in der achten Minute fehlten nur Millimeter, als Hakan Calhanoglu einen Freistoß aus 18 Metern an den linken Pfosten setzte und Maximilian Beister im Nachschuss an Hesl scheiterte.

Calhanoglu im linken Mittelfeld (für Petr Jiracek) sowie Tolgay Arslan (zentral für den verletzten Tomas Rincon) sowie Pierre-Michel Lasogga (für Zhi Gin Lam, Maximilian Beister rückte auf die rechte Seite) waren nach dem Bremen-Spiel neu in die Startelf gerückt, und van Marwijk dürfte vor dem Fernseher erfreut registriert haben, dass die junge Mannschaft das eine oder andere Mal gefällig nach vorne spielte, angeführt von einem deutlich engagierten Rafael van der Vaart.

Auffällig, wie der zuletzt stark in der Kritik stehende HSV-Kapitän bemüht war, sich zu beweisen, doch auch er zielte anfangs knapp daneben (15.), genau wie kurz darauf Arslan nach einem Doppelpass mit van der Vaart (19.) und Lasogga, der frei vor Hesl scheiterte (25.). Erfreulich auch, dass die HSV-Profis in der Defensivbewegung deutlich kompakter agierten als noch gegen Bremen und bis auf einige Distanzschüsse keine Torchancen der Gäste zuließen. Den aufmunternden Applaus zum Pausenpfiff hatten sich die Spieler verdient. Das sah endlich mal wieder nach Fußball aus.

Geduldsspiel wird belohnt

Es blieb auch in der zweiten Hälfte ein Geduldsspiel gegen den Bundesliga-Absteiger und Zweitliga-Spitzenreiter. Der HSV tauchte anfangs weniger häufiger vor dem Fürther Tor auf, aber dafür umso gefährlicher. Nach einer Flanke von Heiko Westermann köpfte Lasogga an Hesl vorbei Richtung Tor, doch Zsolt Korcsmár konnte mit einer artistischen Einlage gerade noch auf der Linie klären (54.).

Auf den Rängen wurde es langsam ruhiger, und wieder zeichnete sich Hesl aus, der einen Beister-Schuss stark abwehrte (61.). Doch kurz darauf patzte der bis dahin so starke Fürther Keeper, als er einen aus 30 Metern geschossenen Freistoß nicht festhalten konnte. Lasogga reagierte am schnellsten und schob den Ball ins Tor zum 1:0. Glück für den HSV: Dass der von Hertha ausgeliehene Stürmer im Abseits stand, übersah Schiedsrichter Sascha Stegemann (64.). „Für den Torwart ist es sehr schwer, diese Flatterbälle festzuhalten“, nahm Calhanoglu Hesl in Schutz und verriet: „Wir wollten versuchen, möglichst viele Freistöße vor dem Sechzehner rauszuholen.“

Der Bann war gebrochen, doch es blieb ein unruhiger Abend für Cardoso, der seinen ersten Heimsieg als Trainer der Profis feiern durfte. Während der HSV in der Folge um um Ergebnissicherung bemüht war, hatte Fürths Stürmer Ilir Azemi den Ausgleich auf dem Fuß, verzog aber knapp (78.). Zwei Minuten später musste Jonathan Tah in höchster Not gegen Niclas Füllkrug retten.

Riesenjubel beim Abpfiff – der HSV verschaffte sich eine wichtige Verschnaufpause vor den kommenden Auswärtsspielen in der Bundesliga in Frankfurt und Nürnberg: Die Spieler haben den Negativtrend zumindest gestoppt und dürften die kommenden Aufgaben mit etwas mehr Selbstvertrauen angehen, was den Einstieg von van Marwijk erleichtern kann. „Ich hoffe, dass wir jetzt ein bisschen Ruhe reinbekommen“, sagte Torwart René Adler. „Entspannt ist ja beim HSV ja nie etwas, aber das haben wir uns auch selbst eingebrockt.“

Wer im Achtelfinale der Gegner des HSV sein wird, hängt vom Geschick des Bundestrainers ab. Joachim Löw zieht im Rahmen der ARD-„Sportschau“ am Sonntag ab 18 Uhr die Partien. Das letzte Mal erreichte der Club 2011 diese Runde, als man nach dem 1:2 in Stuttgart ausschied.

Das Schema

HSV: Adler – Westermann, Tah, Djourou, Jansen – Badelj, Arslan (82. Sobiech) – Calhanoglu, van der Vaart, Beister (90.+1 Lam) – Lasogga (84. Zoua). – Trainer: Cardoso

Fürth: Hesl – Brosinski, Korcsmar, Mavraj, Baba – Trinks (89. Kleine), Sparv – Stieber, Fürstner (77. Füllkrug), Weilandt (72. Drexler) – Azemi. – Trainer: Kramer

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)

Tor: 1:0 Lasogga (64.)

Zuschauer: 26.842

Gelbe Karten: Beister – Mavraj, Fürstner