Auf der Zielgeraden seiner größten Saison machte Jupp Heynckes, 68, doch noch einen Fehler. Der Erfolgstrainer vergaß vor dem Flug zum DFB-Pokalfinale nach Berlin einen zweiten Anzug. Dabei hätte er nach den Meister- und Champions-League-Feiern wissen müssen, wie sehr der beim Spiel getragene edle Zwirn unter der obligatorischen Bierdusche leidet.

Ein solcher Patzer passt eigentlich nicht zu seiner Akkuratesse. Schon als Spieler faltete er seine Trikots im Trainingslager auf Kante. Nie gab es um den früheren Weltklasse-Stürmer irgendwelche Affären. Seine Frau Iris lernte er während seiner Stuckateur-Lehre kennen. Als sie schwer erkrankte, sagte er lukrative Offerten ab, um sie zu pflegen.

Wohl auch deshalb gönnen ihm selbst Fans, die mit dem FC Bayern gar nichts anfangen können, diesen Dreifach-Triumph. Aus kleinen Verhältnissen - der Vater war Schmied, er war das neunte von zehn Kindern - hat sich Heynckes zu einem der besten Trainer der Welt hochgearbeitet. Mit Anstand und Moral - auch im Misserfolg. Als sich 2006 seine Rückkehr zu Borussia Mönchengladbach als Irrtum entpuppte, verzichtete er auf eine Abfindung und lieferte den Dienstwagen persönlich ab. Vollgetankt und gewaschen.

Als Ruhesitz hat sich Heynckes nun einen Bauernhof im rheinischen Schwalmtal umbauen lassen. Besucher sagen, der Rasen sei so gepflegt wie das Wimbledon-Grün.