Nürnbergs Trainer Dieter Hecking stach beim VfL Wolfsburg überraschend Bernd Schuster aus

Wolfsburg. Der Coup war dem VfL Wolfsburg gerade einmal vier Zeilen Wert. 43 Worte reichten, um zwei Tage vor dem besinnlichen Fest ein mittleres Erdbeben in der Fußballbundesliga auszulösen. Denn mit der Verpflichtung von Nürnbergs Trainer Dieter Hecking anstatt des Favoriten Bernd Schuster bediente sich der VfL innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal bei einem direkten Konkurrenten. "Wir werden jetzt keine moralische Keule schwingen. Man lernt im Fußball nie aus, und das war mal ein neuer Aspekt", sagte Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader dem sid. "Ich bin nur enttäuscht, dass wir ihn nicht halten konnten."

Der Wechsel von Manager Klaus Allofs von Werder Bremen hatte Mitte November schon für einigen Missmut gesorgt, das erneute Wildern in der Liga dürfte die Sympathiewerte nicht unbedingt steigern. Rund 750.000 Euro soll Volkswagen für den akribischen Arbeiter Hecking bezahlt haben. Er unterschreibt beim VfL bis 2016. Der 48-Jährige hatte bei den Franken eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2014 laufenden Vertrag und gab familiäre wie wirtschaftliche Gründe für den Wechsel an. Heckings Familie wohnt eine Autostunde von Wolfsburg entfernt in Bad Nenndorf. Außerdem soll sich sein Nürnberger Salär beim VfL verdoppeln.

Genauso überraschend wie die Entscheidung gegen Schuster und für Hecking bei den Wolfsburgern fiel, so nachvollziehbar ist sie. Hecking steht für langfristige Planungen. Die offenbar angedachte "große Lösung" mit Bernd Schuster wäre ein Rückfall in "alte" Wolfsburger Zeiten gewesen, als schon große Namen wie Effenberg ein bisschen Glanz zum VfL bringen sollten. Erfolglos. Mehr Golf statt Phaeton heißt für die Fußballsparte des Weltkonzerns daher offenbar die aktuelle Strategie.

Allofs scheint die Ruhe und Unaufgeregtheit aus seinen Bremer Zeiten auch in Wolfsburg implementieren zu wollen. "Wenn Thomas Schaaf nicht Thomas Schaaf wäre, dann wäre er mit ziemlicher Sicherheit Dieter Hecking", schrieb die "Süddeutsche Zeitung". Und mit Schaaf bildete Allofs ein langjähriges erfolgreiches Duo. Ob sich die Gemütslage in Wolfsburg aber nachhaltig verändert hat, bleibt abzuwarten. Seit der Meisterschaft 2009 ist Hecking der sechste Trainer beim VfL.