Der FC Bayern München steht im Viertelfinale des DFB-Pokals - doch alle Beteiligten sprechen von einem Platzverweis. Der Franzose Franck Ribery leistete sich beim Sieg in Augsburg eine Tätlichkeit und muss nun mindestens ein Spiel lang pausieren.

Augsburg. Die Spieler und Verantwortlichen des FC Bayern München waren sich einig: „Das darf dem Franck nicht passieren“, sagten Trainer Jupp Heynckes und Mittelfeldstar Bastian Schweinsteiger unisono. Rot für Ribery! Ein hervorragendes halbes Jahr endete am Dienstag für die Münchner mit einem kleinen Schönheitsfehler. Zwar gewannen die Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals durch Tore von Mario Gomez (26.) und Xherdan Shaqiri (85.) beim FC Augsburg souverän mit 2:0, doch nach dem Spiel diskutierten alle Beteiligten nur noch über die Szene kurz nach der Halbzeit. Was war passiert:

Zunächst war es der Nationalspieler Frankreichs, der den Augsburger Ja-Cheol Koo nach einem Zweikampf mit einem kleinen Tritt verärgerte. Der Südkoreaner drehte sich wütend um, griff Ribery ins Gesicht. Dieser revanchierte sich wiederum mit einem leichten Schlag in das Gesicht von Koo. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zückte sofort die Rote Karte. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.

Für Ribéry war es im sechsten Jahr bei den Bayern wettbewerbsübergreifend der vierte Platzverweis. Zuvor war das „Enfant terrible“ in der Bundesliga zweimal mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden. Die folgenschwerste Karte hatte der Franzose 2010 gesehen: Durch Rot im Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon verpasste Franck Ribéry das spätere Finale gegen Inter Mailand. Nun muss Ribery vor einer Sperre zittern. Zieht ihn der DFB für drei Spiele aus dem Verkehr, wäre er für ein mögliches Finale gesperrt.

Bei den Bayernbossen sorgte der Platzverweis für Unverständnis. "Ich ärger mich darüber. Entweder bekommt Ribery kein Rot, oder beide bekommen ein bisschen Rot", sagte Sportdirektor Matthias Sammer. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schimpfte über Kinhöfer. „Es ist nicht einfach, wenn man mit 10 gegen 12 spielt. Ich bin überhaupt nicht sauer auf Franck Ribery. Wenn man sauer sein kann, dann auf den Schiedsrichter. Er hat ein klares Tor zum 2:0 nicht gegeben. Eine Rote Karte gezeigt, die keine war. Der Schiedsrichter hat Karten gezeigt, damit kann er sich den Weihnachtsbaum behängen", so Rummenigge.

Trotz des Ärgers um Ribery sicherte der FCB gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden FCA vor 30.660 Zuschauern den Weihnachtsfrieden. Der souveräne Herbstmeister gewann ein kampfbetontes und hektisches Derby beim Bundesliga-Vorletzten Augsburg zwar glanzlos und glücklich mit 2:0 (1:0), darf nun aber weiter von drei Titeln träumen. Es war der 20. Pflichtspielsieg der Halbserie.

Bayern blicken nun nach Nyon

Ungeachtet der Unbeherrschtheit seines französischen Stars kann der deutsche Fußball-Rekordmeister und Rekordpokalsieger nun gelassen seinen knapp zweiwöchigen Winterurlaub vor dem Start des Trainingslagers in Katar (2.1.) antreten. Am Donnerstag blicken die Münchner allerdings noch einmal gespannt ins schweizerische Nyon, wo die Auslosung des Achtelfinales in der Champions League stattfindet. Den Bayern droht im schlimmsten Fall ein Duell mit Real Madrid.

Der FCA kann sich nach dem Pokal-Aus dagegen ausschließlich auf den schweren Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren. Die Leistung der Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl macht aber durchaus Mut für die Rückrunde. Für die Bayern, 15-maliger Pokalgewinner, war es indes der siebte Viertelfinal-Einzug in Serie.

Die Münchner hatten gegen die aggressiv verteidigenden Augsburger jedoch oft Mühe, überhaupt ins Spiel zu kommen. Der FCB konnte sich bei Torwart Manuel Neuer bedanken, nicht früh in Rückstand geraten zu sein. Deutschlands Nummer eins lenkte in der 8. Minute einen leicht abgefälschten Schuss von Koo mit einer Weltklasseparade an den Pfosten.

Das Team von Trainer Jupp Heynckes wurde daraufhin etwas wacher. Schweinsteiger und Shaqiri verfehlten aber knapp das Ziel. In der 15. Minute hatte FCA-Torwart Alexander Manninger dann bei einem Schuss von Ribery keine Mühe. Der Österreicher, normal die Nummer drei in Augsburg, ersetzte die verletzten Simon Jentzsch und Mohamed Amsif.

Hektische Phase nach Ribérys Platzverweis

Der FC Augsburg versteckte sich aber keineswegs und brachte die wenig souveräne Münchner Defensive, in der Daniel van Buyten den kurzfristig erkrankten Jerome Boateng ersetzte, immer wieder in Verlegenheit. So waren Sascha Mölders und Tobias Werner nach einer Hereingabe von Daniel Baier nahe am 1:0 für die Gastgeber.

Das gelang dann auf der anderen Seite Gomez. Nach starker Vorarbeit von Ribéry war der 27-Jährige zur Stelle und spitzelte den Ball aus kurzer Distanz ins Tor. Für den Torjäger, der für den formschwachen Mario Mandzukic in der Anfangsformation stand, war es seit seinem Comeback nach monatelanger Pause der vierte Treffer.

Vier Minuten vor der Pause war es dann wieder Neuer, der die Bayern mit einer Glanzparade gegen Mölders im Spiel hielt. Auf der Gegenseite versagte Kinhöfer den Bayern das 2:0: Nach einem Schuss von Anatolji Timoschtschuk hatte der Ball klar die Linie überquert.

Nach dem Platzverweis gegen Ribéry wurde die Partie immer hektischer, erst recht als Kinhöfer auch noch ein klares Handspiel von Dante im Strafraum übersah (53.). Augsburg schaffte es aber trotz aller Bemühungen nicht, seine Überzahl auszunutzen. Die Bayern waren bei ihren wenigen Kontern brandgefährlich, Schweinsteiger (63.) und der eingewechselte Mandzukic (80.) vergaben das 2:0 ebenso wie Shaqiri, der die Latte traf (77.). Auf der Gegenseite parierte dann Neuer wieder glänzend gegen Torsten Oehrl (77.). Shaqiri sorgte nach glänzender Vorarbeit des eingewechselten Thomas Müller für die Entscheidung. „Ich hatte das Gefühl, dass wir mit zehn Mann besser gestanden haben. Wir hatten einige Konterchancen“, sagte Bastian Schweinsteiger.

Bei Augsburg verdienten sich Baier und Mölders die besten Noten. Bei Bayern konnte neben Neuer mit Abstrichen noch Dante gefallen.

Die Statistik

Augsburg: Manninger - Philp, Callsen-Bracker, Klavan (79. Bance), Ostrzolek - Ottl (84. Musona) - Baier, Oehrl - Koo, Werner - Mölders. - Trainer: Weinzierl

München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Alaba - Timoschtschuk (58. Martinez), Schweinsteiger - Shaqiri, Toni Kroos (73. Thomas Müller), Ribery - Gomez (58. Mandzukic). - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tore: 0:1 Gomez (26.), 0:2 Shaqiri (85.)

Zuschauer: 30.660 (ausverkauft)

Beste Spieler: Baier, Mölders - Neuer, Dante

Rote Karten: Ribery nach einer Tätlichkeit (47.)

Gelbe Karten: Philp, Koo, Mölders - Dante, Alaba, Timoschtschuk, Toni Kroos