Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Kaum hatte Monsieur Platini gesprochen, da scharrten die Bewerber schon mit den Hufen und priesen ihre Arenen als die einzig unverzichtbaren Stadien. Berlin. Hamburg. München. Dortmund. Alle wollen bei dem wahrhaft historischen Ereignis dabei sein: einer Fußball-Europameisterschaft auf dem ganzen Kontinent, vom Nordkap bis Sizilien, von Moskau bis zur westlichsten Insel Irlands.

Nicht ein Sommermärchen, sondern mindestens 13 sollen 2020 die Fans verzaubern. Ob da 24 teilnehmende Länder reichen? Unser Vorschlag wäre: Lasst doch alle 53 europäischen Verbände mitspielen, damit wenigstens jedes Land auch mal ein Heimspiel bekommt. Hunderte Turnierspiele könnten endlich die letzten fußballfreien Tage füllen - und bei fast zwei Jahren EM würde es bis zur nächsten Weltmeisterschaft nicht mehr so lange dauern. Was für ein herrliches Fußballfest könnte da erst eine WM in 200 Stadien werden!

Europa ist schön, vor allem schön groß. Den Fußballprofis kann es egal sein. Viele können die Städte, in denen sie von Flugzeugen und Bussen ausgespuckt werden, ohnehin nicht voneinander unterscheiden. Hauptsache, sie haben Internetzugang.

Der frühere englische Nationalspieler, heutige TV-Kommentator und Spaßvogel Gary Lineker hat sein Land bereits als Ausrichter für das EM-Finale 2020 ins Gespräch gebracht. "Die Uefa dürfte einen neutralen Endspielort bevorzugen", twitterte er. "Der Favorit ist momentan Wembley." Soll heißen: Ganz gleich, in wie vielen Ländern dieses Turnier stattfindet: England kommt sowieso nicht ins Finale.