Deutschland startet mit einem moderaten 3:0-Sieg gegen die Färöer die WM-Qualifikation. Mario Götze und zweimal Mesut Özil trafen.

Hannover. Dass es ein Sieg werden würde, war klar. Aber wie hoch würde er ausfallen? Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer dürfte sich der eine oder andere Anhänger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erkundigt haben, wie hoch eigentlich bisher der höchste Sieg einer DFB-Auswahl in der 104-jährigen Länderspielgeschichte ausgefallen ist. Deutschland gegen Färöer; das war schließlich ungefähr so, als ob das DFB-Team gegen eine Auswahl des Großraumes von Buchholz antreten müsste. Angesichts der Offensivstärke von Joachim Löws Team schien ein hohes Resultat gegen den 154. der Weltrangliste machbar. Dass es am Ende "nur" bei einem 3:0-Sieg blieb, nahmen die meisten nach 90 Minuten locker. "Immerhin war es der höchste Sieg Deutschlands gegen die Färöer", sagte Bundestrainer Löw, "vieles hätten wir aber besser machen können."

Um das 1912 erzielte 16:0 gegen Russland zu übertrumpfen, hätte gegen den rund 49 000 Einwohner großen Inselstaat vom Nordatlantik am Freitag ohnehin alle knapp sechs Minuten ein Treffer fallen müssen. Als aber in der ersten Halbzeit des ersten WM-Qualifikationsspiels schon die 28. Minute lief und es noch immer 0:0 stand, war allen 32 769 Besuchern in Hannover klar, dass sie keinem neuen Torrekord beiwohnen würden. Zu mangelhaft und fahrlässig ging die deutsche Mannschaft mit der Vielzahl ihrer herausgearbeiteten Torchancen um. Die Geschichte vom 16. Oktober 2002 schien sich doch zu wiederholen, als sich die damals spöttisch titulierte "Rumpelfußballer-Generation" in der EM-Qualifikation zu einem 2:1-Erfolg quälte, ebenfalls in Hannover.

Ob Marco Reus (11.), Mats Hummels (12.), Miroslav Klose (20.) oder Mario Götze, der im Mittelfeld als offensive Variante neben Sami Khedira zum Zug kam - entweder half den Halbprofis von den Schafsinseln der starke Torhüter Gunnar Nielsen, das Glück oder eben das Unvermögen des Gastgebers. Auf der Gegenseite hatte Simon Samuelsen den Mut, Manuel Neuer mit einem Schuss von der Mittellinie zu prüfen (20.).

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So war es kein Wunder, dass eine Einzelaktion des in der ersten Hälfte auffälligsten Spielers nach diesen endlos erscheinenden 28 Minuten zum ersten Treffer führte: Mario Götze kam vor dem mit Abwehrspielern der Färöer üppig besetzten Strafraum an den Ball, umkurvte gleich vier Gegner und zirkelte den Ball ins linke Eck. Die Zuschauer im lange nicht ausverkauften Stadion feierten das gelungene Kunststück des Dortmunders. Neue Hoffnung auf ein Schützenfest keimte auf, schließlich war nun der Bann gebrochen.

Doch die Wikinger-Nachfahren, die fast alle in der heimischen Liga spielen, kämpften unbeirrt weiter und verstanden es, das Resultat lange knapp zu halten. Erst Mitte der zweiten Halbzeit sorgte Mesut Özil (54., 72.) dafür, dass sich das ungleiche Kräfteverhältnis auch entsprechend im Resultat ausdrückte. "Die Färöer standen sehr gut, haben uns die Arbeit schwer gemacht. Aber unter dem Strich können wir zufrieden sein", sagte Mario Götze.

Unterm Strich lieferte der Pflichtsieg aber keine großen Erkenntnisse im Hinblick auf das Österreich-Spiel am kommenden Dienstag in Wien. Die bis dorthin sicher kontrovers diskutierte Frage wird sein, ob auch gegen einen wesentlich stärkeren Gegner ein Duo Özil/Götze im Mittelfeld zum Einsatz kommen sollte. Für die Spielkultur Deutschlands wäre diese Option auf jeden Fall ein Gewinn, Löw dürfte sie jedoch zu riskant sein, schließlich offenbarte die DFB-Defensive selbst gegen die Färöer einige Male kleine Schwächen. "Wir haben zwar die eine oder andere Torchance ausgelassen, aber trotzdem die wichtigen drei Punkte geholt. Wir haben uns keine Blöße gegeben, können also zufrieden sein", sagte Thomas Müller, der daran erinnerte, dass man sich aber gegen Österreich in Wien erheblich steigern müsse. Was die meisten Verantwortlichen und Fans am Freitag völlig vergaßen: Der moderate Erfolg gegen die Färöer war trotz fehlendem Torfestival historisch: Es war der 500. Sieg der DFB-Geschichte.

DFB: Neuer - Lahm, Mertesacker, Hummels, Badstuber - Khedira, Götze (87. Draxler) - Müller (68. Schürrle), Özil, Reus - Klose (75. Podolski). Tore: 1:0 Götze (28.), 2:0 und 3:0 Özil (54., 71.). Zuschauer: 32 769. Schiedsrichter: Madden (Schottland). Gelb: Lahm / Baldvinsson