Mehr als 100 Millionen Euro ließen sich ARD und ZDF die Übertragungsrechte kosten. Mehr als 500 Mitarbeiter haben beide Sender vor Ort. Und mehr als zehn Millionen Zuschauer sehen im Wohnzimmer, in der Kneipe oder auf den Fanmeilen bei fast jedem Spiel zu. Das Interesse an der EURO ist riesig in der Bundesrepublik. Schließlich steht das deutsche Team im Halbfinale. Und was machen die Öffentlich-Rechtlichen an den beiden Tagen vor den Halbfinalspielen? Sie bieten aus Polen und der Ukraine keine Sendung an!

Zweifellos ist es gut, dass ARD und ZDF nicht nur auf die Quote schielen. Bei der EURO lassen sie aber eine große Chance ungenutzt. Ein 30- oder 45-minütiges Format, in dem Neuigkeiten aus dem Quartieren der DFB-Elf und der anderen verbliebenen Europameisteranwärter gemischt wird mit Reportagen über Fans und die politisch-wirtschaftliche Lage in den Gastgeberländern, würde zum Einschalten bewegen und den Horizont so manchen Anhängers erweitern. Quasi nebenbei erfüllten sie ihren Informationsauftrag, den sie dank des Geldes aus den GEZ-Gebühren (die ihr großes Team finanzieren) haben. Und den sie vor dem ersten Anpfiff betonten, als sie von einer politischen EM sprachen.

Mit ihrer abstinenten Haltung haben die Sender aber immerhin eins geschafft. Man freute sich gestern selbst auf die kriselnde Kathrin-Kahn-Kombi aus Usedom. Weil das Runde endlich wieder da war, wo es hingehört: ins Eckige - dem TV-Gerät.