Dem schottischem Traditionsverein stehen Nachzahlungen in Höhe von 49 Millionen Pfund ins Haus. Rangers-Boss sieht keine Alternative zur Insolvenz.

Glasgow. Das dürfte selbst den Anhängern des "katholischen Erzfeinds" Celtic Glasgow nicht gefallen: Stadtrivale Rangers , 54-maliger schottischer Fußballmeister, hat Insolvenz angemeldet. Nach der Erklärung eines Gerichts in Edingburgh hat der Klub die nötigen Papiere für eine Insolvenzverwaltung bereits eingereicht.

Mit dem drastischen Schritt will der Klub den britischen Steuerbehörden zuvorkommen, die Nachzahlungen in Höhe von 49 Millionen Pfund (58,5 Millionen Euro) fordern: "Unser Präsident Craig Whyte sieht aufgrund der prekären finanziellen Situation keine realistische Alternative zu einer Insolvenz“, hieß es am Montag auf der Webseite des Vereins.

Glasgow hat nun zehn Tage Zeit, um einen Verwalter zu bestellen und die Insolvenz damit rechtskräftig zu machen. In diesem Fall würden dem Klub laut schottischen Ligastatuten zehn Meisterschaftspunkte abgezogen - momentan haben die Rangers vier Punkte Rückstand auf den Erstplatzierten Erzrivalen Celtic Glasgow.

Der Insolvenzverwalter, der in den kommenden fünf Tagen bestellt werden muss, würde die besten Optionen zur Sanierung ausloten. Möglich sind Spielerverkäufe und Mitarbeiterentlassungen. Auch Immobilien wie das Ibrox Stadium oder das Trainingsgelände Murray Park könnten laut BBC auf dem Prüfstand stehen. Der Spielbetrieb ist nach Angaben des Clubs nicht betroffen. Am Sonnabend empfängt Glasgow den FC Kilmarnock.

Erst vor kurzem kündigte Klubbesitzer Whyte an, dass der Verein vor der schwierigsten Zeit seiner langen Geschichte stehe. Zuvor hatten die Rangers bereits aus finanziellen Zwängen ihren Topstürmer Nikica Jelavic zum FC Everton verkauft.

Investor Whyte hatte die Rangers erst im vergangenen Jahr gekauft und versprochen, den hoch verschuldeten Verein zu sanieren, musste sich aber letztendlich den Forderungen der Steuerbehörde beugen: "Die momentane Situation des Klubs ist extrem enttäuschend, aber wir müssen Maßnahmen treffen, um das Überleben des Vereins auf lange Zeit zu sichern“, sagte Whyte.

Noch im November war der mehrmalige Champions-League-Teilnehmer für ein Testspiel in Hamburg zu Gast. Gegen den HSV zogen die Rangers damals mit 1:2 den Kürzeren .

Der Club wäre nach Angaben des Fernsehsender BBC der fünfte Verein seit Bestehen der schottischen Premier League 1998, der sich mit dieser Maßnahme zu retten versucht. Für die schottische Premier League wäre ein Ausscheiden des Traditionsvereins kaum vorstellbar. Seit Jahren beherrschen die Rangers und der Stadtrivale Celtic Glasgow das Geschehen in der Liga. Im Jahre 1985 wurde mit dem FC Aberdeen letztmalig ein anderer Verein schottischer Meister.

Mitleid sollten die Rangers aber trotzdem nicht erwarten, schon gar nicht von Tabellenführer Celtic: "Wir haben eine Strategie, die unabhängig von den Rangers oder irgendeinem anderen Klub in Schottland ist“, sagte Celtic-Geschäftsführer Peter Lawwell. Aber ohne den ernsthaftesten Konkurrenten dürfte auch für Celtic die schottische Meisterschaft künftig an sportlichen Reiz und Wert verlieren.

Mit Material von sid, dpa und dapd