Nürnberg/Wolfsburg. Kurz vor Weihnachten haben sich der 1. FC Nürnberg und der VfL Wolfburg selbst beschenkt. Zunächst gönnte sich der VfL die Verpflichtung von Dieter Hoeneß als neuen Geschäftsführungsvorsitzenden, einen Tag später kam auch in Nürnberg der Weihnachtsmann vorbei und brachte mit Dieter Hecking einen neuen Trainer. Der frühere Coach von Hannover 96, der von Beginn an der Favorit bei den abstiegsbedrohten Franken war, wurde gestern Nachmittag bereits als neuer Übungsleiter vorgestellt - genau einen Tag, nachdem sich der neunmalige deutsche Meister von Michael Oenning getrennt hatte.

Hecking erhält beim Tabellenvorletzten der Bundesliga, der zuletzt vier Partien in Folge ohne eigenes Tor verloren hatte, einen Vertrag bis zum Saisonende. Im Falle des Klassenerhaltes wird der Kontrakt automatisch um ein Jahr verlängert. "Es brennt wieder bei mir. Ich bin heiß auf diese neue Aufgabe", sagte Hecking: "Dass die Situation schwer ist, muss ich nicht noch einmal groß betonen. Das zeigt der Blick auf die Tabelle." Dort hat der 1. FCN nach der schlechtesten Hinrunde in seiner Bundesliga-Geschichte vier Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 16. "Aber Hecking ist ein Trainer, der sich vor keiner schweren Aufgabe scheut", sagte Präsident Franz Schäfer.

Hecking, der im August ausgerechnet vor dem Spiel in Nürnberg bei 96 zurückgetreten war, hatte das Engagement in Franken an Bedingungen geknüpft. "Der Verein muss klare Vorstellungen haben", hatte der 45-Jährige betont. Präsident Schäfer und Manager Martin Bader haben Hecking bei den gemeinsamen Gesprächen aber offensichtlich von ihrem Konzept überzeugt. Laut Bader gehörte dazu, dass der Neue bereit ist, den unter Oenning eingeschlagenen Jugendkurs weiterzusteuern.

Welchen Kurs dagegen Dieter Hoeneß in Wolfsburg einschlägt, wird man wohl erst in den kommenden Monaten beobachten können. Mit Sicherheit bekommt der VfL aber wieder ein Gesicht, und schon das allein dürfte für die Macher im Hintergrund des deutschen Fußball-Meisters eine gute Nachricht sein. Denn nichts ist den Verantwortlichen im VW-Konzern von jeher ein größerer Dorn im Auge als das "Graue-Maus-Dasein", das der Klub in der Vergangenheit allzu lang fristete. Nach der ebenso illustren wie erfolgreichen Ära Felix Magath drohte der VfL unter Armin Veh wieder genau dorthin zu geraten - und das soll Dieter Hoeneß nun verhindern.

Was dem neuen VfL-Geschäftsführungsvorsitzenden bei seinem vorherigen Engagement bei Hertha oft negativ angekreidet wurde, ist in Wolfsburg ausdrücklich erwünscht: der Hang zur Selbstdarstellung. Hoeneß soll beim VfL den Zampano geben.

Doch das allein ist keine Erfolgsgarantie, erst recht nicht, wenn die Messlatte hoch gelegt ist. So spricht VW-Chef Martin Winterkorn weiter vom Anspruch Champions League und setzt so neben Hoeneß auch den zum bloßen Trainer degradierten Veh unter Druck. Der dürfte sich jedenfalls die Bescherung zu Weihnachten ganz anders gedacht haben.