Hamburg. Einen Vorgeschmack darauf, was sie heute beim Play-off-Rückspiel zur Teilnahme an der Fußball-WM 2010 im Hexenkessel von Zenica erwartet, bekamen die Portugiesen bereits bei ihrer Ankunft am Flughafen. Um die Nerven der Gäste schon vor der Begegnung zu strapazieren, begannen die bosnischen Fans ihre psychologische Kriegsführung bereits kurz nach der Landung der Seleccao und begrüßten die Mannschaft von Carlos Queiroz, die ohne ihren verletzten Superstar Cristiano Ronaldo das 1:0 aus dem Hinspiel verteidigen will, mit Pfiffen und Beschimpfungen.

Wenn es nach dem bosnischen Trainer Miroslav Blazevic geht, dann werden Portugals Stars zur einfachen Beute. "Wir werden von Beginn an angreifen wie hungrige Wölfe. Die Portugiesen werden von der Atmosphäre erschrocken sein", sagte der Coach. Aufgrund des Ausfalls von drei Stammkräften gleicht das bosnische Team immer mehr einer Bundesliga-Auswahl. Neben Edin Dzeko, Zvjezdan Misimovic (beide Wolfsburg), Sejad Salihovic und Vedad Ibisevic (beide Hoffenheim) rückt auch Frankfurts Zlatan Bajramovic in die Startelf.

Die Zielsetzung der Portugiesen ist klar. "Wir brauchen ein Tor, dann fahren wir sicher zur WM", sagte Queiroz. Die Bosnier setzen vor allem auf die Unterstützung der frenetischen Anhänger im nur 15 000 Zuschauer fassenden Stadion Bilino Polje. "Wir werden es krachen lassen", kündigte Misimovic an, der mit seinen Teamkollegen im Fall einer geglückten Qualifikation zum Volkshelden würde.

Ähnlich gefeiert würden wohl die Iren im Falle eines Sieges in Frankreich. Kapitän Robbie Keane hofft jedenfalls nach der 0:1-Niederlage vom Sonnabend auf das Wunder von Paris. "Wir haben eine Chance", versichert der Stürmer. Auch Trainer Giovanni Trapattoni gibt sich zuversichtlich. "Ein 1:0 reicht uns schon, um die Entscheidung im Elfmeterschießen zu suchen", erklärte der Italiener. Zündstoff bietet das Duell, zu dem 25 000 Iren erwartet werden, auch wegen eines Handgemenges und Streitereien nach dem Abpfiff in Dublin.

Dass mit der Partie gegen Russland für sein Land das Spiel des Jahres ansteht, machte der slowenische Premierminister Borut Pahor deutlich. Im Falle der WM-Qualifikation werde er die Schuhe der gesamten Mannschaft auf Hochglanz polieren, sagte der Staatschef. Milivoje Novakovic ist zuversichtlich, dass er mit blitzblanken Tretern zur WM reisen darf. "Unsere Chancen stehen bei 50:50. Wir sind ein kleines Volk mit großem Herzen, das ist unser Geheimnis", sagte der Kölner Kapitän selbstbewusst.

Beim Gegner sind die Sorgen aufgrund des knappen 2:1 im Hinspiel hingegen größer als erwartet. "Ich bin unruhig, wir müssen alles zeigen", sagte Trainer Guus Hiddink. "Wir werden aber nicht auf Gedeih und Verderb stürmen, sondern im richtigen Moment zuschlagen."

Das ist man auch von Otto Rehhagels Griechen gewohnt. Doch nach einem wenig Mut machenden 0:0 im Hinspiel befürchten die Fans, dass Rehhagel, der noch nie an einer WM teilgenommen hat, erneut mauern lässt, auf ein Glückstor oder aufs Elfmeterschießen hofft und somit die WM-Qualifikation in Gefahr bringt. Bei einer Niederlage in seinem 100. Länderspiel als Chefcoach droht dem 71-Jährigen das Karriereende. Sein Vertrag läuft bis zum Ende der WM.

In Khartum wird derweil das Stadion zum Hochsicherheitstrakt. Die Hauptstadt des Sudan rüstet sich für das Entscheidungsspiel um das letzte Ticket Afrikas. "Das ist kein Fußball, das ist Krieg", sagte der algerische Nationalspieler Karim Matmour vor dem brisanten Duell mit Ägypten. Nach der Eskalation rund um das 2:0 der Ägypter am vergangenen Sonnabend sollen rund 15 000 Polizisten das Stadion sichern. Matmour ist zuversichtlich, dass Algerien sich durchsetzt. "Wir wissen, dass wir besser sind. Es wird das Spiel unseres Lebens."