Aaron Hunt ist die größte Überraschung in der Bremer Mannschaft, die seit 17 Spielen ungeschlagen ist.

Hamburg/Nürnberg. Man kann es Thomas Schaaf nicht übel nehmen. Noch immer schwingt ein leiser Zweifel in der Stimme des Werder-Trainers mit, als er nach dem Unentschieden in Nürnberg über Aaron Hunt spricht. "Aaron kann solche tollen Leistungen abrufen und zeigt das jetzt auch konstant. Ich hoffe, er bleibt dran", sagte Schaaf über den Offensiv-Allrounder. Mit einem Doppelpack rettete Hunt den Bremern nach einem 0:2-Rückstand einen wichtigen Punkt.

Werder Bremen hatte es nie leicht mit Hunt. Nur am Anfang, als das "Werder-Juwel" 2004 mit 17 Jahren jüngster Profi der Bremer aller Zeiten wird. Er spielt im Jahr darauf seine beste Saison, die Presse nennt ihn "einen frechen Hund" und lobt sein trickreiches Spiel. Doch schon zwei Jahre später muss er wegen Leisten- und Gelenkproblemen erstmals kürzertreten. In den Zeitungen taucht sein Gesicht jetzt abseits des Fußballplatzes auf: Disko-Schlägereien, Führerscheinentzug und Rassismus-Vorwürfe. Aus dem "Goldjungen" wird der "wilde Hunt".

Doch die Geduld von Bremens Trainer und Manager zahlt sich jetzt aus - das erste Mal nach Jahren. Der 23-Jährige hat alle Spiele dieser Saison bestritten. Erstmals ist er eine längere Zeit verletzungsfrei. Aaron Hunt ist mittlerweile mehr als nur ein formales Stichwort in Joachim Löws Notizblock: Eine Einladung für die Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste gilt als wahrscheinlich.

Werder ist seit 17 Spielen ungeschlagen - auch dank der Tore von Hunt. Noch in der vergangenen Saison hatte das Team 23 Gegentreffer nach dem elften Spieltag. Dieses Jahr sind es neun. Doch auch offensiv läuft es für die Bremer besser, als viele prophezeit hatten. Mesut Özil, Marko Marin und Aaron Hunt bilden das kreative Trio, mit dem der Verein in die Saison eins nach Diego zieht - sie sind gerade 20, 21 und 23 Jahre alt. Doch wer hatte vor dem Spiel in Nürnberg an Diego gedacht, wenn mit Torjäger Claudio Pizarro, Hugo Almeida, Marcelo Moreno und Torsten Oehrl fast der gesamte Sturm ausfiel. Auch das konnten die drei Jungstars kompensieren. Dass Özil zum Leistungsträger avanciert, war vorhersehbar. Dass Marin sein Talent nach dem Wechsel von Gladbach an die Weser weiterentwickeln würde auch. Hunt ist aber sicher die größte Überraschung im Werder-Kader.

Und vielleicht richten sich Schaafs Blicke nach dem Unentschieden in Nürnberg auch deshalb stark auf den jungen Hunt, weil Bremens Trainer mit der Leistung des Rests seiner Mannschaft alles andere als zufrieden war. Er sprach von einer "rabenschwarzen ersten Halbzeit". Den 0:2-Rückstand holte Bremen mit viel Einsatz auf - Wille und Zusammenhalt, auch das Stärken der Bremer in dieser Saison.

Und weil das Unentschieden eben doch ein gefühlter Sieg war, fiel es auch Bremens Sportdirektor Klaus Allofs nach dem Spiel umso leichter, vor allem die Leistung Hunts zu bejubeln: "Er macht sehr viel Spaß. Er hat Mumm und geht vorne rein."

Schaaf und Allofs waren es auch, die an dem Talent von Aaron Hunt festhielten, als der schon fast resigniert hatte.

Mit einem Urschrei und geballter Faust feierte Hunt den Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit. Wer den Weg des jungen Bremers durch die vergangenen Jahre kennt, der sieht in diesem Tor auch etwas Neues im Leben von Aaron Hunt: eine konstant starke Leistung. Es war sein fünftes Tor im fünften Spiel.

Bitter für Bremen: Kapitän Torsten Frings hat sich im Spiel gegen Nürnberg einen Muskelfaserriss zugezogen und fällt für mehrere Wochen aus.