Vize-Sportchef Alexander Laux analysiert die zunehmende Gewalt in und um deutsche Stadien.

Als der 1. FC Köln am Sonnabend bei Borussia Mönchengladbach antrat, machten sich nicht nur 54 057 Fans auf den Weg, sondern auch 1200 Polizisten, rund 1000 mehr als bei einem "normalen" Bundesligaspiel. Leibesvisitationen am Kölner Bahnhof sowie ein striktes Alkoholverbot in 142 Straßen von Mönchengladbach zeigten Wirkung - nach heftigen Ausschreitungen bei den vergangenen Rheinderbys blieb es dieses Mal ruhig. Das Modell der Abschreckung funktionierte auch beim Spiel des FC St. Pauli gegen Cottbus mit einem massiven Polizeiaufgebot rund um das Millerntor-Stadion. Dennoch gelang es einigen Energie-Anhängern, ihre Rauchbomben zu zünden.

Dass hingegen auch die Auswärtspartie des HSV in Gelsenkirchen zum Sicherheitsspiel mutierte, war allerdings ein vermeidbarer Fehler. Warum die Deutsche Fußball-Liga zeitgleich die Bremer in Bochum spielen ließ und somit Werder- und HSV-Anhänger auf die fast identische Reise schickte, wird ihr Geheimnis bleiben. Genauso unverständlich ist, dass der FC St. Pauli sein "Problemspiel" bei Hansa Rostock am nächsten Montagabend bestreiten muss, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Randale enorm steigt.

Diese Sorglosigkeit bei Behörden und Verbänden scheint auch noch in Ostdeutschland vorzuherrschen, gerade auch in den unteren Spielklassen. Am Wochenende wurde ein Bezirksligaspiel in Brandis von 50 Neonazis gestürmt. Der Torwart von Roter Stern Leipzig wurde an der Hand verletzt, ein linksgerichteter Stadionbesucher erlitt eine Unterarmfraktur, ein anderer eine Augenverletzung. Obwohl sowohl der gastgebende Verein als auch die Polizei Kenntnis von den zu erwartenden Randalen hatte, wurde die Zahl der Einsatzkräfte nicht aufgestockt.

Gerade in Ostdeutschland kann die Gewalt unter Fans nur zu einem geringen Prozentsatz direkt mit Fußball in Verbindung gebracht werden und ist vor allem politisch motiviert, weshalb schnelle Lösungen nicht möglich sind. Was die unterschiedlichen Arten von Gewaltbereitschaft von Köln bis Brandis jedoch eindeutig zeigen, ist die Tendenz, dass der Fußball vermehrt von Gewalt-Fans missbraucht wird.

Wer diese deutlichen Alarmsignale übersieht, macht sich mitschuldig, wenn es das nächste Mal kracht.