Die Deutsche Fußball Liga prüft erneut die Finanzen des Tabellendritten. Trainer Magath macht sich “keine Sorgen“.

Stuttgart/Gelsenkirchen. Volles Punktekonto, leere Kassen: Nach dem 2:1 (1:0)-Sieg beim VfB Stuttgart liegt Schalke 04, am kommenden Sonntag nächster Bundesligagegner des HSV, als Dritter nur noch zwei Punkte hinter der Tabellenspitze. Der beste Saisonstart seit 38 Jahren ist bei den Königsblauen aber derzeit bestenfalls ein Randthema. Wegen seiner Verbindlichkeiten von 136,5 Millionen Euro muss Schalke bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zum Rapport. "Wir liegen auf der Nase", sagte Clemens Tönnies, Aufsichtsratschef der Knappen, über die angespannte Lage.

Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert den 53 Jahre alten Unternehmer weiter mit der Prognose, der Klub gehe einem "harten Sanierungsweg" entgegen. Die DFL sieht das offenbar ähnlich, weshalb sie die Knappen einem Nach-Lizenzierungsverfahren unterzieht. Diese Prüfung ist nichts Ungewöhnliches, sie droht 19 weiteren Klubs der Ersten und Zweiten Liga. Bei Schalke scheint die Lage aber weit ungemütlicher als bei den meisten anderen Vereinen.

Für die Lizenzerteilung sind nicht die Schulden der Klubs die wichtigste Kennziffer, sondern deren Liquidität. Die Vereine müssen garantieren, dass sie die laufende Saison finanzieren können. Eine Nachuntersuchung wird eingeleitet, wenn beim Lizenzverfahren unvorhergesehene Belastungen wie teure Transfers oder das Verpassen eines europäischen Wettbewerbs nicht berücksichtigt waren. Schalke hat keine teuren Spieler gekauft, konnte sich jedoch nicht für die Europa League qualifizieren und leistet sich einen kostspieligen Trainerstab. Der soll zehn Millionen Euro im Jahr kosten, vier bis fünf Millionen kassiert davon Trainer Felix Magath.

Die "Süddeutsche" berichtet von einem Finanzloch bei Schalke von 20 bis 30 Millionen Euro - pro Saison. Laut eines namentlich nicht genannten Anwalts, von dem sich Schalke vor wenigen Tagen getrennt haben soll, geht es um die "Abwendung der Insolvenz". Bis Ende Oktober muss der Klub bei der DFL Unterlagen einreichen, die erklären sollen, wie es tatsächlich um den Verein bestellt ist. Laut Trainer-Manager Magath sieht es allerdings nicht so schlecht aus, wie derzeit berichtet wird. Schalke sei "kein Sanierungsfall", es gehe vielmehr um eine "Restrukturierung", sagte er: "Es ist gut, dass es dieses Verfahren der DFL gibt. Ich gehe davon aus, dass sie uns danach genauso wie bisher weiterarbeiten lässt. Wir wollen unsere finanziellen Probleme in den Griff bekommen - und wir werden das auch tun."

Deshalb fürchte er auch keine Sanktionen der DFL, die bei Verstößen gegen Lizenzierungsauflagen mit Geldstrafen, Punktab- oder gar Lizenzentzug reagieren könnte. Berichte, wonach US-Bankier Stephen L. Schechter mit der Fälligstellung seiner Anleihen für den klammen Klub zum Monatsende von 102,8 Millionen Euro gedroht habe, bezeichnete Magath als "Quatsch". Tönnies behauptete, er "schlafe ganz ruhig".

Magath präsentierte in Stuttgart einen nicht ganz ernst gemeinten Lösungsvorschlag für die Finanzmisere. "Der VfB kann uns ja ein paar Punkte abkaufen", sagte er. Denn anders als die Schwaben hat Magath davon bislang genug. Der Meistermacher hat binnen kurzer Zeit aus einem sportlichen Sanierungsfall mit zahlreichen jungen Spielern ein Spitzenteam geformt. Wobei: als solches will sich S04 weiter nicht bezeichnen. "Titelkandidat? Kein Kommentar", sagte Magath.