Markus Babbel weiß, wo sein Platz ist. Er klettert vom Podium herunter, bewegt sich dabei betont souverän. Stuttgarts Trainer begegnet dem Treiben mit ruhigem Blick und wartet, bis sich die Journalisten vor ihm im Halbkreis aufgebaut haben.

Stuttgart. Wenig deutet in dem Moment darauf hin, dass hier ein Trainer steht, der nach der dritten Heimniederlage in Folge mitten in einer Krise steckt und von dem keiner weiß, ob er einen Ausweg findet. Geht es nach dem 37 Jahre alten ehemaligen Nationalverteidiger, besteht trotz des 1:2 (0:1) gegen Schalke 04 wenig Anlass, die Zusammenarbeit in Frage zu stellen. "Wenn ich spüre, die Mannschaft zieht nicht mehr mit, würde ich darüber nachdenken", sagte Babbel. Zwei Meter daneben stand das Vorstandsmitglied Horst Heldt und kämpfte mit. Die Lage sei "katastrophal" sagte er, "aber wir sind mit unser Weisheit nicht am Ende. Intern wird der Trainer nicht in Frage gestellt."

Tatsächlich sind die Stuttgarter an einem Punkt angekommen, an dem selbst ein kleiner Aufwärtstrend, den Babbel gegen Schalke entdeckte, keine Linderung verschafft. Vielmehr könnte eine weitere Niederlage ausreichen, um branchenübliche Mechanismen auszulösen. Am Dienstag trifft der VfB als Außenseiter in der Champions League auf den FC Sevilla. Dann könnte es nach nur rund elf Monaten Babbel heißen: alter Trainer weg, ein neuer muss her. Dabei fällt derzeit in Stuttgart an erster Stelle der Name des Schweizers Marcel Koller, der vor kurzem in Bochum entlassen wurde. Kollers Weg beobachtet man in Stuttgart schon eine Weile und sieht in ihm eine Art Konzepttrainer.

Dabei hat Babbel viel investiert, er ist bereit, die Ärmel hochzukrempeln. Aber er hat auch rotiert, dies öffentlich für beendet erklärt und nun das Spielsystem geändert - ohne zählbaren Erfolg. Seit Wochen schwänzt er den Lehrgang zum Fußballlehrer in Köln, um in Stuttgart Präsenz zu zeigen.

In der Mercedes-Benz-Arena macht sich derweil eine seltsame Stimmung breit. Keiner ruft "Babbel raus", es wird kaum gepfiffen. Der VfB-Teamchef genießt einen hohen Sympathiebonus, hat aber ein grundsätzliches Stuttgarter Problem bisher nicht in den Griff bekommen. Demnach folgt auf Erfolg verlässlich der Absturz. Als Babbel im November 2008 antrat, war es Armin Veh nach der Meisterschaft so ergangen. Jetzt trifft es Babbel nach Platz drei im Vorjahr.