Fast 20 Jahre ist er im Geschäft. doch schon bald könnte Schluss sein für Finnlands Star Jari Litmanen. Die Entscheidung steht noch nicht.

Hamburg. Die drei Autogrammjäger, die vor dem "Le Meridien" in der Kälte warten, müssen schon ganz genau hinschauen, um ihren Helden nicht zu verpassen. Finnlands Fußballlegende Jari Litmanen sieht auf dem ersten Blick nicht gerade wie ein Jahrhundertfußballer aus. Mit Adiletten und Schlabberanzug schlürft der wahrscheinlich beste Spieler Finnlands aller Zeiten durch die Hotellobby und macht dabei eher den Eindruck eines Campingurlaubers, der auf der Suche nach seinem Zelt ist.

Zum Urlauben ist der mittlerweile 38-Jährige nicht nach Hamburg gekommen - das stellt Europas Fußballer des Jahres 1995 gleich zu Anfang des Gesprächs mit dem Abendblatt klar: "Schade, dass wir keine Möglichkeit haben, uns Hamburg anzuschauen. Aber das Spiel gegen Deutschland ist eben zu wichtig." Genau genommen geht es in Litmanens 128. Länderspiel heute Abend gegen Deutschland für beide Teams nur um die "goldene Ananas" - und doch könnte die Partie in der Nordbank-Arena für Litmanen eine besondere werden.

Wie fast jedes Jahr wird auch jetzt wieder in Finnland spekuliert, ob Litmanen nach dem letzten WM-Qualifikationsspiel dieser Runde seine 20-jährige (!) Karriere beenden wird. Und obwohl der Stürmer tief stapelt ("Ich habe mich noch nicht entschieden, aber in den nächsten Wochen werde ich mir Gedanken machen"), könnte es dieses Mal tatsächlich einen Abschied geben. Denn selbst der siebenfache Fußballer des Jahres in Finnland, der unter anderem für Ajax Amsterdam, den FC Barcelona und den FC Liverpool auf Torejagd gegangen ist, wird nicht jünger. "Irgendwann geht alles zu Ende. Und wenn es soweit ist, werde ich mit einem Lächeln auf meine Karriere zurückschauen", sagt Litmanen, der von Natur aus eher selten lächelt.

Und während aus den Hotelboxen dezent "Beat it" (auf deutsch: Hau ab!) von Michael Jackson erklingt, erzählt Litmanen, dass er eben keiner ist, der sich einfach so aus dem Staub macht. Auch in Rostock, wo er 2005 ein wenige Monate langes Intermezzo bei Hansa gab, wäre er gerne länger geblieben, wäre der Klub nicht in die Zweite Liga abgestiegen. So ging es von Mecklenburg-Vorpommern über Malmö (2005 - 2007) und Fulham (2008) zurück in seinen Geburtsort zum FC Lahti, wo bereits sein Vater und auch seine Mutter Fußball gespielt haben. Am Wochenende steht in der Heimat der letzte Spieltag der diesjährigen Saison an, an den beiden nächsten Wochenenden folgen noch Pokalhalbfinale und Finale. Und danach? Litmanen zuckt mit den Schultern, verabschiedet sich und schlurft zurück zum Fahrstuhl. Und die Autogrammjäger? Die gehen diesmal leer aus.