Druck, Frust, Anspannung: Bei Argentiniens Fußballnationaltrainer Diego Maradona liegen vor den entscheidenden WM-Qualifikationsspielen die Nerven blank.

Buenos Aires. Erstmals dachte der 48-Jährige laut über einen Rücktritt nach - und das mitten in der Vorbereitung auf die Partien am Sonnabend gegen Peru und vier Tage später in Uruguay. Knapp zwölf Monate nach seinem Amtsantritt hat der einstige Volksheld damit die ohnehin prekäre Situation bei den Gauchos weiter verschärft.

"Wenn ich bleibe, dann nur zu meinen Bedingungen", sagte Argentiniens Fußballidol, das mit seinem Team derzeit nur den fünften Platz der südamerikanischen Qualifikationsgruppe belegt und sich zuletzt ungewohnter öffentlicher Kritik ausgesetzt sah. Er werde nach den anstehenden Begegnungen "die Situation auswerten" und dann entscheiden, ob er weitermache, kündigte Maradona an.

Sollte er nicht für das angestrebte Ticket nach Südafrika sorgen, wäre der Coach aber wohl ohnehin kaum im Amt zu halten. Für die direkte Qualifikation müsste sich Argentinien noch auf den vierten Platz verbessern, als Fünfter stünden dem zweimaligen Weltmeister zumindest Play-off-Duelle mit dem Vierten der Nord- und Mittelamerikagruppe bevor. Nach zuletzt drei Pflichtspielniederlagen in Folge scheint aber auch dieser mögliche Weg durch die Hintertür keinesfalls gesichert.

Selbst bei seinen Landsleuten hat Maradona seinen Kredit offenbar weitgehend verspielt. Ende September sprachen sich 67 Prozent der Argentinier für einen Rücktritt des Weltmeisterkapitäns von 1986 aus. In den kommenden Tagen geht es für Maradona nun um mehr als die WM-Teilnahme. Er kämpft um seinen Ruf, das Denkmal bröckelt. Die "Hand Gottes" will nicht zum Fußabtreter einer ganzen Nation werden.

Für Maradona ist dies jedoch kein Grund, auf Kuschelkurs zu seinem Arbeitgeber zu gehen. "Bei meinem Amtsantritt war ich der glücklichste Mensch der Welt, doch seitdem sind Dinge passiert, die mir nicht gefallen haben", sagte der einstige Star des SSC Neapel und beklagte sich über die mangelnde Unterstützung des Verbandes bei der erhofften vorzeitigen Freigabe von Carlos Tévez und Pablo Zabaleta.

Die beiden Profis waren noch am Montag für Manchester City in der englischen Premier League im Einsatz, Zabaleta verletzte sich dabei. "Das tut sehr weh. Wir haben zwei sehr wichtige Spiele vor uns. Jemand hätte nach England reisen und sie mitbringen sollen. So etwas verletzt mich, aber ich muss wohl damit leben", meinte Maradona und echauffierte sich zudem über die vom Verbandspräsidenten Julio Grondona angeordnete Machterweiterung für Generaldirektor Carlos Bilardo.

Der Weltmeistertrainer von 1986 hatte Maradona vertreten, als sich dieser kürzlich aus gesundheitlichen Gründen zu einer Kur in Südtirol aufhielt. Dabei soll es zu Meinungsverschiedenheiten über Nominierungen gekommen sein. "Niemand hat mir Spieler vorzuschreiben", meinte Maradona und betonte, dass er allein verantwortlich sei.