Gegen Südafrika und Aserbaidschan war der Hamburger nur Ersatz. Dennoch glaubt er weiter an seine Chance im DFB-Team und will gegen Russland ran.

Hannover/Hamburg. Kurz vor Mitternacht setzte sich der Fahrdienst des Deutschen Fußball-Bundes in Bewegung und brachte Nationalspieler Piotr Trochowski zurück nach Hamburg. Um 1.30 Uhr am Donnerstag war die zehntägige Dienstreise, die für den HSV-Profi unterm Strich mehr als unzufriedenstellend verlaufen war, beendet.

Bei der Partie gegen Südafrika und dem WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan war der 25-Jährige nur insgesamt 29 Minuten zum Einsatz gekommen. Der Stammplatz, den sich Trochowski seit der WM 2006 mit konstant ordentlichen Leistungen erarbeitet hatte, wackelt.

"Der Trainer hat mit mir gesprochen und mir erklärt, dass er mit Lukas Podolski etwas offensiver auf der linken Seite spielen wolle", sagte der Hamburger, der sein Reservistendasein nicht überbewerten und um seinen Stammplatz kämpfen will: "Letztes Jahr war die Konkurrenz genauso vorhanden und ich habe auch immer gespielt. Da mache ich mir nicht gleich beim ersten Mal großartig Gedanken. Zumal das wichtigste Spiel ja erst kommt - gegen Russland."

Dass beim vermutlichen Endspiel um den Sieg in der WM-Qualifikationsgruppe vier am 10. Oktober in Moskau eine Qualitätssteigerung nötig sein wird, darüber bestand Einigkeit. "Das waren mit die schlechtesten 20 Minuten, die ich in der Nationalmannschaft miterlebt habe", fasste Philipp Lahm treffend die armselige Vorstellung der Nationalmannschaft in der ersten Halbzeit zusammen, während Joachim Löw warnte: "Solche Phasen können wir uns in Russland nicht erlauben."

Angesprochen fühlen durfte sich auch Bastian Schweinsteiger, ein direkter Konkurrent Trochowskis auf den Außenpositionen. Der Profi von Bayern München zählte zu den großen Verlierern der letzten Tage und strapazierte mit seinem pomadig-schlampigen Auftreten die Geduld der Fans. Doch ganz offensichtlich genießt Schweinsteiger, der gegen Aserbaidschan schon sein 70. Länderspiel bestritt, das Vertrauen Löws auch in schwächeren Phasen und dürfte kaum von Trochowski zu verdrängen sein.

Die Gedanken des HSV-Profis gingen gestern allerdings in eine andere Richtung. Er hofft auf Verstärkung. "Wenn Jerome Boateng jetzt auch noch zu uns stößt, wäre das eine tolle Sache. Mit einem gesunden Marcell Jansen und mir hätte der HSV drei aktuelle deutsche Nationalspieler. Das ist für jeden Klub ein Ziel und eine große Auszeichnung."

Über den HSV könnte sich Trochowski auch weiter aufdrängen. Nach der Verletzung von Paolo Guerrero könnte Bruno Labbadia mit seinem Team auch Löws 4-2-3-1-System anwenden.