Der Kontakt ist nie abgerissen. Wenn es die Zeit erlaubt, tauschen sich Oliver Bierhoff und Jürgen Klinsmann gern aus. Und dann reden sie natürlich auch über den deutschen Fußball, den sie beide nachhaltig geprägt haben.

Köln. Sowohl als aktive Spieler, aber auch als Verantwortliche der deutschen Nationalmannschaft. Gemeinsam sorgten Bierhoff, der Teammanager und Klinsmann, der ehemalige Bundestrainer nicht unwesentlich für den Aufschwung bei der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Klinsmann bis zur Weltmeisterschaft 2006 zwei Jahre lang betreut hat.

"Es ist ein freundschaftlicher Austausch, den wir pflegen", beschrieb Bierhoff das Verhältnis zu Klinsmann. Aber eine offizielle Zusammenarbeit wird es künftig nicht geben. Dies stellten Bierhoff und DFB-Präsident Theo Zwanziger gestern klar - allein schon, um Bundestrainer Joachim Löw nicht zu schwächen.

Dabei kann die Eliteauswahl des DFB derzeit freundschaftliche Ratschläge gut gebrauchen. Auch von Klinsmann, der als Vereinstrainer beim FC Bayern zwar gescheitert ist, das Nationalteam einst aber zu Höchstleistungen getrieben und damit für eine nie dagewesene Euphorie bei den Fans gesorgt hat. Die ist nun allmählich verschwunden. "Was das Interesse an der Nationalmannschaft betrifft, ist eine Abkühlung zu beobachten. An der Börse würden wir von einer Korrektur sprechen", sagt Hartmut Zastrow, Vorstandchef von "Sport + Markt", einem der führenden Forschungs- und Beratungsunternehmen im internationalen Sportgeschäft.

Nach Zastrows Auffassung ist die Anziehungskraft des Nationalteams zwar nach wie vor groß, aber nach der Weltmeisterschaft 2006 hätte man die Euphorie um die Mannschaft gerade noch zur Europameisterschaft 2008 mit hinüber retten können. "Danach", sagt Zastrow, "ist eine Beruhigung eingetreten." Was auch im Zusammenhang mit dem "wenig ereignisreichen Jahr 2009" stehen würde. Die Gründe sind dennoch vielschichtiger. Ein entscheidender sind die seit Monaten nur selten wirklich überzeugenden Leistungen. Schon zu Beginn des Jahres hatte Zwanziger nach zwei Niederlagen gegen England (1:2) und Norwegen (0:1) angemerkt, dass die Sympathiewerte für die Nationalmannschaft nach solchen Spielen nicht weiter nach oben geschraubt werden. Am Dienstagabend, als er die U-21-Europameister im Beisein der A-Mannschaft ehrte, verwies er noch einmal auf die Bedeutung einer deutschen Nationalmannschaft und "ihre Vorbildfunktion in der Gesellschaft".

Wie schwer sich das Team derzeit tut, den hohen Erwartungen gerecht zu werden, zeigt der Ticketabsatz für die anstehenden Länderspiele. Noch gestern gab es 2800 Karten für das Freundschaftsspiel am Sonnabend gegen Südafrika in Leverkusens neuer Arena, in der ohnehin nur Platz für 30 000 Zuschauer ist. Für das WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Aserbaidschan in Hannover sind von 49 000 Plätzen bislang erst 25 000 verkauft, für das letzte WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland am 14. Oktober in Hamburg von 55 000 erst 33 000.

"Es war schwer, den Hype der letzten Jahre hoch zu halten", sagt Bierhoff. Außerdem müsse man sich eingestehen, keine "Fußball-Macht wie Spanien oder die Franzosen Ende der 90er-Jahre zu sein" - Teams gespickt mit acht, neun Stars, die das Publikum immer wieder anziehen würden. In Sachen Popularität steht derzeit nur Michael Ballack hoch im Kurs. Ansonsten mangelt es der Nationalmannschaft an Figuren, die für eine höhere Identifikation sorgen.