Fußballspiele werden in Nordkorea in der Regel nicht live übertragen, da nicht einmal “der geliebte Führer“ Kim Jong-il weiß, wie sie ausgehen.

Berlin. - Diesmal war alle Vorsicht aber unnötig: Die Nationalelf des Diktators hat 0:0 in Saudi-Arabien gespielt und sich erstmals seit 43 Jahren für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Nordkorea wird 2010 in Südafrika antreten.

"Ich möchte mich bei meinen Spielern für ihre großartige Leistung bedanken", sagte Trainer Kim Jong-hun im Anschluss an das entscheidende Gruppenspiel, das den vorläufigen Höhepunkt einer Strategie des Militärregimes bildet, das mit sportlichen Erfolgen zu internationalem Ansehen gelangen will. Die Strategie ist neu, früher waren den Behörden die Erfolge ihrer Kicker offenbar nicht geheuer. 1966 wurde Nordkorea in England zur großen WM-Überraschung, warf Italien mit 1:0 aus dem Turnier und führte im Viertelfinale gegen Portugal schon 3:0, ehe die Asiaten noch 3:5 verloren. Daraufhin aber bestritt Nordkorea fünf Jahre lang kein Länderspiel mehr und trat auch danach nur sporadisch in Erscheinung. Nun aber ist die Mannschaft der Stolz des Diktators.

Sosehr sich Nordkorea politisch isoliert, so ungewohnt kooperativ verhält sich der Staat im Fußball. Drei Nationalspieler wechselten zuletzt in die chinesische Liga. Einer spielt gar in der japanischen J-League. Nur der Anfang? "Die Nordkoreaner haben erkannt, dass sie größere Forschritte machen, wenn ihre Spieler in andere Ligen gehen", sagt Stephan Glaser. Mit einem Geschäftspartner ist der Schweizer in Nordkoreas Fußball eingestiegen. Sie halten die Transferrechte an allen Nationalspielern für Westeuropa.

Die WM-Qualifikation dürfte für den Schweizer eine lukrative Nachricht sein, befinden sich die Spieler doch im kommenden Sommer auf der Bühne des Weltfußballs. Im Mai bestritt die Nationalmannschaft ihr erstes Spiel in Europa seit der WM 1966. Sie verlor gegen den Schweizer Zweitligaklub Concordia Basel 0:1. Interessanter als das Spiel war jedoch das Drumherum, welches für die WM einiges befürchten lässt: Das Mannschaftshotel wurde geheim gehalten, Spieler durften nicht interviewt werden, und die Pressekonferenz geriet zur Farce. Themen wie Armut, Unterdrückung oder Menschenrechte wurden ignoriert.

Wie weit Nordkoreas sportliche Pläne gediehen sind, zeigt sich im Frauenfußball. 2006 wurden die U-20-Juniorinnen Weltmeister, 2008 gewann die U 17 den Titel. Zwei der Mädchen trainierten zuletzt bei Turbine Potsdam. Sie sollen in drei Jahren helfen, bei der Frauen-WM in Deutschland Gold zu holen. Den Männern wird dies 2010 kaum gelingen. Und im Gegensatz zu 1966 dürften sie auch nicht die Lieblinge der Massen werden, denn Nordkorea verhält sich im Fußball wie in der Politik: Es igelt sich ein und kommt nur sporadisch aus der Deckung. In acht Qualifikationsspielen schoss die Mannschaft sieben Tore und blieb sechsmal ohne Gegentreffer. In Südkorea gab es jedoch ein 0:1. Eine Erklärung fand der Verband schnell: Das Essen der Spieler sei vergiftet worden.