Der Mittelfeldstar wurde auf einen Schlag zum zweitteuersten Spieler aller Zeiten - nur Zidan kostete mit 71 Millionen Euro mehr Ablöse. Spanier wollen weiter shoppen.

Berlin

Selten schimmern bei einem Riesengeschäft echte Emotionen durch. Wenn ein Fußballspieler für 65 Millionen Euro von einem Klub zum anderen verschoben wird, bewegt das zwar jede Menge Fans. Doch bei den Beteiligten geht in der Größenordnung Geschäftssinn Gefühlen vor. Umso bemerkenswerter scheinen die Umstände bei dem abgeschlossenen Transfer des brasilianischen Nationalspielers Ricardo Izecson dos Santos Leite, genannt Kaká, vom AC Mailand zu Real Madrid. Dem weinte der abgebende Klub aus der italienischen Industriemetropole nach, der Verlust des Menschen sei schwerer aufzufangen als der Verlust des Spielers.

Über 10 000 Kilometer entfernt zeigte der wohlerzogene Profi aus gutem Elternhause, der nun hinter dem Franzosen Zinedine Zidane den zweitteuersten jemals verschacherten Fußballmenschen gibt, was gemeint sein könnte: In Recife bereitete sich Kaká (27) auf das Heimspiel seiner Brasilianer in der Qualifikation zur WM 2010 gegen Paraguay vor. Entgegen der Gepflogenheiten gewährte sein Verband ihm das Privileg, sich aus der Vorbereitung auszuklinken, um sich von einem Doktor aus Madrid sportärztlich untersuchen zu lassen. Anschließend durfte Kaká im offiziellen Verbandsumfeld seine eigene Pressekonferenz im kanariengelben Mannschaftspolohemd geben. Auf dem Weg dahin hielt ihn ein junges Mädchen mit einem weißen Banner, auf das sie ihre Liebeserklärung gemalt hatte, auf: "Kaká eu te amo".

Mit ähnlicher Leidenschaft empfangen sie die neue Offensivkraft in Madrid. Nach einer Saison voller Demütigungen wähnen Reals Fans sich nun in ersehnter Position: Zumindest in der Sommerpause fürchtet Europas Elite wieder ihren Verein, seit der Unternehmer Florentino Perez gerade seine zweite Präsidentschaft nach 2000 bis 2006 angetreten hat. Damals sorgte er mit Luis Figo, Zidane und David Beckham für die erste Ära der "Galaktischen", in deren zweiter Hälfte der Klub trotz aller Weltstars nichts Großes mehr gewann. Mit Kaká beweist der Milliardär, dass er ernst macht mit dem Nachholbedarf: "Ich rechne damit, dass wir auf die besten Spieler der Welt und Spaniens bauen können", hatte Perez angekündigt, "wir müssen verlorene Zeit aufholen: Als Zidane abtrat, hätte man Kaká holen müssen, und als Beckham ging, wäre es logisch gewesen, wenn Cristiano Ronaldo verpflichtet worden wäre."

Hilflos harrt die Konkurrenz, welche Kettenreaktionen Perez noch auslöst. Beim Radiosender "Onda Cero" verkündete er nach dem Kaká-Deal eine Offensive gegen Manchester United: "Ich werde alles mir Mögliche tun, damit Ronaldo in Madrid spielt." Die Niederlänger Arjen Robben, Rafael van der Vaart und Wesley Snejider gelten dagegen allesamt als potenzielle Tauschobjekte für Bayern Münchens Star Franck Ribéry.

Kaká muss sich keine Sorgen um seine Zukunft machen. Der Vertrag bis 2015 garantiert ihm 9,12 Millionen Euro pro Jahr.