Der Hamburger und seine Kollegen erreichten gegen den Weltranglisten-97. nur ein 1:1. Zuvor beklagte er sich über fehlende Rückendeckung beim HSV.

Schanghai

gd/HA

Seine schnellste Szene hatte er nach dem Abpfiff. Nach dem faden 1:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen China stürmte Piotr Trochowski als Erster aus der Kabine und ging trotz der Rufe einfach weiter in den Bus, der in der Stadionausfahrt stand. Alle anderen Nationalspieler stellten sich, auch der torlose Mario Gomez. Aber der HSV-Profi überhörte die Gesprächswünsche, er wollte einfach nicht.

Dabei hätte es genug Themen gegeben. Bundestrainer Joachim Löw kritisierte nach dem schwachen Auftritt der DFB-Auswahl, dass Trochowski seine Aufgabe nicht gelöst habe: "Trochowski und Schweinsteiger sollten sich als zweite Spitze hinter Gomez abwechseln." Aber Trochowski ging - wie alle - unter.

Für richtig dicke Luft hatte der Mittelfeldspieler zuvor beim HSV gesorgt. In einem "Bild"-Interview beschwerte sich Trochowski über angeblich fehlende Unterstützung: "Bernd Hoffmann hat ja vor ein paar Wochen gesagt, dass ich für ein paar Millionen Euro gehen kann. Nun sagt er, dass ich gehalten werden soll. Das ist nett, aber ich habe weiterhin keine Klarheit. Da muss sich der Klub jetzt positionieren." Außerdem monierte Trochowski die fehlende Entwicklung beim Verein: "Es geht nichts voran."

"Diese Aussagen kann ich nur auf Piotrs Reisestrapazen zurückführen", reagierte Klubchef Hoffmann verärgert. "Seit vier Jahren bekommt er hier unsere absolute Rückendeckung. Sowohl in persönlichen Gesprächen wie auch öffentlich habe ich immer gesagt, dass wir auf ihn bauen. Ich werde nach seiner Rückkehr ein sehr klares Gespräch mit ihm darüber führen." Eine empfindliche Geldstrafe ist Trochowski ebenfalls sicher.

Auch abgesehen von der Personalie Trochowski gab es wenig Erfreuliches aus Schanghai zu berichten. Seit dem ersten Treffen der Nationalelf hatte Löw bestritten, dass es sich bei der Reise in das Reich der Mitte und in die Vereinigten Arabischen Emirate um eine Saisonabschlussfahrt handeln würde, die niemand so richtig ernst nimmt. Doch beim ersten Länderspiel in China bestätigte der Weltranglisten-Zweite die Befürchtungen, dass die Termine aus sportlicher Sicht verzichtbar waren. Zhao Xuri und Lukas Podolski schossen bereits in der fünften und siebten Minute die Treffer in der Partie, in der die Deutschen ihre lasche Vorstellung auf die Reisebelastungen zurückführten. "Die Ziele wurden nach der langen Reise doch nicht ganz optimal umgesetzt", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. "Die Mannschaft wollte hervorragenden Fußball spielen. Nur klappt nicht immer alles optimal."

Die enttäuschende Resonanz passte zum faden Auftritt des dreimaligen Weltmeisters, der in China großen Eindruck hinterlassen wollte. Etwa 25 000 Zuschauer füllten das Shanghai-Stadium nur zu einem Drittel. Aus deutscher Sicht erfreulich war lediglich, dass viele der Besucher, darunter auch tausende Chinesen, ein deutsches Trikot trugen. Heute reist das 17 Spieler umfassende Team weiter nach Dubai, wo am Dienstag (20 Uhr, MESZ) gegen die Emirate die zweite Partie stattfindet. Im Hotel in der Wüstenstadt wird die Mannschaft gemeinsam das Pokalfinale zwischen Leverkusen und Bremen am Fernsehen verfolgen.

Zwei Vertreter der in Berlin beschäftigten Nationalspieler gaben ihr Debüt gegen China. Christian Gentner (Wolfsburg) und der gebürtige Brasilianer Cacau waren die Neulinge Nummer 25 und 26 in Löws Amtszeit seit August 2006. Die Premieren von Neuer (Schalke), Weis (Hoffenheim) und Träsch (Stuttgart) sind für das Duell gegen das Emirate-Team vorgesehen.