Scholl lobte die Leistung des zweifachen Torschützen im EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande (2:1): „Nicht nur wegen seiner zwei Weltklassetore war es eine perfekte Leistung“.

Gomez. Nach dem verbalen Fernduell zwischen TV-Experte Mehmet Scholl und Nationalspieler Mario Gomez kündigt sich nun eine Versöhnung an. Scholl lobte die Leistung des zweifachen Torschützen im EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande (2:1): „Nicht nur wegen seiner zwei Weltklassetore war es eine perfekte Leistung“, sagte der ehemalige Nationalspieler in der ARD. Zuvor hatte Scholl bereits der „Bild“-Zeitung gesagt: „Ich bin stolz auf Mario! Einsatz und Erfolg haben zusammengepasst.“

Nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Portugal, bei dem ebenfalls Gomez das Siegtor schoss, hatte sich Scholls Urteil über den Bayern-Stürmer noch ganz anders angehört: „Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss“, sagte der frühere Nationalspieler, der ab kommender Saison die zweite Mannschaft der Bayern trainieren wird.

Gomez selbst hatte am Dienstagabend im ZDF zugegeben, dass ihn die Kritik stark belastet hatte. „Das war Druck ohne Ende. Du kriegst drei Tage nur auf die Fresse. Das ist nicht schön. Ich bin froh, dass die Wichtigen in Deutschland hinter mir standen. Schade, dass sowas passiert. Aber damit muss ich mich auseinandersetzen“, sagte Gomez, der ziemlich sensibel ist. In seinem 54. Länderspiel könnte er mit seinen Treffern 24 und 25 endlich diesen schweren Rucksack abgelegt haben. Er hat nun alle drei deutschen Turniertreffer erzielt und das Team von Bundestrainer Joachim Löw damit maßgeblich mitgetragen.

Ein Vorurteil hing Gomez immer an. Bundesliga okay, Champions League okay, aber Nationalelf? In der Liga waren es in den vergangenen zwei Jahren in 65 Spielen 54 Tore, in der vergangenen Saison alleine 43 Pflichtspieltreffer. Alles beeindruckende Werte. Nur in der Nationalelf erzielte Miroslav Klose die wichtigen Tore. Bei der EM 2008 zum Beispiel eines beim 3:2 im Viertelfinale gegen Portugal, bei der WM 2010 im Achtelfinale eines gegen England beim 4:1 und zwei beim 4:0 gegen Argentinien im Viertelfinale.

Während dieser Zeit bekam Gomez immer wieder die Brosamen, wenn Klose nicht spielte. Und er knabberte vielleicht immer noch an seinem Trauma. „Der Mario hat ja auch schon mal in der Nationalmannschaft am Boden gelegen. 2008 bei dem Turnier hat er eine Chance versemmelt. Letztendlich hat ihn das ein bisschen aus dem Rhythmus gebracht, er hat ein bisschen das Selbstvertrauen verloren“, sagte Löw zum Gruppenspiel gegen Österreich (1:0), als Gomez den Ball aus wenigen Zentimetern nicht über die Linie brachte.

Gomez gestand einmal ganz offen, dass ihn diese Szene im Schlaf verfolgt habe. Mit Charkiw könnte er diesen Alptraum loswerden. „Im Moment haben wir das Gefühl, wenn wir den Ball nach vorne geben, ist der Mario da. Und im 16er ist er ein Weltklassespieler“, sagte Bastian Schweinsteiger, der seinem Klubkollegen beide Tore auflegte. „So ähnlich ist ja auch Didier Drogba, der ist ja auch ein großer Spieler.“ Beim FC Chelsea, der den Bayern die Champions-League-Krone wegschnappte.

Viel höheren Wert werden die Aussagen und Haltung von Miroslav Klose haben, der sich in den Dienst von Gomez stellt. „So wie er mich 2008 und 2010 unterstützt hat von der Bank, so versuche ich jetzt ihn zu unterstützen. Ich habe schon öfter betont, dass er ein Weltklassespieler ist“, sagte Klose. Es kann durchaus sein, dass mit den ersten drei EM-Toren von Gomez ein Wachwechsel stattgefunden hat auf der Mittelstürmer-Position der Nationalelf. (dapd/dpa)