Manager Michael Preetz dürfte durch die Wiederwahl von Präsident Werner Gegenbauer seinen Job gerettet haben. Den wird er sehr wahrscheinlich in der 2. Liga fortsetzen, denn die Hertha-Fans stimmten gegen einen weiteren Rechtsstreit und damit für den endgültigen Abstieg.

Berlin. Als der alte und neue Präsident Werner Gegenbauer um 2.48 Uhr vor einem überdimensionalen Hertha-Trikot für die Kameras posierte, huschte ein Lächeln über das müde Gesicht von Michael Preetz. Nach der fast achtstündigen Mitgliederversammlung war dem Berliner Manager die Erleichterung über die Wiederwahl seines stärksten Fürsprechers deutlich anzumerken. Preetz darf seinen Job wohl auch in der kommenden Saison ausüben - aber das sehr wahrscheinlich in der 2. Liga. Denn die Fans haben genug vom Rechtsstreit und der Ungewissheit und stimmten für den endgültigen Abstieg.

Die Mehrheit der Mitglieder votierte Dienstagnacht gegen einen Gang vor das DFB-Schiedsgericht, um die Wertung des Relegations-Rückspiels bei Fortuna Düsseldorf (2:2) erneut anzufechten. Diese Fan-Empfehlung wollen die Klubchefs bei ihrer Entscheidung mit einfließen lassen. Zunächst wolle man aber die schriftliche Urteilsbegründung des DFB-Bundesgerichts abwarten.

Die Hertha-Anhänger straften die Verantwortlichen für den Abstieg nicht ab, denn Gegenbauer gewann den Machtkampf klar. „Zeit für Veränderung“ - mit diesem Wahl-Motto war die Opposition angetreten, doch bei Hertha bleibt selbst nach einem Katastrophenjahr alles beim Alten.

„Die Mitglieder haben mit diesem Votum sehr viel Weitsicht bewiesen. Das stimmt mich froh“, sagte Preetz, der sich im Saal 1 des Kongresshauses ICC viele Pfiffe, Buhrufe und kritische Nachfragen gefallen lassen musste. „Wir haben uns gestellt und aufgezeigt, wie es weitergehen soll. Das habe ich von der so genannten Opposition nicht gehört“, wetterte der 44-Jährige.

Wenn die Fans aber nur über die Zukunft des Managers hätten abstimmen dürfen, wäre die Zeit des ehemaligen Torjägers bei Hertha wohl abgelaufen. Zwei peinliche Abstiege, ein geglückter Aufstieg, fünf verschlissene Trainer - die bisherige Bilanz des Nachfolgers von Dieter Hoeneß ist „keine gute“, wie selbst Gegenbauer zugeben musste.

Gerettet hat den Manager nicht die Vorstellung des neuen Trainers Jos Luhukay, der mit viel Beifall in die Hertha-Familie aufgenommen wurde, auch nicht die Enthüllung des neuen Trikots mit der von vielen Fans gewünschten „Fahne pur“ auf der Brust. Preetz sitzt vor allem deshalb wieder fest im Sattel, weil Gegenbauer im Vorfeld erklärt hatte, dass es ihn nur im Paket mit Preetz geben werde. „Er hat die Mitglieder damit erpresst“, sagte Ex-Profi Michael Sziedat, der als Präsidiums-Kandidat zwar scheiterte, für diese Aussage aber viel Beifall erntete.

Da es der Opposition jedoch an einem tragfähigen Konzept für die Zukunft fehlte, hielten die Mitglieder an der bisherigen Führung fest. Gegenbauer wurde mit 73,2 Prozent Ja-Stimmen für vier weitere Jahre ins Präsidentenamt gewählt. „Die Wahl war ein Vertrauensvorschuss, aber auch eine Verpflichtung, Hertha wieder in die Spur zu bekommen“, sagte Gegenbauer einen Tag nach seinem 62. Geburtstag.

In Thorsten Manske bekam der Unternehmer auch seinen vorgeschlagenen Kandidaten für den Stellvertreter-Posten durch. Ins achtköpfige Präsidium wurde in Ingmar Pering lediglich ein Funktionär gewählt, der sich zuvor öffentlich gegen die Weiterbeschäftigung von Preetz ausgesprochen hatte.

Preetz darf seine ganze Energie also in die Planung für die kommende Saison stecken. Die wird Hertha höchstwahrscheinlich in der 2. Liga bestreiten. In der 2. Liga wird der Spieleretat von 27 auf 13 Millionen Euro mehr als halbiert. Die Planungen des mit 34,7 Millionen Euro verschuldeten Klubs sehen für die kommende Saison ein Minus von 13,2 Millionen Euro vor, das jedoch durch Transfereinnahmen verkleinert werden kann.