Sollte der VfL Wolfsburg den deutschen Meister-Titel gewinnen und seinen Helden in der VW-Stadt ein Denkmal gesetzt werden: Grafite und Edin Dzeko müssten dafür Modell stehen. Denn ohne seine beiden unwiderstehlichen Angreifer würde der Werksclub 180 Minuten vor dem Saison-Abpfiff nie und nimmer Bundesliga-Primus sein und vom größten Triumph der Vereinsgeschichte träumen dürfen.

„Das ist Qualität – und Qualität setzt sich eben durch“, lobte VfL-Trainer Felix Magath seine Torjäger am Dienstagabend nach dem 3:0 (1:0) über Borussia Dortmund, dem 14. Sieg im 15. Heimspiel der Saison. BVB-Trainer Jürgen Klopp fand noch eine Steigerung: „Wahnsinns-Qualität.“ Völlig zu Recht. Grafite und Dzeko waren wie so oft in dieser Saison an allen VfL-Toren beteiligt. Zunächst legte der Brasilianer im Verein mit seinem Landsmann für den Bosnier zur Führung auf (15.). Der bedankte sich seinerseits mit einem präzisen Zuspiele, das Bundesliga-Torjäger Nummer eins Grafite zu seinem 24. Saisontreffer nutzte (47.). Schließlich fanden sich beide noch einmal, und Dzeko schoss zum Jubel der 30000 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen Arena zu seinem 21. Treffer ein (85.).

Damit hielten sich die Wolfsburger die Bayern exakt mit jenen zwei Toren vom Leib, die sie schon vor dem Spieltag vorn waren. „Gott sei Dank ist uns das gelungen. Es geht jetzt nicht mehr nur darum, zu gewinnen, sondern auch darum, Tore zu schießen. Das Torverhältnis kann ja noch sehr wichtig werden“, bestimmte Grafite den Stellenwert des Siege über die zuvor in sieben Partien siegreichen Borussen.

Andere „Leitwölfe“ hatte einen weiteren wichtigen Aspekt ausgemacht. „Nach dem Stuttgart-Spiel wurde alles schlecht geredet. Wir haben gezeigt, dass das nur ein Ausrutscher war“, meinte Marcel Schäfer und freute sich: „Wir haben den Willen gehabt, hier zu gewinnen, das hat man gemerkt.“ Magath registrierte das ebenso aufmerksam: „Viele haben uns schon auf die Verliererstraße gesetzt. Die haben sich getäuscht. Das ist jetzt ein psychologischer Vorteil für uns.“

Den wollen die Wolfsburger nun am Samstag auch mit ins 90 Kilometer entfernte Hannover in das Derby nehmen, das von eingefleischten „Roten“ ob seiner jungen Geschichte als solches gar nicht angenommen wird. Egal. „Wir müssen einfach versuchen, die letzten beiden Spiele alles zu geben, um auch am Ende ganz oben zu stehen“, gab Dzeko die Marschroute aus.

„Staubsauger“ Josué wird bei Teil eins der finalen Übung allerdings fehlen. Der Kapitän ist nach seiner fünften Gelben Karte für eine Partie gesperrt.

Sorgen hat auch BVB-Trainer Jürgen Klopp, dessen Zug auf dem Weg in das internationale Geschäft ins Stocken gekommen ist. Die Niederlage beim Meisterkandidaten nahm er denn noch nicht zu tragisch. „Meine Mannschaft hat nicht wahnsinnig viel falsch gemacht. Wir haben einen sehr ordentlichen Ball gespielt und Wolfsburg vor größere Probleme gestellt“, befand er unaufgeregt. Und auch den Platzverweis für Kevin-Prince Boateng (75.) wegen groben Foulspiels ordnete Klopp ohne Emotionalitäten gebührend ein: „Es ist unsere Aufgabe, zu sehen, wie man dem Jungen helfen kann.“