Hamburg. AEG muss Zukunft von Mitarbeitern, Trainingshalle und Clublogo klären. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Freezers-Aus.

Nachdem Geschäftsführer Uwe Frommhold am späten Dienstagabend die Entscheidung von Clubeigner Anschutz Entertainment Group (AEG) verkündet und damit das Aus für die Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) offiziell gemacht hatte, begann am Mittwochmorgen um 9.30 Uhr die Abwicklung der Spielbetriebs GmbH, indem Frommhold Gespräche mit den Mitarbeitern führte und ihnen die fristgerechten Kündigungen überbrachte. Doch wie geht es nun weiter? Das Abendblatt versucht Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie geht es mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und Spielern weiter?

Allen 18 Mitarbeitern und den 22 für die Spielzeit 2016/17 unter Vertrag stehenden Profis wurde gekündigt. Um die juristische Abwicklung kümmert sich seit Tagen der Berliner AEG-Anwalt Olaf Brüll. Den Mitarbeitern sollen nach Möglichkeit neue Jobs im Unternehmen angeboten werden. Bis auf Geschäftsleitungsmitglied Thomas Bothstede und Pressesprecher Sebastian Stolz, der auch für die Barclaycard Arena die Medienarbeit macht, droht allerdings allen die Arbeitslosigkeit. Die Spieler sind ab sofort vertragsfrei und können sich neue Clubs suchen. Kapitän Christoph Schubert wird mit den Nürnberg Ice Tigers in Verbindung gebracht, Gleiches gilt für Verteidiger Sean Sullivan. Die Krefeld Pinguine haben Interesse an Angreifer Marcel Müller. Nationalstürmer Thomas Oppenheimer ist bei Meister Red Bull München im Gespräch, WM-Teilnehmer Jerome Flaake dürfte ebenso schnell einen neuen Arbeitgeber finden wie Toptalent Nico Krämmer.

Haben die Spieler und Mitarbeiter eine Chance, eine Abfindung zu erwirken?

Die AEG geht nicht davon aus. Die Spielerverträge, heißt es, seien an den Erhalt einer Lizenz gekoppelt. Da diese nicht beantragt wurde, treten die Kontrakte gar nicht erst in Kraft. Dennoch werden sicherlich einige einen Arbeitsrechtler zur Beratung hinzuziehen. Betreuer Willi Schiefer, der elf Jahre für die Freezers arbeitete, kündigte bereits an, sich einen Anwalt nehmen zu wollen. Unzweifelhaft wartet auf die Freezers eine logistische Herausforderung. Neben den Arbeitsverhältnissen müssen auch die Spielerwohnungen, Büros und Trainingsräume aufgelöst werden. Bis Ende August soll der Prozess abgeschlossen sein.

Wie geht es mit den Arenen weiter?

Wie schwer das Freezers-Aus die Trainingshalle Volksbank-Arena treffen wird, ist schwer abzuschätzen. Mit dem HSV Handball und den Freezers sind die zwei Teams Geschichte, für die der von der Alexander-Otto-Sportstiftung mit 15 Millionen Euro finanzierte Bau und Betrieb gedacht war. Fakt ist: Nur mit Breitensport ist die im November 2008 eröffnete Arena nicht zu finanzieren. Bislang ist es so, dass die AEG 75 Prozent des Verlustes übernahm, die Alexander-Otto-Sportstiftung 25. Ob die AEG die Arena weiter betreiben wird und ob die Volksbank Namensgeber bleibt, wird sich in den kommenden Monaten klären. Der dänische Sportartikelhersteller Hummel, zuletzt Ausrüster der Freezers, wird seine Pläne, den Fanshop in der Volksbank-Arena zu übernehmen, wohl kaum umsetzen.

Leitartikel: Lehren ziehen!

In der Barclaycard Arena will Geschäftsführer Frommhold in Zukunft ohne ein sportliches Hometeam arbeiten. Die AEG-Verantwortlichen als Arena-Eigner sind überzeugt, die 2002 in Betrieb genommene Multifunktionsarena auch ohne festen Ankermieter profitabel betreiben zu können. Die genauen Pläne dürften in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden.

Was passiert mit dem Namen Hamburg Freezers und dem Clublogo?

Wer die Markenrechte an den Freezers besitzt, konnten die AEG-Verantwortlichen am Mittwoch nicht verifizieren. Die meisten Rechte liegen wohl bei der Spielbetriebs GmbH, deren einziger Gesellschafter die AEG ist. Möglicherweise sind aber auch noch an der Logogestaltung beteiligte Werbeagenturen zu bedenken. Ist die Rechtefrage geklärt, wird entschieden, was mit dem Namen, dem Logo und dem ebenfalls geschützten Slogan „Der Norden sind wir“ passieren soll.

Wofür werden die von den Unterstützern zugesagten 1,25 Millionen Euro an Spenden nun verwendet?

Die rund 20 Unternehmen, die 650.000 Euro eingebracht hätten, hatten lediglich Absichtserklärungen unterzeichnet. Das Geld wird nun natürlich nicht fließen. Wie die 532.952 Euro, die 3319 Unterstützer beim Crowdfunding auf der Internetplattform fairplaid.org bereitstellten, verwendet werden, soll in den nächsten Tagen besprochen werden. Grundsätzlich kann jeder Spender sein Geld zurückfordern. Allerdings ist auch denkbar, dass die Summe für den Erhalt des Nachwuchs-Eishockeys in Hamburg, das die Freezers gemeinsam mit dem HSV aufgebaut hatten, genutzt wird. Ob die Jugendteams bestehen bleiben, ist ebenfalls noch unklar.

Wie reagiert die Deutsche Eishockey- ­Liga auf das Aus der Freezers?

Mit Enttäuschung. Alle Konkurrenten hätten den Standort Hamburg gern auch weiterhin in der Liga gesehen. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagte: „Wir haben bis zuletzt gehofft, dass sich doch noch ein Retter findet oder bei AEG ein Umdenken einsetzt. Man darf aber bei allem Ärger auch nicht vergessen, dass Anschutz 14 Jahre lang ein sehr verlässlicher Partner war und sehr viel für das Eishockey in Hamburg getan hat.“ Sollte in der Stadt in Zukunft neues Interesse an einer DEL-Teilnahme bestehen, „werden wir im Rahmen unserer Regularien alles tun, um den Standort Hamburg wieder aufzunehmen“, versprach er. Außer den Freezers bewarben sich alle anderen 13 DEL-Teams fristgerecht um eine Lizenz, zudem gab es von den Fischtown Pinguins Bremerhaven, kurioserweise Zweitliga-Kooperationspartner der Freezers, einen Antrag auf Lizenzerteilung. Wird diesem stattgegeben, rückt der Club für die Freezers nach.

Wird es eine Abschiedsveranstaltung für die Fans geben?

Nein. Die Freezers werden auf ihre eigene „Beerdigung“ verzichten. Es fehlt an Zeit und Personal, um eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, zudem erscheint die emotionale Belastung als zu hoch.